Klagenfurt vor 25 Jahren
Grüne Trasse, unser Lindi und die Hamburger

Der Lindwurm über den Dächern von Klagenfurt | Foto: Gert Eggenberger
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  • Der Lindwurm über den Dächern von Klagenfurt
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Das bewegte die Menschen vor 25 Jahren im Gründungsjahr der Woche: Heftige Proteste vor Trasseneröffnung, ein rostender Lindi und Wirbel bei den Hamburger Fischtagen am Neuen Platz.

Die Autobahnumfahrung der Landeshauptstadt Klagenfurt ist heute nicht mehr wegzudenken. Viele Jahre vor der Eröffnung wurde heftig diskutiert. Natürlich mangelte es wieder einmal an einem: am lieben Geld. Selbst die Klagenfurter Stadtzeitung konnte sich einen kritischen Seitenhieb Richtung Bund in Wien nicht verkneifen und schrieb "Geldknappheit beim Bund (zumindest was Kärnten betrifft)" in seinem Artikel zur feierlichen Eröffnung der Autobahnumfahrung im Mai 1996. 

Die feierliche Eröffnung im Mai 1996 | Foto: Gert Eggenberger

Hohe Kosten

Immerhin hatte der Autobahnabschnitt zwischen Klagenfurt-Nord und Klagenfurt-Ost 1,7 Milliarden Schilling gekostet. Insgesamt kam es zu einem Kostenaufwand für die Autobahnumfahrung Jerolitschknoten und Hörtendorf in der Höhe von 3,5 Milliarden Schilling. Besonders stolz war die Stadt darauf, dass eine Million Euro beim Autobahntrassenbau in Umweltschutzmaßnahmen gesteckt wurde. Die Stadt sprach damals von einer "grünen Autobahn".

Foto: Gert Eggenberger

Trasse unter den Toten durch?

Wie "grün" war die Autobahn wirklich? "Wir haben damals verlangt, dass zumindest die Hälfte der Strecke untertunnelt sein muss", sagt der damalige einzige Grüne Gemeinderat Reinhold Gasper. Eine der geplanten Trasse wäre über den Maria Saaler Berg bis hin zu Blumen Germ über die St. Veiter Straße verlaufen. Sogar in Lendorf wäre die Autobahn nicht untertunnelt geplant gewesen. "Wir haben Unterschriften gesammelt, haben uns an den geplanten Trassenrouten stationiert und die Bürgerinnen und Bürger informiert, dass hier die Autobahn verlaufen würde", erinnert sich Gasper. Es gab mehrere kleine, aber dafür sehr aktive Bürgerinitiativen. Das zeigte Wirkung: mehr als die Hälfte der Strecke ist untertunnelt. Eine Trassenführung hätte unter dem Annabichler Friedhof führen sollen. Allein der Gedanke unter den Toten zu fahren, sorgte bei den Klagenfurtern für Schaudern. Die doppelte geführte Tunnellösung war Jörg Haider ein Dorn im Auge. Dieser bezeichnete die zwei Tunnelrohre als "zu teuren Lausbubenstreich". Die Straßenplaner des Landes waren gegen eine großzügige Untertunnelung. "Für Fuchs und Hase bauen wir keinen Tunneln", hieß es vom damaligen Straßenbaureferent. An die feierliche Eröffnung am 23. Mai 1996 erinnert sich Gasper noch mit Freude: "Das Schönste war es dann durch die drei Kilometer durch den Ehrenbergtunnel mit dem Fahrrad zu fahren, war das kalt!"

Foto: Gert Eggenberger

Flieg, Lindi, flieg!

Klagenfurt ohne sein Wahrzeichen – den Lindwurm? Das hat es vor 25 Jahren gegeben. Doch nicht nur das: Im Zuge der Restaurierung legte der steinerne Drache eine Flugrunde ein: Im September 1996 durchlebten der Lindwurm und sein Bezwinger, Herkules, eine drei Jahr dauernde Trennung. Der keulenschwingende Lindi-Bezwinger kam von einer Schönheitskur aus Wien zurück. Bevor es zur Wiedervereinigung kam, mussten die tonnenschweren Wahrzeichen per Kran wieder an ihre vorgesehenen Standort mit einem Kran gehievt werden. Herkules erhielt seine Erneuerungskur in den Werkstätten des Wiener Bundesdenkmalamtes. Zudem wurden noch das Wappen, das Brunnengitter und die Stufenanlage restauriert.

