"30-Stunden-Arbeitswoche für alle"
Klagenfurts Frauenbeauftragte Astrid Malle fordert Kassen-Frauenärztinnen und eine 30-Stunden-Arbeitswoche für alle!
WOCHE: Wo sehen Sie für Frauen in Klagenfurt noch Handlungsbedarf?
Astrid Malle: Bei der Einrichtung von Kassenstellen für Frauenärztinnen. Die Ärztekammer ist aufgerufen, hier Abhilfe zu schaffen und Frauen den Weg frei zu machen. Auch ein Frauenkommunikationszentrum, das allen Bürgerinnen offen steht, würde Klagenfurt aufwerten. Eine gute Sache wäre ein Frauenförderplan im Magistrat. In letzter Zeit sind verstärkt weibliche Führungskräfte zum Zug gekommen: Aktuell sind neun von 28 Abteilungsleitungen weiblich, der Trend geht weiter in diese Richtung.
Welche Themen gehören im Klagenfurter Frauenbüro zu den „Dauerbrennern“?
Einkommensgerechtigkeit zwischen Männern und Frauen, Stopp der Gewalt an Frauen und Kindern sowie Beratung bei Scheidungen.
Wo liegen aus der Sicht des Frauenbüros die größten Probleme?
Frauen leiden am Grundübel unserer Gesellschaft: Von Frauen wird verlangt, alles zugleich zu machen. Durch die Hege und Pflege von allen, die um sie herum kreuchen und fleuchen – einschließlich der Haustiere –, kommen viele Frauen nicht dazu, ihre ureigensten Interessen zu vertreten: Nämlich Geld zu verdienen und ihre eigene Existenz zu sichern! Dadurch gibt es konkrete Probleme, wie fehlende Kinderbetreuungsplätze beim Wiedereinstieg, fehlende Arbeitsplätze, fehlende Betreuungsplätze für zu pflegende Angehörige, fehlende Übernahme der halben Verantwortung durch den Mann für Haushalt und Familie und vieles mehr.
Frauen sind also doppel- und mehrfachbelastet: Was müsste sich ändern
Eine 30-Stunden-Woche für alle würde die Vereinbarkeit von Familie und Beruf deutlich erleichtern! Denn schon jetzt entscheiden sich viele Frauen für eine Verkürzung der Arbeitszeit, indem sie Teilzeit arbeiten. Allerdings tragen sie dadurch alle Nachteile eines geringen Einkommens und einer geringen Pension – von Karrierenachteilen gar nicht zu sprechen. Die Politik muss endlich zur Kennenis nehmen, dass sich Kinder nicht in eine Ecke stellen lassen wie ein Plastiksackerl.
Wie denken Sie über verpflichtende Frauenquoten?
Die Vergangenheit zeigt, dass bloße verbale Absichtserklärungen und freiwillige Selbstverpflichtungen zu nichts führen. Verpflichtende Frauenquoten sind notwendig!
Wenn Sie einen Wunsch an die Politik frei hätten: Wie würde der lauten?
Eine gemeinsame Kraftanstrengung für eine 30-Stunden-Woche für Männer und Frauen über Parteigrenzen hinweg – für eine zukunftsbejahende, gleichberechtigte Gesellschaft mit Kindern.
Autorin: Sandra Glanzer
Zur Person:
Astrid Malle ist seit 1993 Leiterin des Klagenfurter Frauenbüros. Für Frauenthemen setzt sich die 45-Jährige schon seit ihrem Studium ein. Was ihr besonders am Herzen liegt? „Das jede Frau ihre eigene Existenz sichern kann.“ Privat ist Malle verheiratet und hat drei Kinder: Martina (25), Lisa (23) und Max (6).
Wie sie es selbst schafft, alles unter einen Hut zu kriegen? „Manchmal bin ich einfach nur müde: Dann heißt es hinsetzen, durchschnaufen und wieder anpacken“, so Malle. „Fein ist, dass mein Mann mich unterstützt – seiner Einschätzung nach zu 50 Prozent.“ Ein „Rezept“ hat sie nicht: „Mir persönlich hilft es, immer eine Sache nach der anderen zu machen – langsam und mit Humor.“ Ihr Ausgleich? „Ich bin leidenschaftliche Gärtnerin und Köchin.“
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