Explosive Transporte und brisante Reagenzgläser
Sie sind explosiv, hochgiftig oder radioaktiv. Den Gefahrengütern in Klosterneuburg auf der Spur.
KLOSTERNEUBURG (cog). Tonnenweise Gefahrengüter lagern in heimischen Firmen, rollen über Straßen und Schienen. Die Bezirksblätter baten die Experten zur Situation in Klosterneuburg und in Purkersdorf zu Wort.
Öltreiben auf der Donau
Bahntransporte gelten als sehr sicher und auch auf der Straße kam es in Klosterneuburg in den letzten Jahren zu keinen größeren Unglücken durch Gefahrengut – auch wenn die Feuerwehr bei fast jedem Unfall einrücken muss, um Flüssigkeiten zu binden.
Leider regelmäßig kommt es zu Zwischenfällen auf der Donau. "Öltreiben auf der Donau verursacht oft sehr aufwändige Schadstoffeinsätze", weiß der langjährige Schadstoffwesen-Verantwortliche bei der Feuerwehr Klosterneuburg, Martin Hengl. Ausgelöst werden die Unglücke meist im Schleusenbereich vom Kraftwerk Greifenstein.
Gefahr im Reagenzglas
Dann muss rasch gehandelt werden. Hengl: "Es gilt das Brunnenschutzgebiet von Klosterneuburg zu schützen." Die Schadstoffgruppe des Feuerwehrabschnitts Klosterneuburg zählt 20 Mitglieder. Sie wissen auch, wo in der Stadt gefährliche Güter zu finden sind – und zwar nicht dort, wo man vielleicht vermuten möchte. Eine Vielzahl sensibler Stoffe befindet sich etwa forschungsbedingt in Maria Gugging im IST Austria. Automatisch überwacht und relativ sicher sind die Chlorierungsanlagen vom Strandbad und Happyland. Chlorgas in größeren Mengen gibt es ebenfalls bei den Therapiebecken am Weißen Hof.
"Auch die Lebensmittelversuchsanstalt und die Weinbauschule verwenden hochkonzentrierte Mittel", so Hengl. Aber: "Das sind alles hochprofessionelle Betriebe, da sehe ich das Gefahrenpotenzial als realtiv gering an." Als weitaus gefährlicher befindet der Experte die falsche Verwendung von Reinigungsmitteln im Haushalt: "Wenn zum Beispiel basische und saure Mittel vermischt werden, dann wird reines Chlorgas frei. Das ist extrem lungenschädlich."
Erdgassonden der OMV, die etwa in der Au in Kritzendorf und Höflein fix installiert sind, bergen ebenfalls eine Gefahr. Für den Fall eines Lecks wurde die Klosterneuburger Feuerwehr von der OMV mit der entsprechenden Ausrüstung ausgestattet.
"ÖBB ist nicht zu unterschätzen"
"Gott sei Dank sind wir damit in den letzten Jahren verschont geblieben, aber das kann sich jederzeit ändern", weiß Abschnittsfeuerwehrkommandant Viktor Weinzinger über die Lage der Region. Grundsätzlich hält sich die Zahl der nennenswerten Gefahrengut- und Schadstoff-Einsätze in Grenzen – trotz A1-Autobahn, über die täglich unzählige Gefahrengut-Transporte rollen, "aber die ÖBB ist auch nicht zu unterschätzen mit ihren Transporten", weiß Weinzinger.
Daher sind die Feuerwehren der Region bestens für den Ernstfall vorbereitet: Knapp 30 speziell ausgebildete Schutzanzug-Träger zählt man in der Region. Ende Oktober werden erneut Schutzanzug-Träger ausgebildet. "Und wir haben in Rekawinkel bald eine Schadstoff-Übung in Schutzanzügen", berichtet Weinzinger.
Bei der Feuerwehr Wolfsgraben wird demnächst ein Schadstofffahrzeug in den Dienst gestellt. "Betriebsmittelaustritte aus Fahrzeugen sind da der größte Einsatzbereich", weiß Kommandant-Stellvertreter Christian Rothbauer.
Reaktion im Ernstfall
Wie also reagieren, wenn man zu einem verunglückten Gefahrengut-Transport kommt? "Sofort die Einsatzkräfte verständigen und dann die Windrichtung kontrollieren. Wenn der Wind in die eigene Richtung geht, sofort den Gefahrenbereich verlassen!", empfiehlt Viktor Weinzinger.
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