Senioren gingen Trickdieben auf den Leim
ein Bericht von Ilse Probst
„Klein, klein!“, bedrängte ein Trickdieb im Jänner 2015 einen Pensionisten im Stiegenhaus eines St. Pöltner Ärztezentrums und bat auf diese Art, ein Zwei-Euro-Stück zu wechseln, danach griff er dem hilfsbereiten Mann, der dringend zu seinem Behandlungstermin musste, dreimal in die Geldbörse und stahl dabei unbemerkt 190 Euro aus dem Geldscheinfach.
In ähnlicher Weise soll eine rumänische Bande in den Jahren 2014 und 2015 mehrfach an Geld gekommen sein, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Einer der Beschuldigten, ein 28-jähriger Arbeitsloser aus Wien, landete so vor einem Schöffensenat am Landesgericht St. Pölten, wo er sein teilweises Geständnis vor der Polizei mit haarsträubenden Erklärungen zurücknahm. Er sei nur gefahren, was die beiden anderen Männer gemacht haben, wisse er nicht.
Betrug am Kremser Friedhof
So habe einer von ihnen im Februar 2014 in Krems nur die Toilette des Friedhofs aufgesucht. Dass dieser einer 70-jährigen Frau beim Wechseln von Geld für ein Grablicht 670 Euro, die sie für ein Autoservice brauchte, stahl, habe er nicht gewusst. „Er hat eine große Ähnlichkeit“, erklärte das Opfer auf die Frage von Richter Slawomir Wiaderek, ob es den Mann auf der Anklagebank wiedererkenne.
„Er hat so nett gewirkt“, meinte eine 61-Jährige aus Maria Enzersdorf, die im März 2015 auf der Straße angesprochen worden war und der ihre Gutmütigkeit zumindest 200 Euro kostete.
Auf einem Parkplatz in Wiener Neustadt im November 2014 habe er nur eine Freundin treffen wollen, als er von Polizeibeamten kontrolliert wurde. Zufall, dass zur gleichen Zeit einer der beiden anderen Männer dort so einen Diebstahl begangen haben soll, meinte Wiaderek zynisch.
„Ich glaube Ihnen kein Wort – nichts ahnend, nichts wissend“, wetterte der Richter und ergänzte: „Wollen Sie mich für dumm verkaufen?“
Meist als Chauffeur in Aktion soll der Rumäne aber auch für einen Raub verantwortlich sein, der sich am 20. Februar dieses Jahres vor dem Altersheim in Pottenbrunn ereignete. Laut Anklage habe er dort einer 81-jährigen Frau, die mit einem Rollator unterwegs war, die Geldbörse mit zehn Euro entrissen, was der Beschuldigte ebenso leugnet, wie alle anderen Fakten.
Zur Einvernahme weiterer Zeugen, die den Rumänen möglichst eindeutig identifizieren können, musste der Richter den Prozess vertagen.
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