KULTURTAGE IN ST. MAREIN BEI GRAZ
Unter „Kultur“ wird vielfach das verstanden, was sich in Opernhäusern und Theatern, in Museen und Konzertsälen abspielt. Dementsprechend erschöpfen sich viele Kulturvereine eben darin, Veranstaltungen in genau diesem Sinne anzubieten: mal ein Konzert, mal eine Lesung, dann eine Ausstellung … Zumeist austauschbar, weil importiert und somit auch an jedem anderen Ort zeigbar. Dass es auch anders geht, das beweist seit zwanzig Jahren der St. Mareiner Kulturverein „transkult“, bei dem die Vernetzung und Verknüpfung von Kultur und regionalem Leben, von Kunst und Wirklichkeit, von musischem Anspruch und sozialer Realität selbstverständliche Voraussetzungen sind.
Kultur kann - wenn sie nicht als „schönes Sonntagsvergnügen“ verstanden wird - entscheidend zur Entwicklung des Menschen und damit von Gemeinden und Regionen beitragen. Allerdings nur dann, wenn Kultur als Prozess der Auseinandersetzung verstanden wird und die Menschen nicht zu bloßen Konsumenten einer Kultur degradiert werden; wenn Kultur nicht als „schönes Beiwerk“ verstanden, sondern als wesentliches Lebenselexier gesehen wird, das das Dasein reicher, gehaltvoller, bedeutender macht. Ein so verstandener und praktizierter Kulturbegriff kann den Menschen vor Ort helfen, sich mit der eigenen Geschichte und Entwicklung ebenso auseinander zu setzen wie mit den brennenden Fragen der Gegenwart und Zukunft. Sie kann mithelfen, Lebenssinn und Lebenslust zu ermöglichen, indem sie mithilft, Barrieren abzubauen, soziale Identität zu befördern, passives Verhalten in Handeln umzuwandeln, Erlebnisfähigkeit zu erweitern. Mittels der Kultur werden so Wege gangbar gemacht, auf denen sich eine unmittelbare Beziehung zu den eigentlichen Lebensinteressen der Menschen herstellen lässt, zu ihren Wünschen und Hoffnungen, zu all dem, was die Menschen brauchen, um im Alltag handlungskompetent zu werden und zu bleiben.
Der St. Mareiner Kulturverein „transkult“ versucht diesen Weg des etwas anderen „Kulturanbieters“ seit seiner Gründung vor zwanzig Jahren konsequent zu gehen. Kultur wird als Sache der in der Region lebenden Menschen verstanden. Über kulturelle Aktivitäten sollen sie ermutigt werden, die Gestaltung und Entwicklung der Region - und damit ihrer eigenen Lebenswelt - selbst in die Hand zu nehmen. Die rund 20köpfige Gruppe „transkult“ rund um den momentanen Obmann, den Frauenarzt Oskar Reibenschuh, sieht seine Hauptaufgabe deshalb auch nicht im Anbieten von importierten, austauschbaren (überall statt finden könnenden) Veranstaltungen, sondern viel mehr im Organisieren und Aufbereiten von einzigartigen, unverwechselbaren Aktivitäten. Basierend auf dem, was die Region ausmacht und prägt, mit dem sich die Region Zukunft schaffen kann. Die Menschen (die Regionsbewohner) sollen mit Kultur nicht berieselt werden, um ihnen den Alltag „zu verschönern“. Vielmehr sollen die Menschen, die Regionsbewohner, sich selbst einbringen können, zu kulturellen Aktivisten werden, die mit ihrer Fantasie, ihrer Kreativität, ihrem schöpferischen Reichtum die Region zum einzigartigen kulturellen Spielplatz machen.
So laufen auch viele Aktivitäten von „transkult“ abseits des klassischen Veranstaltungszentrums ab: unter den Leuten, in Wirtshäusern, an öffentlichen Plätzen. Und beschränken sich nicht auf Konzert und Diavortrag, sondern drehen sich um den Alltag und Alltagsgeschichten der Region: ums Essen und Trinken, um Arbeit und Freizeit, um den Umgang miteinander. Bestes Beispiel dafür sind die Anfang Oktober stattfindenden Mareiner Kulturtage, bei denen ein Programm geboten wird, das unmittelbar mit der Region, mit der Gemeinde und den hier lebenden Menschen zu tun hat und das jede Menge Anreiz bietet, sich mit der Wirklichkeit auseinander zu setzen.
Freitag, 4. Oktober 2013, ab 18 Uhr:
ST. MAREIN DURCH‘S KÜCHENFESTER
Fotoausstellung in der Aula der Neuen Mittelschule
Fotos: Helmut Zach
PICKEL-BACHERN - Bilder und Keramiken von Renate und Karin Plesch im Eicherhaus-Keller
TRANSKULINARIUM - Kulinarisch-Musikalisches in den Wirtshäusern „Die Theke“ und „Cafe&Wein“
Samstag, 5. Oktober 2013, 9 bis 18 Uhr:
SOLAR BY TRANSKULT - 30 Jahre Solarenergie in St. Marein - Marktplatz - Kunstaktion am Marktplatz
IS‘ WAS, ALTER? oder: Gedanken einer Mareiner Hausfrau bei der Zubereitung von Weichselmarmelade
Kabarett mit Gabriele Köhlmeier, 19:30 Uhr - Turnhalle
Sonntag, 6. Oktober 2013, 9 bis 13 Uhr:
MAREINER FRÜHSTÜCK - Morgengenuss und Finissage der Ausstellung „Küchenausblicke“
DORF-KLÄNGE - Musikalische Darbietungen von Instrumentalgruppen der Marktmusikkapelle am Marktplatz
KINDER-SPIEL - Kinderprogramm am Markplatz
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