Berufsveränderung
Zeit für Veränderung

Wenn die Zeit für eine berufliche Veränderung reif ist, unterstützt das AMS Kärnten. | Foto: Marco2811/adobe.stock.com
7Bilder
  • Wenn die Zeit für eine berufliche Veränderung reif ist, unterstützt das AMS Kärnten.
  • Foto: Marco2811/adobe.stock.com
  • hochgeladen von Nicole Fischer

Vor allem durch die Coronapandemie wurden viele Menschen dazu „gezwungen“, sich beruflich zu verändern. Aber auch schon vorher hatten viele den Mut.

KLAGENFURT/KLAGENFURT LAND. Das Leben ist eine stetige Veränderung. Dass man einen Job wählt und diesen bis ins Pensionsalter ausübt, ist schon lange nicht mehr üblich. Wir haben darüber mit dem AMS-Landesgeschäftsführer Peter Wedenig gesprochen. Vor allem im Tourismusbereich haben viele durch die Pandemie umgedacht oder waren gezwungen, sich anderweitig zu orientieren. Dieses Phänomen ist jedoch nicht neu. „Der Wunsch von Personen, aus Berufen auszusteigen, ist in den letzten Jahren größer geworden, das hat viele persönliche Gründe. Prozessabläufe in Unternehmen haben sich geändert, auch die Qualifikationsanforderungen ändern sich laufend und es sind viele neue Berufssparten entstanden, die es vor Jahren noch nicht gab“, erklärt Wedenig. In den Berufsinformationszentren gibt es einen Trend. Ungefähr die Hälfte jener Personen, die sich über Jobmöglichkeiten informieren, sind Personen zwischen 25 und 45, die andere Hälfte besteht aus Jugendlichen. „Für uns ist der Trend zum lebenslangen Lernen klar erkennbar. Viele wollen nicht ein Leben lang im selben Job arbeiten und viele Arbeitgeber fordern auch immer wieder ein breites Spektrum an Erfahrungen. Wir als AMS unterstützen diesen Trend zum vernetzten Denken und zur Weiterbildung sehr“, erklärt der AMS-Landesgeschäftsführer.

AMS-Landesgeschäftsführer Peter Wedenig. | Foto: AMS/Knauder
  • AMS-Landesgeschäftsführer Peter Wedenig.
  • Foto: AMS/Knauder
  • hochgeladen von Nicole Fischer

Die Tourismusbranche

Durch die Pandemie hat es vor allem im Tourismus einen starken Wechsel gegeben. „Viele Mitarbeiter waren lange Zeit in Kurzarbeit, viele sogar arbeitslos. Hier ist es zu einem Umdenken gekommen, viele haben sich gefragt, will ich wirklich in dieser Branche bleiben und dadurch ist es verstärkt zu Berufswechseln gekommen. Allerdings muss ich aus Expertensicht sagen, abgesehen von der Pandemie ist der Tourismus eine der stabilsten und krisensichersten Branchen der letzten Jahrzehnte, hier werden immer neue Arbeitsplätze geschaffen und Mitarbeiter aufgenommen, das wird sich auch, wenn endlich wieder Normalität einkehrt, nicht ändern“, so der Experte.

Persönliche Einstellung

Vor allem die Work-Life-Balance spielt bei Berufswechseln immer wieder eine wichtige Rolle. „Wie kann ich Beruf und Familie vereinbaren, kann ich mir meine Arbeitszeiten flexibel einteilen, das und noch viel mehr sind wichtige Punkte im Arbeitsleben. Wir beobachten, dass vor allem Frauen häufiger den Beruf wechseln als Männer. Das hat zum einen mit dem Wiedereinstieg nach der Schwangerschaft zu tun, aber auch damit, dass wir einen Schritt weg von den klar männerdominierten Berufen machen. Frauen können die Dinge, die Männer können, mindestens so gut und das hat zu einem Umdenken geführt“, so Wedenig. Von Seiten des AMS gibt es mit dem sogenannten Fachkräftestipendium eine Förderunterstützung für Berufswechsler, man kann sich darüber direkt beim AMS informieren. Wir haben einige mutige „Berufswechsler“ gebeten sich vorzustellen und ihre Gründe für einen Berufswechsel zu nennen.

