Politik in Klagenfurt
"Nächste Station Bürgermeister, Herr Germ?"
Wolfgang Germ ist seit 7. März Vize-Bürgermeister. Er erzählt, was er vor hat, was sich ändert und was nicht.
KLAGENFURT (vep). Seit der Gemeinderatssitzung vergangenen Donnerstag ist Wolfgang Germ (FPÖ) offiziell 2. Vize-Bürgermeister, Christian Scheider Stadtrat. Die WOCHE bat Germ zum Gespräch über Veränderungen, Ziele und Visionen.
WOCHE: Was war das erste, dass sie nach dem Beschluss am Donnerstag gemacht haben?
Wolfgang Germ: Nach der Nachbesprechung bin ich sofort nach Hause zu meiner Familie gefahren. Da haben wir dann angestoßen und gefeiert, dass wieder eine Hürde geschafft ist.
"Wieder eine Hürde?" Also haben Sie auf dieses Ziel hingearbeitet?
Nein, eigentlich wollte ich 2009 nicht Stadtrat werden und habe gezögert, ich habe meine Zukunft zu diesem Zeitpunkt vielmehr bei der Feuerwehr gesehen. Aber Christian Scheider hat mich überzeugt. Und im Laufe der Zeit habe ich dann aber gespürt - auch aufgrund vieler Reaktionen aus der Politik wie auch der Bevölkerung - dass ich auch mehr erreichen könnte.
Nächste Station Bürgermeister?
(lacht.) Natürlich bin ich jetzt Spitzenkandidat für die nächste Bürgermeisterwahl. Aber ich will jetzt für Stadt und Bürger arbeiten. Im März 2021 sollen dann die Bürger entscheiden.
Was ändert sich nun für Sie?
Als Spitzenkandidat für die Wahl und als Vize-Bürgermeister ist nun natürlich wichtig, unser Team zu positionieren, aber vor allem auch, die Themen der Bürger aufzunehmen. Persönlich ändert sich nichts; ich werde weiter Wolfgang Germ bleiben. Natürlich wird aber die Verantwortung größer und man muss in dieser Funktion sicherlich noch bedachter und sensibler agieren, noch stärker als bisher Demokratie und Ehrlichkeit leben.
Ich bin ein entscheidungsfreudiger, lösungsorientierte Mensch. Ich sage, was ich denke und handle auch danach. Außerdem bin ich ein umgänglicher, bürgernaher Mensch. Ich komme auch mit allen, die derzeit in der Politik sind, gut aus.
Selbst- und Fremdbild sind ja oft zwei verschiedene Dinge. Bekommen Sie auch Rückmeldungen, dass Sie so, wie Sie sich sehen, bei den Leuten ankommen?
Ja, ich bekomme solche Reaktionen zurück, dass die Bürger das auch so sehen. Und das freut mich natürlich.
Dass Sie nun Vize-Bürgermeister sind, liegt auch an einer "Beliebtheitserhebung" der FPÖ vorab unter den Bürgern. Warum glauben Sie, lagen Sie vor Christian Scheider?
Christian war Bürgermeister und musste da sehr vieles entscheiden. Ich gehe deshalb vielleicht etwas unbedarfter in die Spitzenkandidatenrolle und bin dadurch vielleicht ein kleines bisschen vorne gewesen.
Welche Themen oder Dinge wollen oder können Sie nun in ihrer neuen Funktion verstärkt angehen?
Klagenfurt ist in Sachen Lebensqualität perfekt aufgestellt, ein Juwel. Ganz wichtig ist, die Jugend auch hier zu halten, dem Braindrain entgegenzuwirken. Wir haben ein Pool an perfekt ausgebildeten jungen Menschen, aus dem sich aber andere Städte bedienen. Dem entgegenzuwirken funktioniert nur mit der Schaffung von Arbeitsplätzen. Wir müssen vom Reden ins Tun kommen, alle Gemeinderatsparteien müssen an einem Strang ziehen, um die PS auf den Boden zu bringen. Beispiel Infineon: Jetzt fließen so viele Fördergelder nach Villach, die Aufgabe des Klagenfurter Bürgermeisters wäre jetzt, im Gedanken des Zentralraumes zu schauen, wie Klagenfurt sich hier einbringen kann, Synergien schaffen kann. Von Wohnungsangeboten bis zur Vernetzung von Infineon mit dem Lakesidepark, der seit seiner Gründung konstant ausgebaut wird. Gerade wurde wieder eine Ausbaustufe beschlossen.
Was noch?
Der soziale Bereich ist für die FPÖ wesentlich. Es ist meiner Meinung nach bedenklich, wenn ein Sozialreferent sagt, dass viel Geld brach liegt, weil die Menschen es nicht abholen kommen. Mit der Einführung der Klagenfurt-Karte haben sich die Hürden erhöht, diese müsste man wieder lockern, um sozial Schwächeren den Zugang wieder zu erleichtern.
Wo orten Sie Verbesserungsbedarf?
Ich bzw. die FPÖ steht für ein sicheres Klagenfurt. Das Ordnungsamt wird etwas stiefmütterlich behandelt, viele glauben, sie sind nur für die Parkraumüberwachung da. Meiner Meinung nach gehört ein eigenes Sicherheitsreferat geschaffen. Eine mit allen Blaulichtorganisationen, aber auch Bergwacht etc. vernetztes Referat. Das könnte sowohl die Quantität als auch Qualität in der Zusammenarbeit steigern.
Gibt es weitere Dinge?
Noch mehr Transparenz, Demokratie und Ehrlichkeit in der politischen Zusammenarbeit. Vor allem bei großen Entscheidungen ist es wichtig, alle ins Boot zu holen. Beispiele sind der Verkauf der Benediktinerschule, aber auch der Flughafen. Die Verträge müssen für alle auf den Tisch.
Sie sind nun auch wieder, es war ja umstritten, beruflich zu 25% als Feuerwehrmann tätig. Lässt sich das nun alles noch vereinbaren?
Ich möchte das aufklären: Die Stadt ist mir dabei entgegengekommen, obwohl ich das nicht wollte. Es ist gesetzlich legitim, das so zu machen. Ich könnte auch weniger arbeiten, 10%. Aber ich absolviere jetzt pro Monat zwei-einhalb Dienste. Im einen Monat zwei Mal einen Zwölf-Stunden-Dienst sowie einen 24-Stunden-Dienst. Im Folgemonat umgekehrt: Zwei 24-Stunden-Dienste und einen 12er.
Ich zähle einfach zu einer neuen Politikergeneration. Wenn ich einen tollen Job habe: Warum sollte ich den aufgeben? Ich kann auch klare Entscheidungen treffen, da es nicht mit der Politik zusammenhängt.
Und ich persönlich will nicht nur von der Politik abhängig sein, da muss ich mich und meine Familie schützen. Und sollte ich Bürgermeister werden, könnte ich auch arbeiten. Es gibt genügend Bürgermeister in Kärnten, die zusätzlich in ihrem Beruf arbeiten. Günther Albel zum Beispiel.
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