Bruder aus Amerika besucht Stift Klosterneuburg

KLOSTERNEUBURG/USA. Vom New Yorker JFK-Flughafen fuhrt die Fahrt großtenteils durch private Parklandschaften nach Glen Cove: 45 Minuten „American dream“, Wohnsiedlungen der Reichen. Glen Cove, knapp 27.000 Einwohner, ist Klosterneuburg nicht unahnlich, eine Kleinstadt mit eignem Burgermeister aber zu New York gehorig. Es gibt zwar keine Donau aber dafur eine Bucht des Atlantik. Jahrzehntelang befand sich hier die Residenz des UNO-Botschafters der UdSSR. Chrustschow hat hier genauso residiert wie Fidel Castro. Humphrey Bogart und Audrey Hephurn haben hier 1954 einen Film gedreht, ein Teil von „Batman Forever“ spielt hier.
Über dem Stadtchen auf einem Hugel: Die Pfarrkirche von St. Patrick. Die Pfarrgrundung erfolgte 1856, angeblich wurde die Pfarrkirche aus dem Steinmaterial gebaut, das beim New Yorker-U-Bahnbau uber geblieben war, die Glasfenster stam- men aus Innsbruck. Einige Zeit war hier ein Nonnenkloster untergebracht, seit 2011 leben hier HH Daniel, HH Elias und HH Bruno aus dem Stift Klosterneuburg.

Initiative des Bischofs
Daniel ist, ebenso wie seine beiden Mitbrüder, Amerikaner. Sieben Jahre war er dort auch als Weltpriester tätig, bevor er ins Stift Klosterneuburg eintrat. Als der Bischof von Rockeville auf die Chorherren zutrat, da er gerne einen alten Männerorden in seiner Diözese angesiedelt hätte, freute sich Daniel besonders, dass er dort neue Aufgaben übernehmen durfte. Nun besucht er das Stift, und fühlt sich sofort wieder heimisch - doch die Pflicht ruft, in Amerika gibt es viel zu tun, daher geht es nach drei Tagen wieder zurück.

Chorherren betreuen zwei Pfarren
St. Patrick ist die alteste katholische Pfarre der Gegend, in den 1930-er Jahren spalteten sich von der damals irisch domi- nierten Pfarre die dort wohnenden Italiener ab und begrundeten die Pfarre S. Rocco. Doch auch heute ist die Pfarrgemeinde zweigeteilt in die englisch- und eine spanischsprachige, bestehend aus Einwander- ern aus Sud- und Mittelamerika.
Ein Besuch der spanischen Sonntagsmesse lohnt: Fur die Kirche ware die Gemeinde zu groß, sie feiert in der Mehrzweckhalle, wo an die 800 Personen Platz finden. Und die Halle ist bis zum letzten Platz gefullt.... Wenn eine Stunde spater die englischsprachige Messe beginnt, ist der riesige Parkplatz wieder neu gefullt. Auch diesmal ist die Kirche voll und die Glaubigen feiern mit. Als Propst Bernhard HH Daniel das Gastgeschenk, eine Reliquie des Hl. Leopold uberreicht, gibt es Applaus – ebenso fur Dr. Walter als wirtschaftlichen Leiter...

S. Rocco
HH Elias ist Pfarrer der ca. einen Kilometer entfernten Kirche von S. Rocco. Dass beide Pfarren von unseren Chorherren betreut werden, hat die alten Graben zugeschuttet – aber es tut der Gemeinde doch gut, dass Propst Bernhard dort die Vorabendmesse feiert und sie daher die erste Pfarre in der Neuen Welt ist, die – wenige Stunden vor St. Patrick – eine Leopoldsreliquie erhalt. „Es ist ein positiver Wettstreit“ sind HH Daniel und HH Elias uberzeugt, „aber inzwischen besuchen auch die Pfarrmitglieder von St. Patrick das S.Rocco-Fest“.
Und dieses Fest ist das großte von Glen Cove: Wochenlang wird es von den Pfarrmitgliedern vorbereitet – die Einnahmen zur Finanzierung der Pfarre konnen sich sehen lassen: im Schnitt $ 350.000,– Kirchenbeitrag gibt es in den USA keinen, die Pfarren leben von Spenden: Das Sozialprogramm von St. Patrick – rund 700 Menschen erhalten regelmaßig Unterstutzung– wird durch die Thanksgiving-Kollekte ermoglicht.

Bischof überlegt Wallfahrt nach Klosterneuburg
Der Besuch des Propstes hat nicht nur den Kontakt des Stiftes mit den beiden neuen Gemeinden hergestellt., sondern auch das offizielle Osterreich hat nun die Stiftspfarren kennengelernt: Osterreichs Generalkonsul, der UN-Botschafter und das Kul- turinstitut in New York stehen nun in Kontakt mit den Chorherren. Und Bischof Murphy – vom zustandigen Bistum Rockville Centre – uberlegt zur 900-Jahr-Feier des Stiftes eine großangelegte Wallfahrt nach Klosterneuburg.