Robert Kratky: "Ein überwältigender Moment"

Ö3 Weckerchef Robert Kratky, Heinz Riedmüller (Bezirksblätter Krems).
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Robert Kratky, Ö3 Wecker-Mastermind, lebt seit fast fünf Jahren in Krems. Fünf Mal pro Woche pendelt er zwischen seinem Wohnsitz und den Ö3-Studios in Wien, um täglich mehr als 2,6 Millionen Österreicher zu wecken. Warum er sich für Krems als Wohnsitz entschieden hat und weshalb er sich nicht als Star sieht, erzählt in einem Bezirksblätter-Exklusivinterview.

BB: Herr Kratky, was hat Sie nach Krems geführt?
R.K.: Vor fünf Jahren bin ich von Wien via Tulln über die Mauterner Brücke mit dem Motorrad Richtung Krems gefahren. Ich musste anhalten, weil ich plötzlich so überwältigt war von diesem Anblick: Stein im Sonnenuntergang, in einem speziellen Lichteinfall - ein selten schöner Moment. Ich hatte davor keinen Bezug zur Wachau, war oft in der Südsteiermark, wo ich bei Freunden in einem Appartement gewohnt habe. Nach diesem ersten Wachau-Erlebnis kam ich dann öfter und registrierte bald, dass ich in relativ kurzer Zeit mit dem Auto in Wien bin. Schrittweise habe ich mich in Stein, Krems und die Wachau verliebt - ein Ort, der einfach nach Erholung schmeckt. Wenn ich speziell im Frühjahr oder Sommer über Stein in die Stadt gehe, fühlt es sich wie Urlaub an. Nachdem ich hier Freunde gefunden und die Donau als Freizeitressort entdeckt hatte, stand mein Entschluss, nach Krems zu ziehen, fest. Es ist diese Mischung aus historischer Altstadt, viel Grünraum und - dank der vielen Studieneinrichtungen - so vieler junger Menschen.

BB: Wie sehen Sie die Menschen hier?
R.K. Alles, was Österreich bewegt und ausmacht, ist in Krems näher und wahrnehmbarer als in Wien. Die Hauptstadt nehme ich diesbezüglich relativ distanziert wahr, obgleich Wien schon auch typisch österreichisch ist. Das, was die Menschen wirklich bewegt - diesen Faktor brauche ich für meinen Job - erkenne ich hier leichter. Es gibt weniger Zynismus und mehr Herz. Dennoch war es interessant zu sehen, wie rasch sich aus der Luft gegriffene Geschichten über mich verbreitet haben - vom Verkehrsunfall und den überteuerten Verkauf meiner Liegenschaft über Verhältnisse, Beziehungen, Motorradexzesse bishin zur schweren Erkrankung. Ich war überrascht wenn mich z.B. jemand gefragt hat, ob ich alles überstanden hätte oder wieder vollständig genesen wäre.

BB: Werden Sie oft angesprochen?
R.K.: Speziell in den ersten drei Monaten gab es viele, die einfach nur ‚hallo’ sagen wollten. Manche kommen auf mich zu, reden mich mit ‚Du‘ oder ‚servus’ an und entschuldigen sich dann wieder dafür. Ich reagiere gelassen - es gehört zu meinem Job, Teil der öffentlichen Wahrnehmung zu sein. Für einen Star bin ich zu klein - der Hype lässt irgendwann rasch nach.

BB: Wie gehen Sie damit um?
R.K.: Ich habe mich vor drei Jahren zum schrittweisen Rückzug aus der Öffentlichkeit entschlossen, nehme auch keine Society-relevanten Einladungen mehr an. Auch Interviews gebe ich nur noch selten und selektiert. Ich sehe die öffentliche Wahrnehmung nicht als Pflichtübung, bereite mich lieber darauf vor, dass es einmal nachlässt. Das war ja auch ein Grund, von Wien nach Krems, wo das einfacher geht, zu ziehen. Es ist durchaus ehrenvoll, wenn mich Menschen als Teil des Alltags sehen. Für österreichische Verhältnisse mag ich bekannt sein, bewerte dies jedoch nicht über. Ich weiß, dass ein „Robert Kratky-Programmabend“ die Wiener Stadthalle sicher nicht füllen, eher leeren würde - vor allem, wenn ich zu singen beginne. Unterm Strich: Meine Prominenz ist vergänglich, die Zeiten sind schnelllebig. Träte ich zurück, würde bald keiner mehr wissen, wer ich bin oder war, und das kann ich ohne Wehmut annehmen.

BB: Manche bezeichnen Sie als ‚Grantler‘…
R.K.: Ich bin weder unfreundlich noch ein schlechter Mensch, auch nicht grantig. Ich bin lediglich kein Lächler, so wie einige aus der Medienbranche, die mit einem Dauerlächeln herumlaufen. Ich fühle mich weder als Kasperl noch als Schauspieler, versuche einfach, authentisch sein. Zum Leben gehören schlechte Tage und Momente. Ja, ich liebe es, zu gefallen, jedoch nicht, gekünstelt aufzutreten. Mir hat einmal ein Hörer am Telefon gesagt, dass er mich nicht leiden kann, ohne meine Wecker-Moderation aber nicht munter werden könne. Genau darum geht es - Dienst am Kunden ohne Ressentiments.