Andrea Cechak-Pötscher

„Ich war Büroleiterin und Reisebüroassistentin in einer großen Filiale von Springer Reisen. Sechs Monate nach der Geburt meines ersten Sohnes habe ich gekündigt, ich hätte das nie gedacht, denn in dieser Phase meines Lebens war ich mit jeder Faser meiner Körpers Verkäuferin. Seit 2008 bin ich Obfrau des Eltern Kind Zentrums in Klagenfurt. Der ausschlaggebende Grund war einfach meine totale Verschiebung der Prioritäten. Ich habe gespürt, dass das Arbeiten mit Kindern und für Kinder viel spannender ist und plötzlich waren Umsatzstatistiken, interne Rankinglisten und diese Dinge nebensächlich. Ich hatte in den letzten 13 Jahren mehrere Möglichkeiten, wieder in meinen alten Beruf zu wechseln, habe aber nie an meiner Entscheidung gezweifelt. Ich sehe es als Berufung und Geschenk. Vielleicht bringt die Pandemie ein allgemeines Wachrütteln und vielleicht bietet sie gleichzeitig die Chance, etwas anderes zu machen, denn wenn man liebt ,was man tut, muss man nie wieder ‚arbeiten‘.“

Andrea Cechak-Pötscher. | Foto: KK

Andrea Katholnig

„Ich bin gelernte Bürokauffrau und habe 15 Jahre in der Bauindustrie im Verkaufsinnendienst gearbeitet. Jetzt bin ich Dipl. Gesundheitspädagogin für Kinder, Reitpädagogin und tiergestützter Coach für Burnout-Prävention. Vor zwei Jahren habe ich mich dazu entschlossen, einen anderen Weg einzuschlagen. Mein hauptsächlicher Grund war der Gedanke ‚Will ich das wirklich, mich tagtäglich in ein Büro setzen und eine Arbeit machen, die mir keine Freude mehr bereitet und mich körperlich und seelisch an meine Grenzen bringt?‘ Die Antwort war ein klares Nein. Ich habe schon sehr lange darüber nachgedacht. Ich arbeite schon seit über zwanzig Jahren mit Pferden und habe durch ein persönliches Schicksal erfahren, wie heilsam Pferde sind. Die Erfahrung mit zwei ‚Schreibabies‘ haben mich dazu gebracht, mich in diese Richtung fortzubilden. Ich würde es auf jeden Fall wieder so machen, nur würde ich nicht mehr so lange zögern, bevor ich diesen Schritt gehe.“

Andrea Katholnig. | Foto: KK

Gabriele Maria Köchl

„Ich habe Kommunikationswissenschaften studiert und arbeite seitdem als freie Journalistin. Ich war zehn Jahre in der Modebranche tätig, auf Fashion Weeks sehr viel unterwegs. Nach der Geburt meiner Tochter war das Reisen und so langes Wegbleiben nicht mehr möglich und ich habe mich entschieden, mich mit der ‚Köchelei‘ selbstständig zu machen. Plötzlich war alles da, die Idee, die Räumlichkeiten, die Unterstützung meines Mannes – die Zahnräder haben ineinandergegriffen und einen Beruf ergeben, den ich nicht hätte erfinden können. Für mich war der ausschlaggebende Grund die Gründung meiner Familie. Vieles war nicht mehr wichtig, anderes dafür umso mehr. Ich habe in meinem Leben schon so viel Verschiedenes gemacht, dass ich bei diesem Schritt nicht lange überlegt habe. Ich hatte mein Doktorat fast fertig und jetzt koche ich – es fühlt sich einfach richtig an. Mein Werken besteht immer aus so vielen Gegensätzen, beispielsweise koche ich immer in High Heels. Heute würde ich mich mit Unkenrufen und der Überlegung‚ wie etwas zu sein hat‘ nicht mehr aufhalten, denn irgendwann passt alles zusammen.“

