Aktivisten warnen: "Wir sind für Blackout nicht gerüstet"

"Ein Notstromaggregat ist ein Muss", rät Aktivist Reinhard Klein aus Weidlingbach. Wegen der Freileitungen dort ist er Stromausfall-erfahren. | Foto: Cornelia Grobner
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KLOSTERNEUBURG/REGION PURKERSDORF (cog/tw). "Die Frage ist nicht, ob ein Blackout kommt, sondern wann", konstatiert der NÖ Militäroffizier a.D. Udo Ladinig trocken. "Nach 24 Stunden totalem Stromausfall werden wir zivilisatorisch auf Ebene der Völkerwanderungszeit sein. Die Leute damals konnten damit umgehen – wir nicht."

"Erfinderisch sein"

Ladinig, der in seiner Zeit beim Militärkommando eine Studie über Blackout-Szenarien und Bundesheeraufgaben dazu gemacht hat, tourt seit Jahren mit Aufklärungsvorträgen durch die Region. In dem Weidlingbacher Reinhard Klein hat er einen Verbündeten gefunden. Er betreibt die Info-Website www.power-blackout.info. "Wenn uns die Politik nicht hilft, müssen wir uns selber helfen", ist seine Devise. Auch im Klosterneuburger Rathaus hat Klein bereits vorgesprochen – aber kein Gehör gefunden. Grundsätzlich gibt man sich dort gerüstet.
"Natürlich haben wir uns dazu Gedanken gemacht. Die Babenbergerhalle ist notstromversorgt, dort wird im Fall des Falles ein Krisenstab eingerichtet", erklärt der Zivilschutzbeauftragte Alexander Weber. Lebensmittel- und Wasserdepots gibt es allerdings keine: "Da muss man dann erfinderisch sein."

Was sagen die Krisenstäbe?

In Purkersdorf würde die Feuerwehrzentrale, im Notfall Sitz eines Krisenstabs, mit Notstrom versorgt werden, wie Kdt. Viktor Weinzinger erklärt. Mit neun Notstromaggregaten ist die FF Purkersdorf gerüstet. "Aber alleine in Purkersdorf bräuchte man 13 Aggregate um die Wasserversorgung aufrecht zu erhalten", weiß Weinzinger, der aber nicht den Teufel an die Wand malen will: "Unser Stromnetz ist so aufgebaut, dass man bei Ausfällen von außen einspeisen kann. Da müsste schon massiv was passieren." Auch das Purkersdorfer Rote Kreuz könnte sich für mehrere Stunden selbst mit Strom versorgen um den Rettungsdienst aufrecht zu erhalten, bei mehrtägigen Ausfall wäre, dank Tank-Möglichkeit bei der Autobahnmeisterei Pressbaum, zumindest die Mobilität der Einsatzfahrzeuge gewährleistet, weiß RotKreuz-Experte Gerhard Groher.
Koordinations-Oberhaupt im Bezirk wäre jedoch die Bezirkshauptmannschaft. "Wichtig wäre die Wiederaufnahme und Aufrechterhaltung von Kommunikation. Außerdem wäre die Frage wo gibt es Infrastrukturen wie Krankenhäuser, wie gut sind die versorgt und wie siehts im Verkehr aus mit dem Strom", so BH Andreas Strobl und erklärt: "Der Führungsstab der BH ist gerüstet. Es ist auch in den Katastrophenschutzplänen enthalten und wird geübt."

"Das reicht nicht aus"

"Wiener Netze versorgt die Kunden 525.570 Minuten pro Jahr, nur etwa 30 Minuten pro Jahr und pro Einwohner fällt der Strom aus", relativiert ein Sprecher des Energieversorgers, Christian Neubauer, das Untergangs-Szenario. Stefan Zach von der EVN verweist auf sogenannte Schwarzstart-Kraftwerke, die unabhängig vom Stromnetz vom abgeschaltenen Zustand ausgehend hochgefahren werden können.
Ladinig und Klein bezweifeln jedoch, dass diese Maßnahmen ausreichen. Das Blackout-Szenario der beiden Aktivisten ist unschön: kritische Trinkwasser-Situation, keine Kommunikationsmöglichkeit, keine Mobilität wegen ausgefallener Züge und Tankstellen, medizinische Notfälle, Seuchengefahr, Plünderungen. Ladinig: "Es wird Todesopfer geben." Die Gefahr gehe nicht nur von Unfällen und Notsituationen etwa in Krankenhäusern aus, sondern auch von Mitmenschen. "Spätestens nach 24 Stunden muss man damit rechnen, dass Leute auf Nahrungssuche gehen. Und dabei nicht zimperlich sind", erklärt Ladinig. Er empfiehlt die Flucht aufs Land: "Dort sind die Überlebenschance höher. Nicht nur weil es Gemüsegärten und Hausbrunnen gibt, sondern auch, weil die emotionalen Bindungen besser sind."

ZUR SACHE
Ursachen für einen großräumigen totalen Stromausfall können Naturereignisse, technisches Versagen oder menschliche Eingriffe (Stichwort: Cyberwar) sein.
Empfehlungen:
• Lebensmittel und Wasser für zwei Wochen
• ein Notstromaggregat und Treibstoff
• wichtige Medikamente lagernd haben
• Batterien, Taschenlampe
• Szenario für persönliche Lebenssituation durchdenken
Mehr Infos gibt der NÖ Zivilschutzverband (www.noezsv.at | Download der info-Broschüre Blackout).

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IM INTERVIEW: "Jeder Einzelne muss Vorsorge treffen"
Alfred Mitrovic ist Landessekretär des NÖ Zivilschutzverbandes. Die Bezirksblätter baten ihn zum Experten-Talk.

BEZIRKSBLÄTTER: Wie hoch ist Ihrer Einschätzung nach die tatsächliche Chance, dass wir einen Blackout erleben?
MITROVIC: Ein Blackout kann jederzeit eintreten. Es kann im Energieverbund immer etwas passieren. Gleichzeitig können auch Naturkatastrophen jederzeit auftreten. Mit einer Eis-Situation wie im Waldviertel und in Slowenien hätte nie jemand gerechnet. Umgekehrt heißt es nicht, dass es bei Kälte und Regen auch zu einem Stromausfall kommt. Vorhersagen kann man deshalb gar nichts.

BEZIRKSBLÄTTER: Muss jeder Einzelne Vorsorge treffen?
MITROVIC: Ja, denn die Einsatzkräfte müssen sich im Ernstfall zuerst um den Großraum kümmern und können nicht für Einzelpersonen da sein. Da ist Eigenverantwortung gefragt. Erst dann in den Supermarkt zu fahren, wenn der Strom weg ist, bringt gar nichts. Die sperren als Erstes zu. Eine netzunabhängige Kochgelegenheit und eine Heizmöglichkeit sollte man schon zuhause haben.

BEZIRKSBLÄTTER: Wie gut ist Niederösterreich auf einen möglichen Blackout vorbereitet?
MITROVIC: Grundsätzlich sind wir in NÖ sehr gut aufgestellt, Notfallpläne sind ausgearbeitet. Unsere Krankenhäuser können den Notbetrieb aufrechterhalten, die Einsatzkräfte können mit Treibstoff versorgt werden und jede Gemeinde muss einen Notfallplan haben.

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