Foto: Gert Eggenberger

"Husch-Pfusch" in den 70ern

Woche-Redakteurin Kerstin Amenitsch hat in der Mai-Ausgabe 1996 der WOCHE ausführlich und detailliert über die aufwändigen Restaurierungsarbeiten von Klagenfurts 400 Jahre alten Wahrzeichen berichtet. Der Lindwurm wurde nämlich hinter einer roten Schachtel vom Restauratoren-Team unter der Leitung von Klaus Wedenig restauriert. Gut ging es dem Lindi in den 90er Jahren gar nicht. Bei der vorigen Restaurierung in den 70er-Jahren wurden die falschen Materialien – Eisen und Porozell – verwendet. Die Kulturabteilung musste eingestehen: "Es war damals halt eine Husch-Pfusch-Aktion". Dass der Lindi zu rosten begann, war dem Eisen geschuldet. Dieses wurde aufwändig aus dem Wurm aus Kreuzbergl-Schiefer von den Experten herausgekitzelt. Erst 1997 konnten die Restaurierungsarbeiten vollständig abgeschlossen werden.

Lindi durfte einmal die Welt von oben sehen. | Foto: Gert Eggenberger
  • Lindi durfte einmal die Welt von oben sehen.
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Übermütige Drachenreiter

Der Schwanz des Lindwurms wurde in den letzten 400 Jahren mehrfach in Mitleidenschaft gezogen. Lindwurmkenner wissen: Der Schwanz fiel fast herunter als Anfang des 19. Jahrhunderts übermütige französische Soldaten auf dem Drachenschwanz gesessen sind. Zurzeit sieht man immer wieder Videos auf der beliebten Instagram Plattform Klagenfurter Elite übermütige Klagenfurter auf dem Lindwurm reiten. Dass der stolze Klagenfurter es nicht gerne sieht, wenn man sein Wahrzeichen besteigt, ist ein ungeschriebenes Gesetz. Hier gilt: ansehen, aber nicht anfassen!

Nach Schönheitskur in Wien landete Drachbezwinger in Klagenfurt. | Foto: Gert Eggenberger
  • Nach Schönheitskur in Wien landete Drachbezwinger in Klagenfurt.
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Backfisch-Rutsche

Wer kann sich noch an den Hamburger Fischmarkt erinnern. Im September vor 25 Jahren dockte der Hamburger Fischmarkt erstmals in Klagenfurt an. Die Skepsis war wie man die Klagenfurter kennt groß. Doch der Publikumsandrang überraschte selbst die Initiatoren. 200.000 Kärntner konnten dem Lockruf von Calamari, Backfisch oder Scampi nicht widerstehen. Bei so einem großen Erfolg waren Neider nicht weit. Unternehmer mokierten sich über mutmaßliche ungerechtfertigte Förderungen und Steuernachlässe. Stadtrat Zwick musste in die Defensive gehen. "Kein Wort davon ist wahr", sagte dieser. Die Hamburger Fischtage waren eine Mischung aus Fischverkauf und Jahrmarkt. Im darauffolgenden Jahr gab es noch einen Fischmarkt. Doch mit den Jahren schwand das Interesse an den Hamburger Fischtagen. Es soll auch nicht alles ganz sauber gewesen sein. Gerade nachdem die Fischhändler nach einem mehrtägigen Fest abzogen waren, soll der Neue Platz nicht ganz sauber hinterlassen worden sein.

Sonntags bei den ersten Hamburger Fischtagen am Neuen Platz | Foto: Foto-Fritz
  • Sonntags bei den ersten Hamburger Fischtagen am Neuen Platz
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Bio: immer schon gefragt

Eine Institution, die sich bis heute gehalten hat, ist der Biobauernmarkt. Mitte der 90er-Jahre war Bio noch ein kleines zartes wachsendes Pflänzchen. Am 2. Februar 1996 war es dann in Klagenfurt am Pfarrplatz soweit: der Verein Rundum G'sund, eine Gemeinschaft von Biobauern und Konsumenten forderten schon lange die Möglichkeit zur Durchführung eines Bio-Bauernmarktes. Immer freitags fand der Biobauernmarkt anfangs mit zwölf Kärntner Betrieben statt. Heutzutage ist der Bio-Boom allgegenwärtig. Hochwertige Bioprodukte von den Bauern aus der Region erfreuen sich immer noch großer Beliebtheit. Nur findet der Bio-Bauernmarkt immer freitags in der Kaufmanngasse statt.

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