Wenn ich nach 18 Stunden Arbeit angesprochen werde, kann es mitunter vorkommen, dass ich mich bereits in einem Jetlag-ähnlichen Zustand befinde. Bei einem späten Essen in einem Lokal checke ich dann noch meine E-Mails und laufe auf Automatikbetrieb. Wenn ich mich dann jemandem, der mich anspricht, entziehe, kann dies mitunter grantig wirken, ist aber nicht so zu verstehen.

BB: Sehen Sie sich als Karrieremenschen?
R.K. Ich komme aus ärmlichen Verhältnissen, bin daher froh, auf der sicheren Seite zu sein. Finanziell betrachtet bin ich weit davon entfernt, aufhören zu können. Die Gefahr, in eine herablassende Position zu kommen, ist evident, das weiß ich und möchte ich um jeden Preis verhindern. Ich habe versucht, den Erfolg als Moderator wirtschaftlich für mich zu nützen und nebenbei Werbe- und Beratungstätigkeiten zu übernehmen. Leider gibt es in wirtschaftlich angespannten Phasen kaum noch Firmen, die auf spezifisch österreichische Werbung setzen. Es ist günstiger, alles direkt aus Deutschland oder andern Ländern in Synchronisation zu übernehmen.

BB: Müssen Sie manchmal Ihrer eigene Meinung hintanstellen?
R.K. Es passiert nicht, dass ich etwas anderes sagen muss als ich mir denke. Mein Job ist es nicht, irgend eine Meinung abzusondern. Im Fokus stehen Unterhaltung und Information. Ich möchte ebenso wenig als ‚Radiostar‘ von irgend einem Medium ob meiner Handlungen oder Aussagen zitiert werden.

BB: Ein prägendes Erlebnis in Ihrer Ö3-Laufbahn war…
R.K.: Das Interview mit Robbie Williams in London vor zwei Jahren für Ö3. Faszinierend: er war extrem professionell und unabgehoben, hat mir das Gefühl gegeben, einem ganz normalen Menschen gegenüber zu sitzen. Das hat mir viel Druck genommen. Ich weiß auch, dass dieser Professionalismus die richtigen von den Möchtegern-Superstars unterscheidet.

BB: Ihr Verhältnis zur Musik?
R.K.: Ich liebe Musik, sie ist der Soundtrack zu meinem Leben. Und ich konsumiere sie laut - nach einem Gehörsturz vor einigen Jahren bin ich auf einem Ohr fast taub. Deshalb kann es vorkommen, dass ich, wenn ich mit offenem Auto und voll aufgedrehtem Radio durch die Stadt fahre, als verrückt angesehen werde. Auch wenn ich mich dafür manchmal geniere kann ich nicht umhin, mir die lautest mögliche Form des Musikgenießens zu leisten.

Infos und Fakten

Robert Kratky machte als Produzent und Ö3-Wecker(Co-)Moderator die Comedy im Radio salonfähig. Nach anfänglichen Problemen gelang es ihm, Serien wie ‚Vignettenman‘ oder ‚Oma Raithofer & Opa Kratky‘, später den ‚Mikromann‘, zu beliebten Bestandteilen des Weckprogramms zu machen. Umfragen und Auszeichnungen (u.a. ‚Bester Moderator‘ beim Österreichischen Radiopreis) geben ihm recht - er avancierte zuletzt zum beliebtesten österreichischen Radiomoderator. 2007 erschien sein erfolgreiches Buch ‚Die ganze Wahrheit‘, das er gemeinsam mit seiner ehemaligen Ö3-Kollegin Daniela Zeller verfasst hat. Im ORF war er mit seiner Gesprächsserie ‚Kratky‘ überdurchschnittlich publikumswirksam. Fürs Fernsehen moderiert er einmal jährlich die ‚ORF-Jahresrückblickshow‘. Bekannt ist Kratky auch für seinen Einsatz bei Spendeninitiativen wie z.B. ‚Ö3-Weihnachtswunder‘, das Ende 2015 gemeinsam mit der ‚Ö3-Wundertüte‘ einen Spendenerlös von 1,6 Millionen Euro brachte. Er sieht Berühmtheit als Bestandteil seines Berufs, möchte jedoch nicht Inhalt von Promi- oder Society-Schlagzeilen- und Berichten der Medienlandschaft sein.

Wo: Kloster UND, Undstrau00dfe 6, 3500 Krems an der Donau auf Karte anzeigen
Ö3 Weckerchef Robert Kratky, Heinz Riedmüller (Bezirksblätter Krems).

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