Psychische Belastung
"Umgang mit der neuen Situation muss erst erlernt werden"

Die Coronakrise hat Einfluss auf die Psyche. Es gibt Tipps, die das Durchhaltevermögen erleichtern, oft braucht man aber Hilfe. | Foto: Pixabay/Anemone123
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  • Die Coronakrise hat Einfluss auf die Psyche. Es gibt Tipps, die das Durchhaltevermögen erleichtern, oft braucht man aber Hilfe.
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Die Coronakrise hat Einfluss auf die menschliche Psyche. Was das Durchhalten erleichtert, weiß Lebensberaterin Antja Goldgruber-Hantinger.

KLAGENFURT. Depressionen im Lockdown? Auch die Weihnachtszeit lässt manche depressiv werden. Welche Auswirkungen die Krise tatsächlich auf unsere Psyche hat und wie man damit umgehen soll, verrät Antje Goldgruber-Hantinger im Interview. Sie ist Lebensberaterin, Pädagogin, Supervisorin, Fachtrainerin, Entspannungs- und Achtsamkeitstrainerin und Expertin für systemische Zauberkunstsowie Stress- und Burnout-Prophylaxe. Sie lebt als gebürtige Steirerin seit 17 Jahren in Kärnten, ist Gründerin des LSB-Studio (Lebens- und Sozialberatung) und ist in freier Praxis unter der Landezone zu finden ( www.landezone.at). 

WOCHE: Die Corona-Zeit dauert nun schon lange, es geht von Lockdown zu Lockdown. Was bedeutet das für unsere Psyche? 
Antje Goldgruber-Hantinger: Das Wichtigste vorweg: Die Coronakrise hat mit Sicherheit Einfluss auf alle Menschen. Auf die eine oder andere Art. Genießen manche den geforderten Rückzug und nehmen die zuvor möglicherweise schon lange übergangene Überforderung erstmalig wahr, so erleben andere die letzten Monate als sehr herausfordernd. Sei es nun, weil die eigene Existenz bedroht ist oder die Home-Schooling-Phasen sehr anstrengend sind oder aber auch, weil sie kaum Sozialkontakte in aller Ruhe genießen konnten. All dies war neu, es gab keinen Erfahrungsschatz ergo auch keine Strategien im Umgang mit diesen Herausforderungen. Die sonst verfügbaren sogenannten Coping-Strategien fehlten und der Umgang mit der neuen Situation musste erst erlernt werden. Dies gelang dem einen besser, dem anderen schlechter. Dazu kommt die gesundheitliche Bedrohung, die Unsicherheit, die Sorge, die das Virus bei uns auslöst. Ob man in Zeiten wie diesen erhöht anfällig für Depressionen ist, hängt immer auch von der einzelnen Person ab. Selbstverständlich ist diese Zeit für Menschen, die zuvor schon an Depressionen litten eine weitere Herausforderung, die bewältigt werden muss. Hier kann ich abschließend sagen: Je höher die Verletzlichkeit vor dem März war, desto vorsichtiger sollte man mit Zeiten wie diesen auch umgehen.

Gibt es Tipps um eine Depression zu vermeiden?
Entgegensteuern kann man mit Sicherheit mit einem positiven Mindset. Mit guten Gedanken, mitHoffnung und Zuversicht. Ob das Glas halb voll oder halb leer ist, entscheiden wir immer selbst. Achtsamkeit in den Alltag bringen, sich an einem ruhigen Spaziergang zu erfreuen, diesen bewusst
wahrzunehmen, sich eine schöne Tasse Tee zubereiten und Selbstfürsorge zu betreiben – all dies ist bestimmt hilfreich und kann uns gut durch die nächsten Monate bringen. Das Schwierige an diesen Zeiten ist die enorme Unsicherheit. Wann wird es besser, wie wird der nächste Sommer, können wir Weihnachten mit unseren Liebsten verbringen? Handlungsunfähigkeit ist für Menschen unangenehm. Sie nimmt uns Spielraum und Wahlfreiheit. Doch man hat durchaus Möglichkeiten, jeden einzelnen Tag positiv zu gestalten. Sind die Momente auch noch so klein. Alles was uns gut tut, sollten wir bewusst erleben und Hoffnung und Zuversicht walten lassen. Ein warmes Bad am Abend, ein gutes Gespräch mit einer lieben Freundin am Telefon oder einen Film zu schauen, einen, für den man zuvor vielleicht kaum Zeit hatte oder zu müde war. Tun wir es jetzt.
Selbstfürsorge ist die Kunst, nach sich selbst zu schauen. Ich denke, diese Zeiten fordern uns dazu auch auf und sind eine gute Gelegenheit, mehr Psychohygiene in den Alltag zu bringen.

