Innenstadt Klagenfurt
Gassenverkauf soll raus aus Stadtkern: Bald leere Fußgängerzone?
Keine Verkaufsstände mehr vor den Geschäften in der Fußgängerzone? Wenn es nach FPÖ-GR Andreas Skorianz geht, sollen die meisten weg.
KLAGENFURT (vep). Da gehen bei den betroffenen Innenstadthändlern die Wogen hoch: Im nächsten Verkehrsausschuss der Stadt Klagenfurt wird ein Antrag von FPÖ-Klubobmann Andreas Skorianz, eingebracht in seiner Funktion als Gemeinderat, diskutiert, der die Gassenverkaufsstände in der Fußgängerzone drastisch reduzieren und einschränken will. Sprich: Deutlich weniger Verkaufsständer mit Waren vor den Eingangsbereichen der Geschäfte im Sinne einer geordneten und attraktiven Innenstadt.
Schon im November 2018 brachte Skorianz diesen Antrag bei einer Gemeinderatssitzung ein, dieser wurde jedoch an den zuständigen Ausschuss weitergeleitet, dessen Sitzung nun bevorsteht.
"Alle paar Meter billige Abverkaufsware"
In dem Antrag - er liegt der WOCHE vor - spricht Skorianz konkret die Wiener- sowie Kramergasse an, da hier Gassenverkaufsstände ein Hindernis darstellen würden, was sich durch eine Evaluierung der Polizei bestätigt hätte. Es mache in den engen Gassen kein Bild, wenn "alle paar Meter billige Abverkaufsware den Weg verstellt." Das trübe das Flanieren und Genießen in der schönen Altstadt.
Kahlschlag für die Innenstadt
Naturgemäß steigt die Innenstadtwirtschaft ob eines solchen Vorschlages auf die Barrikaden: Heftige Kritik an Ankündigungen der FPÖ, die Verkaufsstände in der Klagenfurter Fußgängerzone zu reduzieren, kommt nun von den Vertretern der Innenstadtbetriebe, wie von IG-Innenstadt-Vorstand Gregor Grüner vom gleichnamigen Modehaus: „Eine attraktive City lebt vom Mix aus Geschäften, Gassenverkaufsständen und Gastronomie, die zum Verweilen, Flanieren und Shoppen einladen. Was wir sicher nicht brauchen, sind Durchzugsgassen in der Fußgängerzone, wie sie offenbar der FPÖ vorschweben."
Leerstände wieder um 2,4% gestiegen
Erst vor wenigen Tagen habe eine neue Studie des Beratungsunternehmens "Standort&Markt" für Bestürzung unter den Klagenfurter Händlern gesorgt: Der Leerstandssaldo bei den Geschäftslokalen ist mit Plus 2,4 Prozent die höchste Zunahme einer österreichweiten Erhebung unter 22 bedeutenden innerstädtischen Geschäftsbereichen.
Wirtschaftsbund: Politik muss die dringenden Probleme angehen!
Wirtschaftsbund-Bezirksobmann Max Habenicht: „Das sind die Probleme, um die sich die Politik dringend kümmern muss – der Magistrat habe diesbezüglich eine Verordnung erlassen, diese müsse lediglich kontrolliert werden“, erklärt Habenicht.
Einkaufsmeile "Klagenfurt Ost" schafft Probleme
Die aktuelle Analyse fördere allerdings auch einen der Auslöser für die schwierige Situation der Klagenfurter Innenstadtwirtschaft zutage: „Mit der Völkermarkter Straße (Klagenfurt Ost) hat die Stadt mit einer Verkaufsfläche von ca. 154.000 m² hinter Vösendorf (NÖ) die zweitgrößte Fachmarktagglomeration Österreichs aufzuweisen“, schreiben die Autoren von Standort&Markt.
"Nicht mit Kahlschlags-Ideen Innenstadthändlern noch weiter zusetzen"
Habenicht: „Wenn man bedenkt, dass die Shopping City Süd im Speckgürtel einer Millionenstadt liegt, wird einem schnell klar, welche ungeheuren Fehler in der Stadtplanung und Raumordnung in der Vergangenheit passiert sind, mit denen die Klagenfurter Innenstadt heute zu kämpfen hat. Aufgabe der Politik ist es, hier durch besonders innenstadtfreundliche Maßnahmen gegenzusteuern und nicht den Händlern mit weltfremden Kahlschlagsideen das Leben noch schwerer machen.“
FPÖ-Stadtparteiobmann Germ: "Breite Diskussion zulassen!"
Von der WOCHE angesprochen auf den Gemeinderats-Antrag von FPÖ-Klubobmann und Gemeinderat Andreas Skorianz, die Gassenverkaufsstände in der Fußgängerzone drastisch einzuschränken, sagt FPÖ-Stadtparteiobmann Wolfgang Germ: "Dies ist ein sehr sensibles Thema, bei dem man unbedingt eine breite Diskussion zulassen sollte, bevor tatsächlich etwas entschieden wird."
"Wirtschaft einbinden"
Laut Germ sollten alle betroffenen Wirtschaftstreibenden bzw. auch deren Interessenvertreter wie Wirtschaftsbund, Wirtschaftskammer und IG Innenstadt, aber auch Tourismus eingebunden werden. Germ: "Da ist höchste Sensibilität geboten, denn wenn jemand etwas ausstellen will, kann man nicht plötzlich sagen, ,das geht nicht mehr'."
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