"Sprachrohr für jene am letzten Weg"

- In den 49 Landespflegeheimen gibt es 4.496 MitarbeiterInnen. Im Bild: Margareta Toy und Monika Freywagner vom Agnesheim.
- Foto: Grobner
- hochgeladen von Cornelia Grobner
Die Bezirksblätter haben mit dem Pflegepersonal im Agnesheim über den Alltag gesprochen.
KLOSTERNEUBURG (cog). 33.000 NiederösterreicherInnen können ihren Alltag nicht mehr alleine bewältigen und sind auf Pflege angewiesen. 20.000 Menschen kümmern sich derzeit im größten Bundesland um die Pflegebedürftigen. Im Klosterneuburger Agnesheim sorgen 81 MitarbeiterInnen für einen würdevollen Lebensabend der rund 110 BewohnerInnen. Eine von ihnen ist Stationsleiterin Margareta Toy: "Wir sind das Sprachrohr der alten Menschen hier."
"Mehr als nur füttern und waschen"
Füttern und waschen – das wird gemeinhin als Hauptaufgabe von Pflegenden gesehen. Mit dem tatsächlichen Alltag des Personals in den Heimen hat das wenig zu tun: "Es geht um so viel mehr", betont Toy. Um Respekt und das Wahrnehmen von Bedürfnissen etwa: "Das bedeutet auch, dass wir viel Biografiearbeit leisten", betont Stationsleitung-Stellvertreterin Monika Freywagner. Besonders dann, wenn demente Menschen zurück in frühere Stadien ihres Lebens fallen. Vorderstes Ziel: so viel Autonomie der BewohnerInnen wie möglich so lange wie möglich aufrecht erhalten. Die täglichen Anforderungen an den Pflegeberuf sind groß. Freywagner: "Aber wir bekommen viel Liebe und Dank zurück."
"In unserer Gesellschaft ist kein Platz für Alter und Krankheit
Es sei schon etwas Besonderes, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten, findet Toy. Ihr missfällt jedoch, dass in unserer Gesellschaft das Alter wenig wertgeschätzt wird: "Alles sollen vital, kreativ, fit und schön sein. Da ist kein Platz für Alter und Krankheit. Es ist aber eine Schande, dass sich alte Menschen immer öfter als Belastung für andere wahrnehmen." Dass das Alter etwas ist, das jeder vor sich herschiebt, der nicht gezwungenermaßen über Angehörige damit konfrontiert wird, davon kann Agnesheim-Direktor Michael Strozer ein Lied singen: "Jeder will alt werden, aber keiner will es sein. Alles im Leben wird heutzutage akribisch geplant, nur das eigene Alter nicht." Er verweist auf die große Bedeutung des Pflegeberufs: "Das Personal muss viel selbstständiger arbeiten und Entscheidungen treffen als im krankenhaus, wo ÄrztInnen immer in Rufnähe sind." Freywagner pflichtet ihm bei: "Aber genau das ist das Schöne an unserem Beruf. Und wenn es dann gelingt, den alten Menschen einen letzten Wunsch zu erfüllen, das ist dann besonders erfüllend."
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