Hotelinventar als Urlaubsandenken
Vasen, Cremes und Co.: Ob und was wird heutzutage aus Hotelzimmern entwendet? Die WOCHE hat nachgefragt.
KLAGENFURT, KLAGENFURT LAND (vep). Schon einmal ein Müsli-Schüsserl vom Hotelbuffet heimlich mitgenommen? Eine schöne Vase oder ein Handtuch aus dem Hotelzimmer? Die WOCHE hat sich bei den heimischen Beherbergern umgehört, ob und was Urlaubsgäste heutzutage alles so aus den Hotelzimmern entwenden. Und von den Batterien aus der Fernbedienung bis zu Marmeladeschüsserln ist da einiges dabei.
Deko, Deko, Deko
Waren es vor 15, 20 Jahren noch die Klassiker Bademantel oder Handtuch, die oft "versehentlich" im Koffer verstaut wurden, sind es heute eher Dekoartikel und Restaurant-Inventar, die Hotelgäste gerne als Erinnerung mitnehmen. Das kann Yvonne Rösch vom gleichnamigen Hotel in Klagenfurt bestätigen: "Vor allem Deko-Objekte im Restaurant verschwinden plötzlich. Ich vermute, weil wir immer so schön dekoriert haben. Da fehlt dann schon einmal ein Osterei oder eine Weihnachtskugel. Früher waren oft Handtücher eine Trophäe. Wir hatten beispielsweise früher einen Riesenschwund bei den Saunatüchern, bis wir Saunataschen für jedes Zimmer eingeführt haben, in denen das Saunatuch enthalten ist. Seitdem ist es besser." Einmal hat ein Mitarbeiter einen Gast dabei ertappt, wie er einen sehr großen, auffälligen Porzellanapfel aus dem Restaurant tragen wollte. "Man muss dann freundlich, aber bestimmt sagen, dass dies leider nicht zum Mitnehmen ist", schmunzelt Rösch.
Auch im Krumpendorferhof verschwinden vor allem Deko-Objekte aus dem Restaurant, sagt Caroline Anderwald. "Wir dekorieren sehr aufwändig, dann fehlen manchmal Vasen, Glassteine oder Stoffbären."
"Eigentlich Werbung für uns"
Im Hotel Linde in Maria Wörth sind früher sehr viele Deko-Objekte verschwunden, das habe sich aber drastisch gebessert, sagt Hotel-Direktor Philipp Sama: "Heute sind die ,Souvenirs' meist Regenschirme. Diese werden oft mitgenommen. Jedoch ist unser Logo darauf, also ist es auch Werbung für das Hotel", schmunzelt er. Seit die Badezimmer-Artikel auf die Premium-Linie Bogner-Kosmetik umgestellt wurden, ist der "Verbrauch" der Gäste massiv angestiegen. Slama: "Durchschnittlich mussten wir Seife, Duschgel und Co. immer alle drei Tage nachfüllen. Nun täglich, da jeden Morgen die frisch nachgefüllten Artikel weg sind. Aber wir kalkulieren das mit."
Auch im Plattenwirt sind es vor allem Regenschirme, die oft fehlen, erklärt Chefin Elke Prantner. "Vor 15 Jahren war es mehr, heute kommt selten etwas weg." Sie glaubt, dass es sogar oft schlechter ist, den Hotelnamen auf Inventar zu drucken, da Gäste solche Dinge dann eher als "Erinnerung" mit nachhause nehmen.
Stadt-Gäste scheinen dreister
Wenn man die Stadt-Hoteliers befragt, so scheint es, dass hier die Urlaubsgäste dreister sind. Denn die Befragung vieler klassischer See- und Ferienhotels ergab, dass zwar Dinge veschwinden, sich jedoch alles in Grenzen halte. Nicht so bei Waltraud Fresenberger vom Hotel Goldener Brunnen in der Innenstadt: "Die Gäste werden leider immer dreister. Von Raumduft-Flacons, Kerzen, Deko-Kugeln bis zu schönen Teedosen samt Inhalt und sogar Batterien aus der Fernbedienung fehlen sehr häufig Dinge." Besonders ärgerlich sei, dass es mittlerweile ein Sport zu sein scheint, die Minibar leerzutrinken und die Flaschen mit Wasser aufzufüllen.
Auch im Stadthotel Geyer muss Chefin Astrid Zlami vor allem einen Schwund bei ihrem Frühstücksgeschirr hinnehmen. "Ich habe aktuell nur noch zwei Marmeladenschüsserln, alle anderen wurden von den Gästen mitgenommen. Auch Besteck fehlt oft", sagt sie. Ein Gast war so dreist und hat sogar in die Wand geschraubte Kleiderhaken aus dem Solariumbereich mitgenommen. "Sie wurden einfach herausgerissen", ärgert sich Zlami. Sie glaubt, dass es für viele mittlerweile ein Sport ist, aus den Hotels immer etwas mitzunehmen. "Die meisten denken sich nichts dabei. Vor allem nicht, dass wir Hoteliers das alles ersetzen müssen und bestimmte Dinge, wie spezielle Deko, vielleicht gar nicht mehr nachbekommen und zudem einen zusätzlichen Aufwand haben. Etwa, wenn das Hotel-Logo aufgedruckt werden muss."
Erpressbar mit Bewertung
Nachträglich in Rechnung stellt keiner der befragten Hoteliers etwas. Fresenberger erläutert: "Was soll ich tun? Seit Booking.com sind Hoteliers erpressbar, seit damals ist es auch mit dem Inventar-Klau schlimmer geworden. Es kommt oft vor, dass Gäste mir mit schlechten Bewertungen drohen, wenn ich ihnen z. B. nicht ein Gratis-Zimmer-Upgrade gebe, obwohl sie ein Standardzimmer bestellt haben. Aber ich lasse mich nicht erpressen.
Manche Hoteliers entwickeln Strategien, um dem "Schwund" ihres Inventars von vornherein vorzubeugen. So erzählt etwa Hotelierin Fresenberger: "Meine Duftflacons sind nun angeschraubt und schöne Teedosen habe ich keine mehr. Schade für die Gäste wegen des Ambientes, aber es ist eben so."
Pfiffige Idee gegen den Besteckschwund
Linde-Direktor Slama hat abschließend noch einen Tipp, wie man sich als Hotelier vor Besteck-Klau schützen kann: "In Lech am Arlberg hat ein Hotel Silberbesteck. Sie hatten eine lustige Idee, wie man dies vor Diebstahl schützt: In jedem einzelnen Besteckstück wurde hinten eingraviert: "Gestohlen im Hotel xy in Lech am Arlberg", erzählt Slama lachend.
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