Obdachlos in Klagenfurt
Menschen strafen, die kein Dach über dem Kopf haben?

Obdachlose in Klagenfurt: neue Studie auf Frühjahr verschoben.  | Foto: unsplash/Ev

Ein Dach über den Kopf zu haben, ist keine Selbstverständlichkeit. Nun gibt es auch Ausgangsbeschränkungen. Das haben wir unter die Lupe genommen. 

KLAGENFURT. Obdach- oder Wohnungslosigkeit hat viele Gesichter.  Es sind die Gesichter von Menschen, die oft nach Krankheit, Scheidung und/oder Arbeitsplatzverlust den Halt in der Gesellschaft verloren haben und in die Obdach- oder Wohnungslosigkeit geraten sind. Obdachlosigkeit ist ein überwiegend männliches Phänomen. "80 Prozent der Hilfesuchenden sind in der Tagesstätte Eggerheim männlich, 20 Prozent weiblich, wobei es sich bei den Frauen um eine versteckte Wohnungslosigkeit handelt", informiert Katrin Starc von der 
Fachbereichsleitung Wohnungslosenhilfe im Eggerheim. Die Hilfesuchenden gehören jeder Altersgruppe an, "und zuletzt bemerkten wir eine Zunahme bei jungen Menschen."

Hilfe, so gut es geht

Obdachlosigkeit kostet Kraft und bedeutet Stress. Obdachlosigkeit macht krank und vor allem einsam. "Wir versuchen, so gut es geht zu helfen. Betroffene Menschen, die zu uns kommen, finden tagsüber eine warme Bleibe, Kleidung und ein warmes Mittagessen samt psychosozialer Beratung und Begleitung in unserer Wohnungslosentagesstätte ,Eggerheim‘ in Klagenfurt", so Starc. Das geschieht unter Einhaltung der Covid-Maßnahmen – wie Fieber messen, Hände desinfizieren, Tragen von MNS. Im „Eggerheim“ können obdachlose Menschen auch duschen, ihre Wäsche waschen und sich unter Einhaltung der Sicherheitsvorschriften mit Besuchern austauschen. In der Nacht finden die Betroffenen Aufnahme in der Notschlafstelle (NOST) in der Klagenfurter Bahnstraße, die die Caritas seit 1. November 2020 betreibt.

Bis jetzt: Platz für Alle

Corona-bedingt gibt es in der NOST derzeit 25 Plätze für Männer und fünf für Frauen. "In der Tagesstätte können wir unsere Besuchern gut aufteilen, da wir mehrere Räume haben und es sich um eine geschlossene Gruppe handelt", freut sich Starc.  Bis jetzt konnten alle hilfesuchenden Menschen auch tatsächlich geholfen und ein Platz angeboten werden.   

Geldstrafen für Obdachlose

"Im ersten Lockdown haben wir erlebt, dass obdachlose Menschen, die sich aufgrund verschiedener Umstände im Freien aufgehalten haben, mit Geldstrafen bedacht worden sind", ärgert sich Starc. Sie fragt sich: "Wie zielführend ist es, Menschen zu strafen, die kein Dach über dem Kopf haben?"

Sachspenden werden benötigt 

Das Eggerheim bittet auch dringend um Sachspenden, vor allem für Männer:  Ohropax, Nagelzwicker, Kämme und Bürsten, Deos, Nivea-Creme, Rasierer, Konservendosen (Fertiggerichte, Aufstriche, Fisch), Taschentücher, WC-Papier, Essig...
Die Sachspenden nimmt die  Sachspendenannahme in der Adolf-Kolping-Gasse 6 von Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr oder direkt unser „Eggerheim" in der Kaufmanngasse 6 in Klagenfurt von Montag bis Sonntag – 8 bis 18 Uhr – entgegen.

Neue Studie im Frühjahr 

2019 wurde vom Sozialreferat erstmals eine Studie zur Erhebung der Wohnproblematik in Klagenfurt durchgeführt. Umgesetzt wurde sie von einem Team von Sozialwissenschaftlern aus Vorarlberg und Salzburg, die auf Wohnfragen spezialisiert sind. "In der Studie haben wir uns an der Ethos-Typologie orientiert, die vom Europäischen Dachverband der Wohnungslosenhilfe (FEANTSA) entwickelt wurde", informiert Klagenfurts Sozialreferent Jürgen Pfeiler (SPÖ). Im heurigen Winter hätte die Studie wiederholt werden sollen, weil nur jährliche Erhebungen ein wirklichkeitsgetreues Bild liefern. Wegen Corona muss die Studie nun in den Frühling verschoben werden.
In Klagenfurt sind gemäß der Studie rund 200 Personen wohnungslos. Das heißt, sie leben in prekären Wohnformen (Notschlafstellen, Pensionen, auf der Couch bei Freunden). Obdachlosigkeit bedeutet, dass auch diese sozialen Netze nicht mehr gegeben sind und man auf der Straße lebt und auch keine institutionelle Hilfe mehr annehmen kann oder möchte. "Obdachlose Personen gibt es in Klagenfurt erheblich weniger. Die Studie geht von rund 50 Personen aus, die vor allem in den Sommermonaten obdachlos sind, in den Wintermonaten sinken die Zahlen dann weiter", so Pfeiler. 

Stadt versucht zu helfen 

Die Verringerung von Obdachlosigkeit ist Landessache. Dennoch bemüht sich die Stadt Klagenfurt intensiv, das Problem in der Stadt zu reduzieren. "Es gibt den ehrgeizigen Plan, Obdachlosigkeit innerhalb der nächsten vier Jahre in der Stadt weitgehend aufzufangen", sagt Pfeiler.  Erster Schritt war die letztes Jahr organisierte, Obdachlosenstudie der Sozialabteilung, die im Frühling 2021 wiederholt und dann jedes weiter Jahr durchgeführt werden soll.
Aus dieser Erststudie resultierten zahlreiche Maßnahmen:

  • die Etablierung der Delogierungprävention (eine Kooperation zwischen Stadt und Volkshilfe) um Delogierungen und Wohnungsverlust hintanzuhalten
  • mehr Geld für vorübergehende Wohnprojekte. Die Stadt investiert jährlich rund Euro 400.000 Euro in das Betreute Übergangswohnen in der Platzgasse 18, die Frauennotschlafstelle MUT und das Frauenwohnprojekt „FreiTraum“.
  • Die Caritas Klagenfurt betreibt seit Jahren im Eggerheim eine Tagesstätte für Obdachlose. Die Stadt subventioniert diesen Betrieb jährlich mit Euro 67.000 Euro und im Winter aufgrund der verlängerten Öffnungszeiten mit weiteren Euro 8.000 Euro
  • Ab heurigem Winter wird diese Tagesstätte mit der städtischen Notschlafstelle zusammengeführt. Die Stadt investiert hier ab 2020 jährlich rund Euro 180.000 Euro, um gemeinsam mit der Caritas eine 24-Stunden-Betreuung für Obdach- und Wohnungslose zu gewährleisten.

Innerhalb der "Community" 

Obdachlose sind mündige Individuen. "Sie verbringen ihren Tag meist innerhalb ihrer community, die einen stärkeren Zusammenhalt hat, als man glauben möchte", so Pfeiler. Viele nehmen in den Wintermonaten auch prekäre Wohnverhältnisse in den einschlägigen Pensionen oder bei Bekannten in Kauf. Die meisten Obdachlosen kommen aber in einer der Betreuungseinrichtungen unter.

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