Das Wirtschaftswunder China
Klagenfurter Studenten-Gruppe machte sich auf nach China – 16 Tage im aufstrebenden Land der Mitte.
Wir wollten das Wirtschaftswunder kennen lernen“, sagt Christina Gängl-Ehrenwerth. Die Projektleiterin in der Abteilung für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung an der Uni Klagenfurt organisierte eine Studienreise ins Land der Mitte. 16 Tage besuchten 18 Studenten – in Begleitung der Professoren Ursula Mense-Petermann und Richard Wright – österreichische Unternehmen in China und die internationale Sias-Universität sowie Shaolin-Tempel, die Chinesische Mauer und die Verbotene Stadt.
„Die Wirtschaft wandelt sich stark“, resümiert Gängl-Ehrenwerth. „Sie bearbeiten jetzt den Absatzmarkt im eigenen Land.“ Gilt die ältere Generation als äußerst sparsam, will die jüngere nun konsumieren – die 30- bis 40-Jährigen sind das kaufkräftigste Publikum.
Der Konsum ist westlich
Den Vorzug geben die Konsumenten vor allem westlichen Marken. Gängl-Ehrenwerth: „Chinesen haben Angst vor ,made in China‘.“ Der Grund: Qualität lässt zu wünschen übrig. Ein Beispiel: „Kauft man eine 500-ml-Flasche eines Getränks, weiß man nie, wie viel genau darin ist“, so die Projektleiterin. Dass westliche Waren „im Schnitt 30 Prozent teurer sind als in Österreich“, tut der westlichen Orientierung keinen Abbruch.
Man spricht Chinesisch
Weniger westlich ist der wirtschaftliche Alltag in China. „Ohne Chinesisch-Kenntnisse ist man aufgeschmissen“, berichtet Gängl-Ehrenwerth. Englisch spricht man nur in Hongkong. Findet man außerhalb der Metropole englisch-sprachige Schilder, sind diese meist falsch übersetzt. Vor dem Amt für internationale Beziehungen liest man „Liaison Department“ – „was so viel heißt wie Büro für Liebschaften“, lacht die Uni-Mitarbeiterin.
Nicht das Gesicht verlieren!
Ebenfalls befremdlich für die Studierenden aus Klagenfurt ist der Alltag in den Unternehmen. „Chinesen fragen nach Anweisungen nie nach, sondern tun das, was sie meinen verstanden zu haben.“ – Eine Frage bedeutet sofort, dass es ein Problem ist. Eine Anekdote: Ein Mitarbeiter wird aufgefordert, einen Besen für die Reinigung einer Fabrik zu organisieren. „Als kurzfristig keiner verfügbar ist, geht er in den Wald und schneidet ein paar Äste ab“, erzählt Gängl-Ehrenwerth. Mit Blättern von Palmen bastelt er kurzerhand selbst Werkzeug zum Kehren. „Als der Vorgesetzte fragt, warum er das getan hat, kündigt der Mitarbeiter – die Frage bedeutet für ihn einen Gesichtsverlust.“
Überhaupt ist im Land der Mitte der Gesichtsverlust ein sensibles Thema – das gilt auch für wirtschaftliche Kontakte. „Guanxi nennt man das Netzwerken in China; es wird viel intensiver betrieben als bei uns.“ Die Beziehungen werden über Familiengenerationen weitergegeben; ohne sie läuft nichts. „Lässt man einen Partner das Gesicht verlieren, sind die Kontakte sofort beendet“, weiß Gängl-Ehrenwerth.
Als Thema für die Zukunft ortet die universitäre Reisegruppe das steigende Umweltbewusstsein. „Erneuerbare Energien sind ein Zukunftsmarkt.“ Und: „Da China fast alle Rohstoffe importieren muss, wird man sich künftig auch dem Recycling von Materialien widmen müssen“, prognostiziert die Reise-Organisatorin.
GEL
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