Mit einem Bein auf den Großglockner
Ohne Prothese radelte der beinamputierte Klagenfurter Stefan Eberdorfer (53) die Hochalpenstraße hinauf.
KLAGENFURT. Es war ein lang gehegter Lebenstraum, den sich Stefan Eberdorfer erfüllte. Der seit dem Jahr 1990 beinamputierte Klagenfurter erklomm mit dem Rennrad die Großglockner-Hochalpenstraße – und das ohne Prothese, mit nur einem Bein!
Ziehen & treten
„Ziehen, treten, ziehen, treten – das war während der 1.700 Höhenmeter und 27 Kilometer das Motto”, erzählt der 53-jährige Hobbysportler. Mit Paralympics-Teilnehmer Alfred Grochar (22) und einem Begleitfahrzeug startete das Duo von Fusch in Richtung des größten Berges Österreichs. „Als ich noch beide Beine hatte und körperlich besser drauf war, bin ich schon zwei Mal raufgefahren. Aber mit einem Bein – das hat mich unglaubliche Überwindung gekostet”, verrät Eberdorfer.
Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von zehn km/h brauchte das Team dreieinhalb Stunden bis zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe – ans Aufgeben dachte niemand. „Dass das Wetter nicht gepasst hat, war mein Glück: So gab's keinen Verkehr und ich konnte bei den teilweise zwölf-prozentigen Steigungen auf der Straße Zick-Zack-Linien fahren. Denn aufstehen geht mit einem Bein nicht”, betont Eberdorfer und erinnert sich an die erlösende Durchfahrt im Hochtor-Tunnel zurück: „Freudenschrei, absoluter Adrenalin-Kick. Das Glücksgefühl war grenzenlos!”
„Ich sah das weiße Licht”
Sein linkes Bein hat der heutige Pensionist bei seiner Arbeit als ÖBB-Bediensteter verloren: „Ich kam unter den Zug, hatte damals schon das weiße Licht gesehen. Es war eigentlich ein wunderschöner Moment – wenn das der Tod sein soll, braucht man sich nicht zu fürchten", meint Eberdorfer und fährt fort: „Als ich verletzt dalag, hatte ich immer das Ferlacher Horn im Blickfeld und dachte mir: Wenn du das überlebst, kletterst du da rauf. Ich tat es – der Großglockner war diesmal die wundervolle Draufgabe!”
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