Schulreform in Kärnten: Umsetzung sehr zaghaft. Anstalt zur Lehrer- und Erzieherbildung nimmt nicht daran teil
Das Sitzenbleiben hat ausgedient. Ein Modulsystem an Österreichs Oberstufen wird eingeführt. In Kärnten beteiligen sich nur die AHS Oberstufe in der Mössingerstrasse und das Sport-BORG, beide in Klagenfurt
Pädagogischer Hintergrund
Ein Sitzenbleiben ist pädagogisch sinnlos und destruktiv. Es frustriert die betroffenen Schüler, und sozial stigmatisierend ist es auch, ein "Sitzenbleiber" zu sein. Wer künftig in einem Fach mit "Nicht genügend" beurteilt wird, soll trotzdem aufsteigen und das Fach im Zuge des nächsten Moduls wiederholen und seine Leistung ausbessern können. Damit verbleibt die Schülerin oder der Schüler in seiner Klassengemeinschaft. Dieses Modulsystem, bei dem sich der Schüler, wie auf der Universität, in einem Modulsystem einordnet, ist richtungsweisend.
Die Idee, dass durch bewusster begleitetes Lernen und gezielten Förderunterricht (als Pflichtangebot in der Schule und nicht teuer erkauft am Nachhilfemarkt!) viel Scheitern in der Schule durch die Schule selbst vermieden werden könnte, würde auch eine wichtige Kulturänderung bedeuten, schreibt die Journalistin Lisa Nimmervoll.
Gut also, wenn im Zuge der Oberstufenreform darüber nachgedacht hat, wie man mit dem partiellen Versagen von Schülern produktiver umgehen kann.
Bei mehrmaligen Prüfungsantritt wird die Schülerin oder der Schüler die Möglichkeiten haben, sich von einem anderen als dem Klassenlehrer prüfen zu lassen. Damit sollen "Beziehungsgeschichten" zwischen Lehrern und Schülern keinen Einfluss auf das Weiterkommen haben.
Für Begabte soll es eigene Förderkurse geben. Schüler können auch den Abschluss einzelner Unterrichtsgegenstände vorziehen können, und damit im entsprechenden Fach früher zur Matura antreten können.
Wirtschaftlicher Hintergrund
Jeder Sitzengebliebene koste durchschnittlich 7.000 bis 8.000 Euro im Jahr. Bei rund 5000 Sitzenbleibern im Jahr fallen 35 bis 40 Millionen Euro an Kosten an. Zusätzliche Kosten sollen trotz des Mentor- und Fördersystems nicht entstehen, da durch den Entfall von Klassenwiederholungen viel Geld eingespart werden wird.
Niedrige Beteiligung in Kärnten irritiert; viele Oberstufenrealgymnasien und BAKIP Klagenfurt nicht dabei
In Kärnten steigen im Herbst 2011 die AHS Oberstufe in der Mössingerstraße und das Sport-BORG auf das neue System um. Befremdend ist der Umstand, dass nicht mehr Oberstufenrealgymnasien sofort umsteigen, da diese auch heute noch den Unterbau für die Pädagogische Hochschule bilden. Völlig unverständlich auch das Fehlen der BAKIP Klagenfurt, die Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik, die zu den Anstalten der Lehrer- und Erzieherbildung gehört und einen dementsprechenden pädagogischen Auftrag verfolgt. Da ist der Landesschulrat gefordert.
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