Die Tierflüstererinnen vom Wienerwald
Sie begleiten uns seit vielen Jahren, leben mit uns unter einem Dach und trotzdem verstehen sie uns oft nicht. Gemeint sind nicht Ehepartner sondern Hund und Katz. Susi und Strolchi geben uns unmissverständliche Signale, unsere Reaktion ist für sie aber oft ein Rätsel. Die Bezirksblätter sprachen mit TierexpertInnen aus der Region, um die größten Missverständnisse zwischen Mensch und Tier aufzuklären.
BEZIRK WIEN-UMGEBUNG (cog, tw). Renate Konar ist ausgebildete "Tellington practinioner". Die Weidlingerin verwendet in der Kommunikation mit Tieren spezielle Berührungen, um sie in Balance zu bringen.
Fehlinterpretationen
Konar arbeitet auch mit den vielfach traumatisierten Tieren im Tierheim des Klosterneuburger Tiervereins in Königstetten. Wir haben sie gefragt, was HundebesitzerInnen meistens falsch machen. "Es gibt einen Klassiker", meint sie daraufhin: Ein Hundebesitzer ruft seinen Hund, dieser wendet sich von ihm ab, der Halter wird wütend. "Doch die Geste des Tieres drückt nicht Missachtung, sondern Beschwichtigung aus." Ebenfalls oft missinterpretiert: Gähnt ein Hund oder erstarrt er, dann können das Zeichen für starken Stress sein, ebenso das "Schwanzeln". "Der Blick dazu ist dabei ausschlaggebend. Starr heißt gestresst", erläutert Konar.
Auch bei Katzen herrscht oft Unwissenheit: Wenn sie beißen und kratzen, wollen sie nicht verletzen, sondern Grenzen setzen: "Gerade in Familien mit kleinen Kindern, die unabsichtlich grob mit Tieren umgehen, brauchen Katzen einen Rückzugsort."
Das Begrüßungsdilemma
Einen besonderen Zugang zu Tieren hat auch die Purkersdorferin Bina Linzer. "Die Begrüßung ist ein klassisches Missverständnis", so die Tiertrainerin, die hauptsächlich mit Hunden und Pferden arbeitet. Menschen begrüßen sich mit Handschlag, Hunde, indem sie sich gegenseitig am Hintern schnuppern. Eine für beide Seiten akzeptable Begrüßung ist daher Erziehungssache. Stressig für Hunde seien Umarmungen: "Eine Hand am Hund ist genug."
Renate Konar betont darüber hinaus: "Manchmal verstehen wir unsere Tiere auch deshalb nicht, weil sie krank sind. Wer unter unerkannten Schmerzen leidet, kann aggressiv werden."
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