"Nach dem Studium gehe ich zurück"
Ruzhdi Morina (21) verließ vor zwei Jahren seine Heimat Kosovo, um in Klagenfurt zu studieren.
WAIDMANNSDORF (emp). Nach einem Semester BWL-Studium in seiner Heimatstadt Gjilan im Südosten des Kosovo fasste Ruzhdi Morina vor mehr als zwei Jahren den Entschluss, seine akademische Ausbildung in Klagenfurt fortzusetzen.
Bürokratische Hürden
"Ursprünglich wollte ich nach Wien", erinnert sich der 21-Jährige. Die Wahl fiel schließlich auf Klagenfurt. "Auch deshalb, weil mein Onkel in Feldkirchen lebt und er mich in den ersten Monaten unterstützt hat", sagt Morina. Über das Internet erledigte er sämtliche Anmeldungen, um an der Alpen-Adria Universität studieren zu können. "Es gab viele bürokratische Hürden zu überwinden", so Morina.
Uni und Job
Uni und Job
Um sein Leben und die Studiengebühren von rund 750 Euro für nicht EU-Bürger pro Semester finanzieren zu können, arbeitet er geringfügig in der Gastronomie. An der Uni engagiert sich Morina im Referat für Ausländische Studierende, Interkulturalität und Mehrsprachigkeit bei der Österreichischen Hochschülerschaft.
Engagement schon als Schüler
"Während meiner Schulzeit war ich zweiter Schulsprecher und habe an Projekten für Jugendliche teilgenommen." Außerdem ist er politisch aktiv und Mitglied einer kosovarischen Partei, "die sich für mehr Selbstbestimmung in meinem Heimatland einsetzt." Die Gründe, die Heimat zu verlassen, beschreibt Morina als vielfältig: "In erster Linie habe ich keine Perspektive für mich gesehen." Für junge Menschen – rund 50 Prozent der Kosovaren sind unter 26 Jahre alt – gebe es in seiner Heimat nicht so viele Möglichkeiten, was Ausbildung und Jobs betrifft. "Wir benötigen nach wie vor ein Visum, um in andere Länder reisen zu können. Die Arbeitslosigkeit ist enorm", weiß Morina.
100.000 Menschen
"Mehr als 100.000 Kosovaren haben in den vergangenen Monaten das kleine Balkanland verlassen, um in Österreich, Deutschland und der Schweiz Arbeit zu finden", erklärt Morina. Seine Eltern hätten beide einen Arbeitsplatz – "im Kosovo eher Ausnahme als Regel." Wer um die 250 Euro verdiene, "bleibt im Kosovo." Morina plant sein BWL-Studium mit dem Bachelor abzuschließen. "Dann folgt der Master, den ich in Wien oder München machen möchte", schmiedet der Student Zukunftspläne.
Zurück in den Kosovo
Fix sei jedenfalls, "dass ich nach dem Studium in den Kosovo zurückkehren werde." Obwohl er mittlerweile einen großen Freundes- und Bekanntenkreis in Klagenfurt aufgebaut habe, "fühle ich mich im Kosovo mehr als ich selbst."
ZUR PERSON
Name: Ruzhdi Morina
Geburtstag: 28. Oktober 1993
Wohnort: Klagenfurt
Beruf: Student, Kellner
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