Sexpuppen-Aufreger
Pokeritscher Brauchtumsverein überlegt, Aktivitäten einzustellen

Der Obmann des Brauchtumsvereins, Thomas Rutnig (links), und seine Mitglieder sind betroffen, welch hohe Wellen die Indianer(sex)puppe an ihrem diesjährigen Wagen schlägt. Sie überlegen angesichts des „Tamm Tamm“, einige Aktivitäten einzustellen  | Foto: Bernhard Knaus
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  • Der Obmann des Brauchtumsvereins, Thomas Rutnig (links), und seine Mitglieder sind betroffen, welch hohe Wellen die Indianer(sex)puppe an ihrem diesjährigen Wagen schlägt. Sie überlegen angesichts des „Tamm Tamm“, einige Aktivitäten einzustellen
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Sexpuppen-Aufreger: Brauchtumsverein Pokeritsch ist tief betroffen, welch' hohe Wellen ein – ja, unüberlegtes – Deko-Detail auf ihrem heurigen Faschingswagen schlägt. Der Verein überlegt ernsthaft, seine Faschingsaktivitäten einzustellen. Auch das traditionelle Osterfeuer steht nun auf der Kippe.  

KLAGENFURT (vep). Wo ist die Grenze des guten Geschmacks und vor allem des ethischen Empfindens im Fasching? Das wird immer wieder diskutiert, angesichts einiger Kostüme, die rassistisch oder sexistisch anmuten. Aktuell wird gerade der Sexpuppen-Skandal des Pokeritscher Brauchtumsvereins in den Medien diskutiert. Dem Verein wurde gestern in einem Online-Artikel der „Kleinen Zeitung Klagenfurt“ Sexismus und verstörende Symbolik vorgeworfen, da die Mitglieder bei den Wochenend-Umzügen in Hörtendorf und Niederdorf an ihrem Faschingswagen – einer riesigen Holzkonstruktion auf einem Traktoranhänger in Form eines Saloons – eine als Indianerin angezogene Sexpuppe samt Perücke am symbolischen Galgen baumeln ließen.

„Sind betroffen, dass das so ein Aufreger ist“

Ja, es ist unüberlegt und grenzwertig, eine solche Puppe anzubringen. Nach besagtem Artikel und Reaktionen gestern überlegt der Brauchtumsverein Pokeritsch aber nun sogar, liebgewonnene Brauchtums-Aktivitäten des Vereins gänzlich einzustellen. „Wir sind alle sehr betroffen, dass ein Detail unserer aufwändigen Deko so hohe Wellen schlägt und so ein Aufreger ist“, sagt Obmann Thomas Rutnig.
Heute fährt der Brauchtumsverein noch beim Umzug in St. Veit mit, aber „eigentlich haben wir jetzt alle keine Freude mehr“.

3.000 Euro jährlich für den Faschingsbrauch

Jedes Jahr steckt der Verein – bestehend aus 15 Mitgliedern, alle zwischen 20 und 40 Jahre alt – zwischen 2.000 und 3.000 Euro in den Faschingswagen, sagt Rutnig.

Geschmacklose Faschingsdeko?

Und die Sexpuppe? Geschmacklos, grotesk und ein politisches Statement? Ein reiner Kostenfaktor, erklärt Obmann Rutnig: „Wir haben uns nichts dabei gedacht und aus Kostengründen die Puppe angezogen und aufgehängt, im Wilden Westen muss einfach jemand der Deko wegen am Galgen baumeln. Außer dem natürlich sehr typischen Mund hat man nicht mehr gesehen, dass es ein Sexspielzeug ist. Eine richtige Ausstellungspuppe kostet 300 bis 400 Euro. Die aus Plastik gibt's ab 19,90.“ Rutnig betont, dass es keinerlei Absicht war, irgendjemanden zu kränken oder damit ein Statement abzugeben.

Auch Osterfeuer steht auf der Kippe

Der Vereinsobmann setzt nach: „Wir haben auch einen Stierschädel auf dem Wagen, da könnte uns nun jemand Tierquälerei vorwerfen. Auch ,Wanted-Steckbriefe‘ haben wir offensichtlich drapiert. Was ist da mit dem Datenschutz? Wenn man heute auf alles aufpassen muss in einer Zeit, die in erster Linie lustig sein und Spaß machen soll, dann überlegen wir uns wirklich, ob wir uns das ab dem nächsten Jahr noch antun.“

Nun stehe laut Rutnig sogar das traditionelle Osterfeuer in Pokeritsch auf der Kippe. „Was ist, wenn da ein Funken fliegt und wir trotz erfüllter Auflagen wieder für etwas verantwortlich gemacht werden? Wir überlegen nun intensiv, uns aus solchen Dingen zurückzuziehen und das Geld lieber direkt dem Verein zugutekommen zu lassen.“

„Es engagieren sich ohnehin immer weniger Vereine“

Rutnig bedauere, dass die Puppe nun falsch aufgefasst wurde, kritisiert aber auch: „Es werden immer weniger Vereine, die sich für den Fasching engagieren. Durch solche Aktionen kann man leider erreichen, dass es noch weniger werden.“

Gunzer: „Pokeritscher leben Brauchtum und Gemeinschaft“

Der Organisator des Hörtendorfer Faschingsumzuges, bei dem das „Corpus delikti“ zu sehen war, zeigt sich betroffen: „Ich kenne die Pokeritscher sehr gut, sie leben Brauchtum und Gemeinschaft wie kaum ein anderer, dafür sind sie bekannt. Mit Sexismus haben sie nichts am Hut. Ich glaube, sie haben einfach nicht darüber nachgedacht, was sie mit der Puppe auslösen könnten.“ Generell lehne Gunzer Sexismus und Rassismus ab – auch im Fasching. „Dass manche Zuseher laut Zeitungsartikel wegen der Puppe verstört waren, verstehe ich. Aber wie gesagt, ich glaube, der Verein hat das nicht absichtlich gemacht. Und ein politisches Statement, wie es die Kleine Zeitung schreibt, war das sicher nicht. Man kann Dinge auch dramatisieren.“

Tatsächlich gilt unter vielen Zusehern in Hörtdendorf sowie Niederdorf, wo der Verein immer mitfährt, die jährliche Überraschung der Pokeritscher längst als Highlight. „Die haben immer den aufwändigsten Wagen und machen extrem viel gute Stimmung“, so der O-Ton vieler allein am vergangenen Sonntag in Niederdorf.

Wulz: „Keine einzige negative Reaktion in Niederdorf“

Auch der Obmann des Brauchtumsvereins Niederdorf, Oliver Wulz, sagt vom Umzug vergangenen Sonntag: „Keine einzige Reaktion war negativ, was den Wagen der Pokeritscher anbelangt. Man kann Kritik auch übertreiben, in der heutigen Zeit wird oft so viel in Dinge hineininterpretiert, wo in Wahrheit nichts dahinter steckt. Gerade der Verein Pokeritsch bemüht sich jedes Jahr sehr und steckt viel Geld in sein gelebtes Brauchtum.“
Dinge nun aufzubauschen wegen einer allfälligen Gedankenlosigkeit werfe laut Wulz ein schlechtes Licht auf den Fasching in ganz Klagenfurt. „Da braucht sich dann keiner wundern, wenn immer weniger Menschen sich engagieren und keine Verantwortung mehr übernehmen wollen“, sagt Wulz.

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