Schwerer Betrug
Spielwarenhändler betrog Firmen um mehrere hunderttausend Euro
Ein mehrfach schwerer Betrug mit einer über 300.000 Euro übersteigenden Schadensumme konnte geklärt werden.
KLAGENFURT. Ausgehend eines vermeintlichen Bagatelldelikts, Betrug in der Höhe von etwa 241 Euro, welches der Polizeiinspektion Annabichl über das Bundeskriminalamts vermittelt wurde, konnte in akribischer kriminalistischer Kleinarbeit mehrfacher schwerer Betrug mit einer über 300.000 Euro übersteigenden Schadensumme geklärt werden.
Die Ermittlungen begannen im Juni 2020. Ein 23-jähriger Klagenfurter schädigte mehrere Firmen aus China, Holland, Deutschland, Ungarn, Slowenien, Amerika aber auch Österreich.
Der Klagenfurter betrieb ein Spielwarengeschäft und einen Online-Handel in Klagenfurt.
Im Sommer 2019 verkaufte er mehrere Paletten mit Sets aus Kinder-Plastikbausteinen der weltweit größten Spielzeugfirma an zwei Großhändler aus Hongkong und den Niederlanden – um 34.000 Euro. Die Sets wurden um ca. 10 bis 20 Prozent unter dem Listenpreis angeboten und auch tatsächlich mit Verlust verkauft.
Vertrauen aufgebaut
Diesen Verlust nahm der 23-Jährige in Kauf, da er anbot, weiterer hunderte Stück dieser Sets zu diesem Preis verkaufen zu können. Dadurch hat er das Vertrauen dieser beiden Kunden erschlichen und sie so zu weiteren Überweisungen veranlasst, da in diesem Großhandel die Vorauskasse üblich ist.
Nachdem der 23-jährige versicherte die bestellte Ware lagernd und lieferfertig zu haben, erfogte die erste Lieferung problemlos. Die Zahlung in der Höhe von 172.000 Euro wurde geleistet, Lieferung wurde jedoch keine mehr durchgeführt.
Im Juni 2020 versendete der 23-Jährige an zwei Käufer aus China via Luftfracht mehrere Paletten mit Spielsand, um das Gewicht für den Frachtbrief der Spedition auf das Niveau einer tatsächlichen Lieferung zu bringen.
Auch hier wurde im Vorfeld angegeben im Besitz der bestellten Ware – dreimal 200 Stück Spielsets – zu sein. Auch diese hatte er unter dem Verkaufspreis angeboten. Jedoch wurden hier keine Teillieferungen nach Hongkong versendet, sondern gleich der Spielsand.
Gefälschte Kopien
Nach Beschwerden der Geschädigten täuschte der 23-Jährige mit gefälschten Kopien von Buchungen die Schadenwiedergutmachung vor, um Zeit zu gewinnen. Die Schadenhöhe betrug 46.000 euro.
Die Ermittlungen brachten weiters noch in Erfahrung, dass der Klagenfurter insgesamt 39 Säcke vom versendeten Spielsand gekauft hatte.
Über 350 Seiten E-Mail Verläufe wurden bereits gesichtet, worin deutlich hervorgeht, dass der Verdächtige gegenüber den Geschädigten angab, dass er die Ware lagernd und versandfertig hat.
Der 23-jährige stand mit 13 Großhändlern (Deutschland, Tschechien, Dänemark, Slowenien und Österreich) in geschäftlicher Beziehung. Nach Kontaktaufnahme mit sämtlichen Händlern stellte sich heraus, dass der junge Mann niemals im Besitz der Spiele-Sets war.
Bei den Ermittlungen konnten noch weitere größere und kleinere Geschädigte ermittelt werden. Die Erhebungen sind noch nicht abgeschlossen – immer wieder kommen Anzeigen aus Europa oder Amerika dazu.
Anzeige in Hongkong
Da die chinesischen Geschädigten noch keine offizielle Anzeige bei der Hongkonger Polizei erstattete hatten um der österreichischen Rechtsordnung gerecht zu werden, wurde auch in Hongkong Anzeige erstattet.
Eine 48-jährige holländischer Geschädigte reiste extra aus Holland an um ihr Aussage persönlich auf der Polizeiinspektion Annabichl zu tätigen.
Von den betrügerisch herausgelockten Bargeldbeträgen über 300.000 Euro konnte bislang noch kein namhafter Betrag gefunden werden.
Der 23-jährige wurde am 14. Oktober festgenommen und in die Justizanstalt eingeliefert.
Bei der durchgeführten Hausdurchsuchung konnten Schriftstücke vorgefunden werden die auf weitere Opfer schließen lassen. Diesbezüglich sind noch weitere Ermittlungen erforderlich.
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