,Ärzte sind die Opfer!‘
Ärzte-Chef Othmar Haas warnt vor Klinikum- und Kabeg-Problemen und strebt Allianz mit Patienten an.
Eine schonungslose „Systemkritik“ an der Kabeg und dem Klinikum Klagenfurt übt der Präsident der Kärntner Ärztekammer, Othmar Haas.
In einem sechsseitigen Rundschreiben an alle ÄK-Mitglieder listet Haas penibel die Schwachstellen der Kabeg auf – „wir sind darauf geschult, eine Anamnese und Diagnose zu erstellen, ehe eine Therapie geplant werden kann.“
Der Kern: Die von der Politik vertretene Annahme, das LKH neu sei durch Einsparungen bei den laufenden Kosten zu finanzieren, sei das Hauptübel. „Opfer sind die Ärzte“, so Haas, „bei ihnen glaubt man, diesen wundersamen Ertrag schürfen zu können, indem man versucht, die Medizin wie eine Industrieproduktion zu organisieren.“
„Spital der irre langen Wege“
Das LKH Klagenfurt habe ein Finanzierungskonzept, das „hinten und vorne nicht aufgeht“ und eine Betriebsorganisation, „die nicht funktioniert.“ Aus dem Krankenhaus der kurzen Wege sei ein Spital „der irre langen Wege“ geworden. Ein Ende der Leidensgeschichte des LKH sei „nicht absehbar“.
Im Gespräch mit der Kärntner WOCHE legt Haas noch nach: „Die Ärzte im Klinikum gehen an ihre Grenzen und werden es irgendwann nicht mehr schaffen.“ Haas spricht von einem „Gau“ – „es wurde irrsinnig viel Geld fürs LKH neu in die Hand genommen – und dafür Verschlechterungen erreicht.“ Unter dem Deckmantel der Gesundheitspolitik habe man Hunderte Millionen Euro in die Bauwirtschaft investiert.
„Altlasten dank viel Blödsinn“
Haas verlangt, die Altlasten – bis dato „durch viel Blödsinn“ angehäufte Kabeg-Schulden von rund zwei Milliarden Euro – von den laufenden Betriebskosten zu trennen. Zudem sollten endlich Synergien mit niedergelassenen Ärzten erzielt werden. Eine ehrliche Diskussion müsse stattfinden: „Was können wir uns noch leisten? Welche Entfernung zum nächsten Spital ist Patienten zumutbar?“ Selbst eine Privatisierung der Spitäler sei eine Option: „Das wäre keine Katastrophe.“
Kritik auch an der Kabeg-Expertenkommission: „Man verkauft die Kärntner für dumm. Die Politik redet ja mehr denn je mit.“ Es sei ein Fehler, dass kein Arzt diesem Gremium angehöre. Kabeg-Chefin Ines Manegold sei, so Haas, „eine willfährige Erfüllungsgehilfin Kurt Scheuchs.“ Ex-LKH-Chef Thomas Koperna der knallharte Manager im Hintergrund. Haas hat nun eine „Allianz mit den Patienten“ im Auge. „Wir werden keine Maßnahmen setzen, die die Patienten gefährden.“ Aber: „Wir müssen nun ausgeklügelt überlegen, was zu tun ist. Es kann nicht sein, dass wir Ärzte ausgepresst wie eine Zitrone ins Burn-out schlittern.“
Autor: Uwe Sommersguter
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.