Versteckte Armut nimmt zu
Rund 6.500 Klagenfurter sind armutsgefährdet. Das Armutsnetzwerk fungiert als ihr Sprachrohr.
KLAGENFURT. Ein Job und ein Einkommen – wer denkt in diesem Zusammenhang an Armutsgefährdung – in Klagenfurt laut Statistik rund 6.500 Personen. Sie gehören zur Gruppe der "Working-Poor". Heinz Pichler vom Armutsnetzwerk sagt: "Die Armutsschwelle ist ein statistischer Wert, der sich am Meridianeinkommen orientiert. Bei einem Einpersonen-Haushalt sind das 1.161 Euro im Monat. In Österreich sind 12,5 Prozent der Bevölkerung betroffen."
Das Armutsnetzwerk möchte dieser Entwicklung entgegenwirken, indem es auf die Zustände hinweist und andererseits von öffentlichen Einrichtungen Änderungen einfordert. "Die Bekämpfung der Armut ist eine sozialpolitische Aufgabe. Die Betroffenen dürfen nicht auf Almosen angewiesen sein", sagt Pichler. Wichtige Maßnahmen wären für Pichler ein Mindestlohn und die Erhöhung der Ausgleichszahlungen. "Wichtig wäre es, dass der Mindestlohn über der Armutsgrenze liegt und Menschen, die ihren Job verlieren, nicht mehr unter die Armutsschwelle fallen", erklärt Pichler.
Ursachen und Auswirkungen
Die Ursachen der Armutsgefährdung sind meist atypische Beschäftigungsverhältnisse. Doch auch Selbstständige fallen oft unter diesen Wert. "Viele Selbstständige, die in der Dienstleistungsbranche tätig sind, muss man als armutsgefährdet einstufen", erklärt Pichler. Bei den Bediensteten ist die Armutsgefährdung vor allem im Handel verbreitet. Die Geldsorgen haben auch Auswirkungen auf die Gesundheit. "Wir haben im Zuge einer Studie fünfzig Betroffene in einem Abstand von einem Jahr zweimal befragt. Bei allen Befragten hat sich die Gesundheit verschlechtert", erläutert Pichler. Die Armut hat auch Auswirkungen auf das gesellschaftspolitische Engagement. "Die Betroffenen ziehen sich immer weiter zurück und werden dadurch empfänglicher für einfache Erklärungsmodelle", erklärt Pichler.
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