Sprachkenntnisse machten Unterschied
"Als er seine Muttersprache hörte, wurde er zusehends ruhiger", sagt Polizistin Dagmar W. über den Tschechen, der sie mit einer Waffe bedrohte.
KLOSTERNEUBURG. Es war eine Situation, wie sie sie auch Polizisten nicht so häufig erleben. Ein Tscheche bedrohte in Klosterneuburg die Streifenpolizisten, die ihn kontrollieren wollten, mit einer Waffe. (Siehe Artikel: Waffe gegen Polizei gerichtet) Dagmar W., Polizistin der Polizeidienststelle Klosterneuburg, saß im zweiten, zur Verstärkung angeforderten Streifenwagen. "Nachdem klar war, dass der Mann eine Waffe in Händen hält, haben wir uns am Weg zum Einsatzort die schusssicheren Westen angezogen."
"Keine Angst, nur Adrenalin"
Vor Ort, bei der Klosterneuburger Leopoldsbrücke, spricht Dagmar W. den Täter zunächst auf Deutsch an: Keine Reaktion. Aus den wenigen Worten, die der Mann stammelt, schließt Dagmar W. auf seine Muttersprache tschechisch. "Also hab ich ihn auf tschechisch angesprochen. Ganz genau weiß ich nicht einmal mehr, was ich gesagt habe, aber etwas wie er soll sich beruhigen, wir lösen das alles, er soll die Pistole weglegen." Angst habe sie bei der Aktion nicht verspürt, so die junge Polizistin. "Aber man ist vollgepumpt mit Adrenalin, besonders aufmerksam."
Pistole weggeworfen
Minuten, nachdem Dagmar W. mit ihm zu sprechen begonnen hat, wirft der Tscheche seine Pistole weg. "Man hat sofort eine Veränderung gemerkt, er hat sich verstanden gefühlt. Also, rein sprachlich zumindest. Er ist viel ruhiger geworden, kooperationsbereiter." Auf sein Bitten hin reicht Dagmar W. dem Täter eine Zigarette, die sie vorher von Passanten bekommen hat. Kurz darauf ist die Waffe weg, der Täter wird festgenommen.
Alles deutlicher bewusst
In einer ähnlichen Situation war die Polizistin aus Gmünd noch nie. "Es hat wieder bestätigt, wie wichtig Sprachkenntnisse sind. Ich war immer schon froh, dass mir der Dienstgeber ermöglicht hat Tschechisch zu lernen." Seit zwei Jahren hat sie die Sprache in mehreren Modulen gefestigt, "jetzt sind wir gerade bei Fachvokabeln". Auch in Routinesituationen, bei Verkehrskontrollen und ähnlichem, war ihr die Sprache schon eine Hilfe.
Wie es Dagmar W. jetzt, ein paar Tage nach dem Vorfall geht? "Gut. Man denkt sich die Situation natürlich öfter durch, spricht mit Kollegen. Vielleicht wird einem sogar mehr bewusst, wie gefährlich der Job sein kann. Eine Belastung ist das für mich persönlich aber nicht."
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