Comeback nach 25 Jahren
Karl Sibelius steht wieder im Klagnfurter Stadttheater auf der Bühne - "Die Fledermaus" feiert am 18. September Premiere.
INNENSTADT. Auf der Bühne steht Karl Sibelius nur noch selten - er ist Intendant am bayerischen Theater an der Rott und übernimmt nächstes Jahr die Leitung des Trierer Theaters. In Klagenfurt spielt er aber wieder - den Frosch in der Fledermaus.
Sie sind vor 25 Jahren aus Kärnten weggezogen. Welche Erinnerungen haben Sie an Kärnten?
Karl Sibelius: Hier im Stadttheater werden besonders viele Erinnerungen wach. Mit 14 habe ich schon im Extrachor des Stadttheaters gesungen, bis ich 20 war, habe ich noch einige kleine Rollen übernommen - und einige Chorsänger, Techniker oder Souffleusen, die ich noch von damals kenne, treffe ich heute wieder!
Abgesehen vom Theater - woran denken Sie, wenn sie an ihre Kindheit in Kärnten denken?
Ich bin in Bad Eisenkappel aufgewachsen - in wunderbarer Natur, ich habe viele schöne Kindheitserinnerungen. Ich weiß noch, dass mir damals die Kirche viel Halt gegeben hat - und später eben das Theater. Ich bin schwul und im Theater habe ich mich geborgen gefühlt - ich konnte hier sein, wie ich war.
Wie war Ihr Bild von Kärnten - von außerhalb betrachtet?
Ich muss ehrlich sagen - ich hatte kein großes Bedürfnis, wieder nach Kärnten zu kommen. Jetzt ist das natürlich anders - ich bin sehr gefestigt.
Sie sind Intendant am Theater an der Rott - stehen Sie trotzdem noch auf der Bühne?
Die Fledermaus in Klagenfurt ist eine Ausnahme, ich spiele nur mehr sehr selten. Das hat sich sehr gut getroffen, dass Olivier Tambosi Regie führt - wir kennen uns auch schon von früher.
Die Fledermaus wurde vor 150 Jahren geschrieben - wie passt sie in die heutige Zeit?
Ich denke das passt ausgezeichnet, die 'Fledermaus' ist absolut zeitlos. Es thematisiert Beziehungen, die schon lange dauern und während denen man eine Idylle vorspielt, die es eigentlich gar nicht mehr gibt. Dass man einfach ab und zu aus dem Alltag ausbrechen möchte.
Was können Sie uns über die Inszenierung verraten?
Die Geschichte wird haargenau nacherzählt - Tambosi hat ein echtes Zauberhändchen, was das angeht. Von der Ästhetik her ist Die 'Fledermaus' absolut ansprechend.
Ist Ihr Engagement in Klagenfurt eine einmalige Sache?
Ja - obwohl es mich sehr freut, dass ich hier sein darf. Und obwohl das Stadttheater Klagenfurt einen sehr guten Ruf hat. Besonders das Orchester und der Chor werden oft gelobt.
Der Chor - hat das etwas mit der Kärntner Begeisterung fürs Singen zu tun?
Auf jeden Fall. Die Sänger sind voll motiviert und mit Freude bei der Sache. Ich habe das ja auch selber kennengelernt, als Jugendlicher habe ich in Poggersdorf beim MGV 'Freundschaft an der Gurk' gesungen. Ohne die Erfahrungen in Kärnten wäre ich heute nicht der, der ich bin - und ich könnte mir gut vorstellen, dass ich später hier lebe. Dass ich sozusagen meine Lebensklammer schließe.
Also lebt die Kärntner Seele in Ihnen noch?
Auf jeden Fall! Ich habe jetzt 20 Jahre lang nicht im Kärntner Dialekt gesprochen - jetzt bin ich wieder hier und rede kärntnerisch! Und die Kärntner Seele ist eine gute Seele.
Im nächsten Jahr übernehmen Sie die Leitung des Trierer Theaters. Was haben Sie vor?
Ich möchte aus dem Theater ein Entdecker- und Ermöglicher-Theater machen. Und ich habe festgestellt: Wenn die Qualität passt, dann passt alles andere ganz automatisch auch. Wenn es an einem Theater Finanzprobleme gibt, dann kreisen die rund um andere Probleme. Ich möchte aus de Trierer Theater ein Haus machen, das eine Modellfunktion für das Theater der Zukunft hat.
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