Der Stockerauer "Corona-Kraftakt"
Erster Coronatest ist zwei Jahre her
Im Dezember 2020 ging es los – wir ziehen mit Stockeraus Stadtarzt Amir Baradar "Corona-Bilanz".
BEZIRK KORNEUBURG | STOCKERAU. Kommen Sie mit auf eine Zeitreise: es ist der 12. Dezember 2020, in Niederösterreich finden die allerersten Corona-Massentests statt. Ganz vorne mit dabei: Stockeraus Stadtarzt Amir Baradar mit einem Team an Freiwilligen. Das Team ist in den letzten zwei Jahren zu einer "Armee" herangewachsen. 200 Ehrenamtliche waren in dieser Zeit in Stockerau im Einsatz. Ihre Bilanz ist ebenso beeindruckend, wie das Engagement: seit Beginn wurden hier 140.000 Tests durchgeführt, 15.000 Impfungen verabreicht.
"Am Anfang war alles neu", erinnert sich Baradar gemeinsam mit Michael Meier, der anfangs einer von vier Standortverantwortlichen war und später als organisatorischer Leiter fungierte – natürlich alles ehrenamtlich. Freilich, eine Aufwandsentschädigung gab es für alle, die dabei waren. In Stockerau wurde diese aber in Form von WISTO-Gutscheinen für die lokale Wirtschaft ausgegeben. Aber meistens wurden die Gutscheine gespendet – für Stockerauer in Not.
Kompetenzzentrum
"Bis heute achten wir auf einen hohen Standard. Die Leute sind sogar aus Wien und oder anderen NÖ-Bezirken zu uns gekommen", erzählt Baradar. Die medizinische Einschulung seines Teams war im wichtig, ebenso wie die Bewusstseinsschärfung. "Die anfängliche Angst, oder besser die Unsicherheit, war bald vorbei. Wir haben gelernt, damit umzugehen und haben alle Hygienemaßnahmen, die wir standardisiert haben, penibel eingehalten", blickt Meier zurück. Die Folge: im Test- und Impf-Team Stockeraus gab es nie Ausfälle, die auf eine interne Ansteckung zurückzuführen gewesen wären, oder Clusterbildungen.
Und dann waren da, abseits der Test- und Impfstationen, auch noch die mobilen Teams, die Baradar ins Leben gerufen hat. "Wir sind zu den Leuten nach Hause gefahren, die nicht zu uns kommen konnten und wir waren auch im Pflegeheim."
Auch Spaß muss sein
Dass eine derartige Kraftanstrengung nur gelingt, wenn man die Leute "beisammen hält", versteht sich von selbst. "Wir haben immer darauf geachtet, dass die Leute verpflegt sind. Wir haben dann später die Foyer-Wände in der Alten Au mit Fotos geschmückt, auf denen die Tester zu sehen waren. Bei uns lief immer Musik, der Zusammenhalt war großartig", erzählt Baradar. Und dass genau dieser in einer Zeit des Rückzugs in die eigenen vier Wände besonders wertvoll war, weiß Meier noch bis heute. "Als es dann vorbei war, waren wir fast ein wenig wehmütig. Enge Freundschaften sind hier entstanden."
Ein Drahtseilakt
Herausfordernd war aber nicht nur das Pensum, dass die 200 Ehrenamtlichen abspulten – am stärksten Tag, das war der 23. Mai 2021, wurden 2.600 Impfungen verabreicht. "Wir hatten nicht nur einmal die Polizei da", erinnert sich Baradar. "Am Anfang, als nur die Risikogruppen eine Impfung bekamen, versuchten manche alles, um sich eine Impfung zu erschleichen. Später dann, und das ist das Absurde, wurde getrickst, um zwar einen Stempel im Impfpass, aber nur ja keinen Stich im Arm zu bekommen." Von gefälschten Ausweisen, E-Cards und Impfpässen kann Baradar erzählen, diese auf den ersten Blick zu erkennen, eigneten sich die Stockerauer schnell an.
Am Schluss gab es für alle Helferinnen und Helfer Urkunden und Patches. "Das war uns wichtig, schließlich ist es nicht selbstverständlich, seine gesamte Freizeit zu opfern", sagen Baradar und Meier noch einmal "Danke".
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