Sechs Jahre nach Bezirks-Auflösung
Das wurde aus dem 24. Bezirk
Seit nunmehr sechs Jahren ist Klosterneuburg Teil des Tullner Bezirkes und einiges hat sich verändert.
KLOSTERNEUBURG/BEZIRK. Es war der 10. September 2015, an dem die Stadtgemeinde – wohlgemerkt aus den Medien – erfuhr, dass die niederösterreichische Landesregierung den Bezirk Wien-Umgebung auflöst. Mit Beginn des Jahres 2017 war Klosterneuburg dann Teil des Bezirks Tulln – eine Entscheidung, die in der alleinigen Verantwortung des Landes lag und von der Stadtgemeinde hinzunehmen war.
Etliche Befürchtungen standen im Raum: Würden durch die Neustrukturierung bezirksabhängige Arbeitsplätze verlorengehen? Behördengänge mühsamer werden? Die Dienstleistungsqualität der Verwaltung sinken? Und welche Auswirkungen würde dieser Beschluss auf die politische und gesellschaftliche Landschaft sowie die Zusammenarbeit in kommunalen Bereichen haben?
Quo vadis Klosterneuburg
"Ich glaube, dass es die Bevölkerung erwartet und dass es sich geziemt, dass wir alle Möglichkeiten ausschöpfen", meinte seinerzeit Sepp Wimmer von den Grünen angesichts der Tatsache, dass Gablitz und Mauerbach aufgrund massiven Widerstands letztlich nicht, wie geplant, in den Bezirk Tulln integriert wurden. Peter Hofbauer (Liste Hofbauer) sinnierte damals gar über Klosterneuburg als 24. Wiener Gemeindebezirk. Wimmer empfand einen Anschluss an Wien damals als "wünschenswerte Variante", auch wenn er zu bedenken gab, dass "die Wiener Landesgesetze dann auch in Klosterneuburg gelten würden."
Mittlerweile sind sechs Jahre vergangen – viele ursprünglichen Befürchtungen haben sich in Luft aufgelöst. Doch nicht alle.
Identität eingebüßt
"Die Bedenken waren damals durchaus groß. Inzwischen hat sich alles eingespielt", so Wimmer aus heutiger Sicht. "Für meine Person gibt es keine gewaltigen Nachteile. Und wenn ich einmal im Monat zum Grünen-Bezirkstreffen muss, ist das für mich verkraftbar."
So gelassen sehen es nicht alle Bürger. Die entstandenen Probleme reichen von Arbeitsplatzverlagerungen über soziale Neustrukturierungen bis hin zu Identitätskrisen. Und auch Sepp Wimmer räumt ein: "Dass Klosterneuburg nicht mehr Bezirkshauptstadt ist, ist schon ein wenig ein Bedeutungsverlust."
Für wen dieses Thema durchaus nicht in zwei Sätzen abgehandelt ist, ist Josef Pitschko. "Mit der Auflösung des Bezirks Wien-Umgebung hat Klosterneuburg den Status einer Bezirkshauptstadt verloren. Klosterneuburg ist als größte Stadt im Bezirk Tulln, der bei weitem überwiegend aus ländlichen Gemeinden besteht, ein Fremdkörper, insbesondere auch weil Klosterneuburg am Rand des Bezirks liegt."
Auch die Historie möchte der erst kürzlich wiedergewählte FPÖ-Stadtparteiobmann nicht unbeleuchtet lassen: "Schon vor mehr als 20 Jahren hat das NÖ Zentrale–Orte–Raumordnungsprogramm Tulln als zentralen Ort genannt, Klosterneuburg – immerhin die drittgrößte Stadt Niederösterreichs - hingegen nicht einmal erwähnt. Die Klosterneuburger Freiheitlichen haben daher bereits damals im Gemeinderat beantragt, die Voraussetzungen für einen Antrag an den Niederösterreichischen Landtag zwecks Erlassung eines Stadtrechtes für Klosterneuburg zu prüfen. Klosterneuburg wäre dann wie St. Pölten, Wr. Neustadt, Krems und sogar Waidhofen/Ybbs eine Stadt mit eigenem Statut und hätte damit auch die Agenden der Bezirkshauptmannschaft zu erledigen."
Die Klosterneuburger Freiheitlichen, so Pitschko, werden das Thema 'Statutarstadt Klosterneuburg' jedenfalls dann wieder aktualisieren, wenn die Außenstelle der Bezirkshauptmannschaft in Klosterneuburg geschlossen wird, um den Klosterneuburgern Behördenwege nach Tulln zu ersparen (beispielsweise für die Ausstellung eines Reisepasses). Die Identifikation der Klosterneuburger aber "litt nach meiner Einschätzung nicht unter dieser Zuordnung", so Josef Pitschko. "Wichtig für die Klosterneuburger war, dass die Leistungen der Bezirkshauptmannschaft in Klosterneuburg erbracht wurden bzw. werden. Die Klosterneuburger haben ohnehin ein historisch bedingtes Identifikationsproblem, das teilweise noch bis in die Eingliederung von damals selbständigen Gemeinden in die Stadt Wien als 26. Bezirk zurückreicht. Das eigene KFZ–Kennzeichen KG für Klosterneuburg, das Bürgermeister Schmuckenschlager und ich nach zähen Verhandlungen erreichen konnten, soll nicht nur zur Verwaltungsvereinfachung sondern auch zur Identitätsstiftung dienen."
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