Gabriele Maria Köchl. | Foto: Köchelei

Vanessa Callegaris

„Ich habe Personalmanagement und Arbeitsrecht studiert und zehn Jahre in diesem Bereich gearbeitet. Ich war sehr zufrieden in meinem Job, habe aber nach meinem zweiten Kind eine neue Vorgesetzte bekommen, die beschlossen hat, ein neues Team aufzubauen, und so habe ich meinen Job verloren. Im Nachhinein danke ich dieser Person, denn andernfalls wäre ich nie in meine Selbstständigkeit als Fotografin ‚gestolpert‘. Ich liebe meine neue Aufgabe und die Freiheit, die damit verbunden ist. Bis 2020 war ich noch angestellt, habe aber bereits 2019 meine Selbstständigkeit aufgebaut und bin seit Juli 2020 als Familien- und Geburtsfotografin in Kärnten unterwegs. Da ich bei meinem Vorgesetztenwechsel‚ den Braten bereits gerochen habe‘, habe ich mich schon während meiner Karenz auf die Selbstständigkeit vorbereitet. Ich glaube, viele trauen sich den Schritt in die Selbstständigkeit nicht zu oder überlegen jahrelang, ob es wirklich das Richtige ist. Ich bin quasi ins kalte Wasser geworfen worden und habe die Chance ergriffen. Ich bin froh über diesen Schritt und ich würde es wieder so machen.“

Vanessa Callegaris. | Foto: Christina Lerch
  • Vanessa Callegaris.
  • Foto: Christina Lerch
  • hochgeladen von Nicole Fischer

Susanna Berger

“Ich habe Molekulare Biotechnologie studiert und für meine Diplomarbeit an der Entstehung von Krebserkrankungen geforscht. Bei einem Forschungsaufenthalt in Amsterdam habe ich spezielle Krebserkrankungen in der Tiefe erforscht. Ich war also jahrelang Forscherin im Labor und habe mich auf molekularer Ebene mit der Entstehung von Krankheiten beschäftigt. Jetzt habe ich eine eigene psychotherapeutische Praxis und arbeite mit Menschen, die psychisch erkrankt sind, aber auch mit Personen oder Paaren, die sich in Krisen oder Konfliktsituationen befinden. Ich habe mit der Zeit bemerkt, dass sich mein Interesse in Richtung einer ganzheitlichen Betrachtung des Menschen verschiebt. Ausschlaggebender Grund war mein Praktikum in einer Klinik in Amsterdam. Ich war bei Gesprächen mit Patienten dabei, das war für mich sehr bewegend und als ich abends in mein Labor zurückgekehrt bin, hatte ich das Gefühl, am falschen Ort zu sein. Die Entscheidung für diesen Weg dauerte trotzdem Jahre. Ich habe aber das Gefühl, dass ich gar nicht anders konnte. Irgendwann hätte mich das Leben hierhergeführt und ja, ich bin extrem dankbar für meine Erfahrungen und mein Wissen aus dem Labor. Ich bereue nichts.“

Susanna Berger. | Foto: Manuela Scheffel
Anzeige
Ein Event für alle: THE LAKE ROCKS SUP FESTIVAL am Faaker See vom 9. -14. Mai.  | Foto: Andy Klotz Fotografie
24

THE LAKE ROCKS SUP Festival 2024
Paddelspaß für alle am Faaker See

Die Stand Up Paddel Welt blickt Anfang Mai wieder auf den Faaker See und macht das THE LAKE ROCKS Festival zu einem Event für jedermann: Es lädt zum Anfeuern, Ausprobieren und Mitpaddeln. FAAKER SEE. Villach wird einmal mehr seinem Ruf als DIE Paddelstadt im Alpen-Adria-Raum gerecht, wenn vom 9. bis 12. Mai 2024 das THE LAKE ROCKS SUP Festival zum dritten Mal in die Draustadt einlädt. Wettkämpfe, Rahmenprogramm und kostenlose Testmöglichkeiten bieten ein abwechslungsreiches Programm für...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.