Kärntner über „Heimat“ Südafrika

Der Ebenthaler Christian Neuberger wanderte vor 15 Jahren nach Südafrika aus. Der Manager ist überzeugt, dass die Fußball-WM einzigartig wird.

Die Geschichte beginnt wie so viele Episoden über Auswanderer. In diesem Fall damit, dass Christian Neuberger (44) für ein halbes Jahr aus beruflichen Gründen nach Südafrika gehen wollte. Geworden sind es für den Kärntner bereits 15 Jahre.
Aufgewachsen ist Christian Neuberger in Ebenthal bei Klagenfurt, für ein BWL-Studium übersiedelte der Absolvent des BG/BRG Lerchenfeld dann nach Wien. Nach Abschluss des Studiums brachte ein Engagement bei Casinos Austria Reisen durch ganz Europa und einen mehrmonatigen Aufenthalt in Australien mit sich.
1995 ergab sich die Möglichkeit, beim Aufbau von Spielcasinos in Südafrika mitzuarbeiten, da damals neue Casinolizenzen vergeben wurden. „Ich war jahrelang als Regional Manager für Casinos Austria tätig, seit 2003 bin ich Chief Operating Officer von Gold Reef Resorts, zuständig für die effiziente Führung der Betriebe und den Aufbau neuer Projekte“, berichtet Neuberger. Gold Reef ist jetzt eines der größten Glücksspielunternehmen in Südafrika, mit 5.000 Mitarbeitern.
Seine Freizeit verbringt Christian Neuberger mit seiner Frau Nicoletta, einer gebürtigen Italienerin, und seinen Kindern: Jason (19) und Sebastian (18) aus der ersten Ehe von Nicoletta sowie der gemeinsamen Tochter Isabella (11). Dazu kommt noch eine ganz Reihe von Haustieren: „Zwei Schäferhunde, Papagei, Schlange, Chamäleon und Schildkröte.“
Den Reiz Südafrikas kann der gebürtige Kärntner nur schwer beschreiben, er schwärmt aber von kosmopolitischen Großstädten, dem Zusammenleben ethnischer Gruppen und dem relaxten Lifestyle. „Johannesburg liegt auf 1.700 Metern Seehöhe, zu heiß wird es also auch im Sommer nicht.“
Die Vorfreude auf die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika wird größer, WM-Fieber stellt sich ein. „Viele Firmen haben Fußball-Freitage eingeführt, da tragen die Mitarbeiter das Trikot ihrer Lieblingsmannschaft.“ Und auf den Straßen sieht man immer mehr Autos mit Fußballfahnen. Neuberger ist sicher, dass die Veranstaltung ein Erfolg wird, auch Rugby World Cup und Confed-Cup wurden ohne große Probleme abgewickelt. „Die Fußballfans werden eine tolle WM und gastfreundliche Menschen erleben.“ Multikulturelles Flair und der Klang der ‚Vuvuzelas‘ garantieren eine besondere Atmosphäre. Neuberger wird sich das Eröffnungsspiel live im Stadion ansehen. Eines der größten Probleme Südafrikas ist der eklatante Unterschied zwischen Arm und Reich. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 30 Prozent, die Widersprüche in der Gesellschaft führen zu hoher Kriminalität, oft verbunden mit Gewalt.
Das spiegelt sich auch in der Art des Wohnens wider, mit „abgesperrten Wohngegenden, hohen Mauern, Elektrozäunen, Alarmanlagen und Wachhunden als Haustiere.“ Seit einiger Zeit hat die Familie ein Wochenenddomizil auf einer Wildfarm. „Es ist einfach ein großartiges Erlebnis, wenn man in der Früh den Vorhang öffnet und eine Giraffenfamilie beim Fenster hineinschaut“, erzählt Neuberger grinsend.
Die Vielfalt des Landes lässt ihn auch nach all den Jahren nicht los, von den Weinfarmen rund um Kapstadt bis zu großartigen Golfplätzen, Küstenlandschaft und Nationalparks.
Der Kontakt zu Familie und Freunden in Kärnten lässt sich dank PC und Skype gut aufrecht halten. Sonntagvormittags steht stets ein Anruf der Eltern am Programm, „die nehmen schon mal den Laptop mit in den Garten, um mir zu zeigen, wie herrlich alles blüht.“ Zumindest eine Woche Heimaturlaub geht sich jedes Jahr aus, denn Sommer am Wörthersee und das Skifahren im Winter fehlen ihm.
W. Fercher