"War früher fast zu brav"
Künstlerin Ragna Sichelschmidt verschlug es aus Deutschland in den Wienerwaldort Gablitz.
GABLITZ. Beruflich übersiedelte Ragna Sichelschmidts Mann aus Deutschland nach Wien. "Da war für uns klar: Ich komme mit. Sonst kann ich mich auch gleich scheiden lassen." Kein ganz einfacher Schritt für die Künstlerin, die sich daheim bereits einen Namen gemacht hatte.
Dabei war ihr Weg in der Kunst noch gar nicht so lange. Zwar hatte Ragna bereits als Kind immer gezeichnet, auf den kleinen Blöcken, auf denen die Supermarkt-Kassierin damals noch ihre Rechnungen machte. "Die hab ich mir erbettelt, und dann hab ich unter der Bank in der Schule gezeichnet. So nebenher."
Karriere
Als es an die Berufswahl ging, hatten Eltern und Tochter unterschiedliche Vorstellungen. "Ich hätte am liebsten studiert, aber das war meiner Mutter zu weit weg. Sie hatte Angst, ich könnte über die Stränge schlagen. Dabei war ich damals ohnehin sehr brav. Ich war früher eigentlich immer zu brav." Schließlich beginnt Ragna im grafischen Bereich zu arbeiten, studiert später weiter, bleibt in der Werbebranche, Art Direktorin.
Kunst
Zur Kunst findet sie dennoch noch. Malt immer nebenher, macht Ausstellungen. Ihr Motiv sind Menschen. Alte Menschen, Kinder, schließlich kommt sie bei ihren derzeitigen Hauptmotiven an: Junge Straßentänzer. Ausdruckstänzer, Vertreter verschiedener Jugendkulturen. "Diese Leute zu zeigen, die sonst oft so geringschätzig angesehen werden. Dabei sollten wir viel netter miteinander umgehen."
"Jugendstil
Sichelschmidt fragt in Jugendzentren, lernt viele junge Leute kennen. Und taucht ein in die Kultur. Sieht sich um, wo man die entsprechende Kleidung bekommt. Wagt ein kleines "Spray-Experiment": "Da habe ich Bahnen Papier aufgehängt, und da drauf gesprayt, ganz beschädigen wollte ich nichts. Plötzlich habe ich jemanden kommen gehört und bin schnell weg."
In ihrer Ausstellung "Jugendstil" in der Wiener Galerie Martinz zeigte Sichelschmidt erstmals in Wien ihre Werke. Nun folgt eine "Schaffensperiode". Anschluss hat sie mittlerweile gefunden, in Gablitz wie in Wien. "So ein Kulturunterschied ist ja auch nicht", meint die Deutsche. Was ihr am meisten fehlt? Das Atelier. Zum Malen ist im neuen Haus irgendwie zu wenig Platz.
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