Wann ist es sinnvoll eine Therapie in Anspruch zu nehmen?
Eine Therapie in Anspruch zu nehmen ist dann sinnvoll, wenn die letzten Monate als besondere Schwere erlebt wurden und man merkt, aus negativen Gedanken kaum Ausweg zu finden. Wenn sich diese Krise wie ein schwerer Mantel um einen legt, den man selten ablegen kann. Wenn Hoffnung und Zuversicht als unmöglich erscheinen und der Alltag dunkel gefärbt ist. Hier meine ich Personen, die sich bemühen, aus diesen Tagen das Beste zu machen, es ihnen jedoch schwer gelingt. Hat man das Gefühl, mit jemanden reden zu wollen, spürt man, das man chronisch erschöpft ist, dann empfiehlt sich der Weg Richtung professioneller Unterstützung. Manches versucht man, auszuhalten. Ich empfehle in jedem Fall: Holen Sie sich Rat, wenn Ihr Mindset durchwegs negativ ist, Sie erschöpft Ihren Alltag versuchen zu bewältigen und aus dem unangenehmen Gedankenkarussell alleine nicht mehr rauskommen. Wie man vorgeht, ist individuell zu entscheiden. Die Lebensberatung bietet hier mit Stress- und Burnoutprophylaxe viele Möglichkeiten. Auch ein Psychologe ist dafür da, schwierige Zeiten zu unterstützen. Ich rate Betroffenen gerne: Hören Sie sich um. Fragen Sie Freunde. Möglicherweise kennt jemand jemanden und man kommt schneller voran, als im Internet zu googeln. Gerade ältere Personen, die das Internet nicht nutzen können, sind beim „Sich umhören“ sicher besser aufgehoben. So oder so: Hilfe ist da. Sie ist um uns. Man muss sie nur nutzen. 

Haben es Singles noch schwerer? 
In Österreich gibt es rund 1,75 Millionen Singles. Tendenz steigend. Davon wünscht sich derüberwiegende Teil auch eine Partnerschaft. Eine aktuelle Studie kommt zu dem Schluss, dass knapp 40 Prozent aller Singles ihr Dating-Verhalten trotz Corona nicht verändert haben. Dennoch ist Corona gerade für Frauen über 50 ein wichtiges Thema beim ersten Kontakt. Was heißt das?
Sie legen Wert, wie der Dating-Partner zum Thema Corona und dem Umgang damit steht. Die Einstellung zu und der Umgang mit Corona ist für die meisten also ein wichtiges Kriterium, sich mit einem potentiellen Partner weiter auseinander zu setzen. Einerseits ist es für Singles in den letzten Monaten eine besondere Herausforderung, da die Einsamkeit durch Ausgangsbeschränkungen und dem Wegfall von Gastronomie und Kulturszene verstärkt wird. Andererseits zeigen sich Singles häufig auch resilient, also widerstandskräftig, da sie das Alleinesein auch kennen und oft über lange Strecken ausgehalten haben. Meiner Meinung nach ist es nach wie vor möglich, einen Lebenspartner zu finden, da ja gerade diese Zeiten anregen, sich verstärkt im Netz auf Suche zu machen und auch die vielleicht gewonnene Freizeit mehr Raum für dieses Suchen ermöglicht. Es geht auch hier darum, aus einer Situation, die man wenig bis kaum verändern kann, das Beste zu machen. Oder?

Die Coronakrise hat Einfluss auf die Psyche. Es gibt Tipps, die das Durchhaltevermögen erleichtern, oft braucht man aber Hilfe. | Foto: Pixabay/Anemone123
Antje Goldgruber-Hantinger
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