Alte Ansichten
Klagenfurts prägende Frauen
Die Landeshauptstadt kann stolz auf Frauen blicken, die Klagenfurt wahrlich geprägt haben. Wir holen einige in zeitlicher Abfolge vor den Vorhang.
Wir haben sechs Frauen näher unter die Lupe genommen.
Maria Anna Habsburg (1738-1789)
Die Tochter von Maria Theresia war Opfer der damaligen Heiratspolitik. Pockennarbig und wegen einer Wirbelsäulenverwachsung galt sie als „unvermittelbar“. Bei einer Reise nach Innsbruck machte sie in Klagenfurt Halt und wurde von den Schwestern des Elisabethinerinnen-Ordens freundlich aufgenommen. „Ein Bittbrief der ärmlich lebenden Schwestern veranlasste sie, nach Klagenfurt zu ziehen und sich hier neben dem Kloster eine Residenz, heute bischöfliches Palais, zu erbauen“, so Johannes Lebitsch von "Alte Ansichten von Klagenfurt". Bis zum Tod widmete sie sich der Krankenpflege und Armenfürsorge.
Marie Geistinger (1836-1903)
Marie war ein Wunderkind, das schon mit elf Jahren Erfolge auf der Operettenbühne feierte. Sie war Sopranistin auf vielen Bühnen im In- und Ausland. Am Höhepunkt ihrer Karriere übernahm sie die Direktion des Theaters an der Wien. Sie spielte Rosalinde bei der Welturaufführung der „Fledermaus“. „Mit zunehmendem Alter zog sie sich wegen einer akuter werdenden Herzkrankheit auf ihren Alterssitz in der Schiffgasse – heute Tarviser Straße, zurück, wo auch heute noch ein kleines Denkmal an sie erinnert“, so der Experte.
Maria Stauder (1773-1861)
Die Tochter eines Viktringer Müllers heiratete einen um einiges älteren Klagenfurter Bäcker. Nach dessen Tod ging die junge Witwe eine zweite Ehe mit dem Handelsmann Joseph Stauder ein, mit dem sie zwei Wirtshäuser in Klagenfurt betrieb. Als der Mann starb, kaufte sie die „Hirschenwirt Realität“ am Heiligengeistplatz und betrieb ein gut gehendes Gasthaus. „Vom Schicksal ihres behinderten Sohnes gezeichnet, vermachte sie ihr Vermögen wohltätigen Einrichtungen. Die Stadt Klagenfurt erhielt die gesamte Realität und viel Bargeld, das in Form von Stauder-Stipendien an Gemeindarme ausgezahlt wurde. Mit dem Rest des Vermögens wurde 1910 das Stauderhaus gebaut“, so Lebitsch.
Theresia Kuttnig (1839-1912)
Sie war ein Klagenfurter Original, das sich nie ein Blatt vor den Mund nahm. Daher kam auch ihr Spitzname „Ratsch-Thresel“. Sie schaffte es, mit ihren spitzen, scharfzüngigen Bemerkungen ein „must see“ in Klagenfurt zu werden und viele kamen nur deshalb an ihren Gemüsestand, um zu erfahren, was es über die „Reichen und Schönen“ zu erzählen gab. „Frech und unbekümmert drang sie sogar einmal ohne Audienztermin zu Kaiser Franz Josef vor. Sie berreichte dem Monarchen einen Strauß Feldblumen und beindruckte einen mitreisenden Erzherzog so, dass dieser ihr spontan seinen Dackel schenkte“, weiß Lebitsch.
Heidemarie Hatheyer (1918-1990)
Hatheyer wuchs am Heuplatz auf, nachdem sie geheim und unehelich in Villach auf die Welt gekommen war. Am Stadttheater Klagenfurt schnupperte sie erste Bühnenluft und absolvierte eine schauspielerische Ausbildung. Louis Trenker entdeckte sie 1938. Bis 1945 spielte sie auch in einigen heute als „bedenklich“ eingestuften Filmen mit, was ihr nach 1945 zeitweise ein Berufsverbot einbrachte. „In den 50er und 60er Jahren spielte sie mit großem Erfolg in vielen Filmen mit, blieb aber ihrer Bühne immer verbunden“, erzählt Lebitsch.
Ingeborg Bachmann (1926-1973)
Schon in Kindertagen beschäftigte sich Bachmann mit Gedichten und kleinen Musikstücken. Nach dem Studium ging sie eine Beziehung mit Hans Weigl ein. Ihre Karriere ging langsam, aber stetig bergauf, sie wurde zur wichtigsten deutschsprachigen Autorin ihrer Zeit. „1958 traf sie den Schweizer Autor und Architekten Max Frisch, mit dem sie eine mehrjährige, stürmische Affäre verband. Die Trennung war für Bachmann eine Zäsur, sie litt unter psychischen Problemen, schrieb aber trotzdem weiter. Im Laufe der Zeit manifestierte sich eine Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit“, weiß der Historiker. 1973 verstarb sie in Rom, durch die Verletzungen, die sie sich durch einen Brand wegen einer im Schlaf fallengelassenen brennenden Zigarette zugezogen hatte.
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