Noch einige Barrieren im Bezirk zu beheben!
Sind Bahnhöfe, BH und Co. barrierefrei? Die WOCHE sah sich die Situation an.
Wer vorübergehend auf Gehhilfen angewiesen oder mit einem Kinderwagen unterwegs war, erahnt, wie viele „Stolpersteine“ es im Alltag für Rollstuhlfahrer oder Sehbeeinträchtige gibt. Die WOCHE sah sich im Bezirk in puncto Barrierefreiheit um.
Etwa im und vor dem Ferlacher Rathaus: Die Behindertenparkplätze (bei der Kirche) sind zu klein. Vorgeschrieben ist laut Werner Pruckner vom ÖZIV (Österreichischer Zivilinvalidenverband) eine Breite von 3,5 Metern. Weiters könnten sich bei den dortigen Verkehrsschildern Sehbeeinträchtige verletzen – sie sind zu tief. „Außerdem fehlt ein Behinderten-WC und die Handläufe bei den äußeren Stiegen sind nicht ergonomisch, oftmals gibt es sie nur an einer Seite. Diese müssen ohne Zierrat ausgestaltet sein, um älteren Personen sicheren Halt zu geben.“
Für Anregungen offen
Obwohl laut Pruckner im Rathaus keine „Nutzungssicherheit“ gegeben ist, ist es in puncto Barrierefreiheit „in Ordnung“ – zum Bürgerbüro gelangt man ebenerdig, es gibt auch einen Lift. Die Anregungen will Bgm. Ingo Appé aufnehmen, um sie zu beseitigen. „Wir beginnen gerade damit, die Gehsteige bei Zebrastreifen abzurunden.“ Ihm schwebt – sofern finanziell möglich – ein Lift vom Hauptplatz zur Kirche vor, um auch den Zugang zur Gemeinde zu erleichtern.
Auch am Bahnhof Weizelsdorf sah sich die WOCHE mit Werner Pruckner um. Sein Fazit: „Ein schönes Museumsstück, aber schon für Senioren schwer nutzbar.“ Der Höhenunterschied zwischen Bahnsteig und Zug ist erheblich und eine große Hürde für ältere Menschen. Auch bei der Bushaltestelle vor dem Bahnhof fehlt eine Kante, um den Ausstieg (höhenmäßig) zu erleichtern.
ÖBB-Pressesprecher Christoph Posch kennt die Probleme: „Bis zum Start der S-Bahn war es mehr als ungewiss, ob der Bahnstrecke eine Zukunft beschert ist. Die S-Bahn ermöglicht den Weiterbetrieb. Deshalb wurde die ÖBB-Infrastruktur AG mit einem Konzept zur Weiterentwicklung der Bahnhofsinfrastruktur beauftragt. Ein Ergebnis steht noch aus.“
„Fragwürdige Hebebühne“
Um mehr Barrierefreiheit im Gebäude der Bezirkshauptmannschaft zu erreichen, ist Pruckner schon lange mit der Landesimmobiliengesellschaft in Kontakt. Im Behinderten-WC konnten so etwa schon einige Mängel behoben werden.
Was trotzdem stört: falsche Markierungen bei den Glastüren, ein zu hoch situierter „Holknopf“ für den Lift bzw. ein zu enger Lift und eine „fragwürdige Hebebühne“. „Sie ist mehr ein Hilfsmittel“, so Pruckner. Perfekt wäre ein Lift beim Eingang – man würde sich die Hebebühne zur Überwindung der ersten Stufen ersparen.
Unser Fazit: Eine lückenlose Abdeckung in Sachen Barrierefreiheit sieht anders aus. Aber die Verantwortlichen sind bemüht.
Vorbild: Bahnhof Grafenstein ist top!
Anders als in Weizelsdorf (siehe oben) gilt der Regionalbahnhof Grafenstein als Vorbild in Sachen Barrierefreiheit. Im Zuge des Koralmbahn-Baus wurde dieser komplett barrierefrei gestaltet.
Es gibt drei Lifte – im Norden und Süden des Bahnhofs sowie zum Bahnsteig. Die Überführung über die Gleise ist mit einem taktilen Leitsystem ausgestattet, ebenso der Vorplatz. Zu den Liften gelangt man über Rampen. Die Behindertenparkplätze sind breit genug.
„Schande für Tourismusorte“
Zu tun gibt es hingegen noch viel bei den Wörthersee-Bahnhöfen, laut Werner Pruckner „eine Schande für Tourismus-orte“ (die WOCHE berichtet über den Bahnhof Pörtschach, Webcode 71828). Nächste Gespräche über deren Zukunft – unter anderem mit den ÖBB – stehen nach Ostern an.
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