ÖGB-Mobbingberatung in Landeck: In der Winterzeit werden psychische Probleme bewusst

LANDECK. Die ÖGB-Mobbingberatung, die in allen Bezirken kostenlos und anonym angeboten wird, verzeichnet traditionell in den Wintermonaten einen großen Zulauf. „Im Dezember scheinen TirolerInnen besonders in sich zu gehen und sich mit ihren Problemen intensiver auseinanderzusetzen.
Die Neujahrsvorsätze bewegen vielfach dazu, sich den Problemen zu stellen und die ÖGB-Mobbingberatung in Anspruch zu nehmen. Wir wollen TirolerInnen aber darüber hinaus für das Thema Mobbing sensibilisieren und die Hemmschwelle weiter abbauen“, erklärt der Tiroler ÖGB Vorsitzende Otto Leist. Der ÖGB hat die Mobbingberatungstermine für das erste Halbjahr 2014 fixiert.

Auer: „Mobbing muss ein tabufreies und besprechbares Thema werden“

Sieglinde Auer, Tirols ÖGB-Mobbingberaterin, pocht darauf, dass Mobbing zu einem tabufreien Thema wird. Frust und Konflikte von Mobbinghandlungen zu unterscheiden ist die Voraussetzung. Enormer Leistungsdruck, Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes und dadurch Ärger mit den KollegInnen führen in einen gefährlichen Teufelskreis. Oft ist Mobbing mit im Spiel.
Auslöser dafür sind strukturelle Mängel, zum Beispiel zu wenig Beachtung der internen Kommunikation, Informationsdefizit, Zeitmanagement und Führungsschwäche. „Immer häufiger kommt es in Tirol zu Mobbing und dadurch zu körperlichen und psychischen Problemen und nicht selten zum Selbsttötungsgedanken. Diese Tatsache wird lieber totgeschwiegen, selten wird offen darüber gesprochen. Der ÖGB Tirol steht für einen tabufreien Umgang. Das beginnt bei Rücksprache mit BetriebtsrätInnen und PersonalvertreterInnen, die als Schnittstelle zwischen Unternehmensführung und Belegschaft agieren“, fordert Auer.

Mobbing führt zu wirtschaftlichen Schäden

Mobbing kann in den verschiedensten Formen auftreten. „Von Mobbing Betroffene werden von ihren KollegInnen ausgegrenzt, verleumdet oder beschimpft. Informationen werden absichtlich unterschlagen oder der Arbeitsplatz wird beschädigt. Man darf Mobbing keine Chance geben.
Denn Mobbing macht auf Dauer krank und kann enorme individuelle, betriebliche und wirtschaftliche Schäden anrichten. Lange Krankenstände kosten den Betrieb sehr viel Geld. Ich wünsche mir für das neue Jahr, dass in Unternehmen mehr Wert auf Zwischenmenschlichkeit gelegt wird“, erklärt die ÖGB-Mobbingexpertin und Psychotherapeutin Sieglinde Auer.

Gemobbte werden oft arbeitsunfähig

„Betroffene werden mit schmerzhaften und nachhaltigen Erfahrungen am Arbeitsplatz konfrontiert. Oft werden Betroffene durch die langen Quälereien am Arbeitsplatz arbeitsunfähig. Viele von Ihnen werden dauerhaft krank, seelisch wie körperlich. Wenn man Mobbing eindeutig von alltäglichen Konflikten und Streitereien abgrenzt, dann wird das wahre Ausmaß des Problems deutlich.
Mobbing war unter anderem Namen schon immer ein Problem in der Arbeitswelt, jedoch verschärfen zunehmender Leistungsdruck und Konkurrenz die Problematik noch mehr. Daher stehen wir für eine offensive Gegenmaßnahme und die beginnt bei frühzeitiger Erkennung und Hilfestellung“, sagt Leist.

Zehn ÖGB- Erste-Hilfe-Tipps um Mobbing vorzubeugen:

1.) Sprechen Sie über Ihre Probleme am Arbeitsplatz. Am besten mit Menschen, denen Sie vertrauen, also mit Freunden und Verwandten oder auch mit ArbeitskollegInnen, BetriebsrätInnen und Vorgesetzten im Betrieb.
2.) Ziehen Sie sich nicht zurück - machen Sie gemeines Verhalten öffentlich. Wenn jemand nicht protestiert, wird das oft als Zustimmung verstanden.
3.) Schreiben Sie ein "Mobbing-Tagebuch", in dem Sie alle Vorkommnisse mit Datum, Zeit und TeilnehmerInnen vermerken. Diese Notizen können als Beweismittel sehr nützlich sein.
4.) Suchen Sie sich Verbündete, die zu Ihnen halten - innerhalb und außerhalb der Firma.
5.) Planen Sie ihre Freizeit - egal ob Sport oder Hobby, eine aktive Freizeitgestaltung hilft, um sich abzulenken und Energie aufzutanken.
6.) Überlegen Sie eine Anmeldung zu einem Kommunikationsseminar. Wer bewusst kommuniziert, kann mit Mobbing-Situationen besser umgehen.
7.) Wenden Sie sich an ihren Betriebsrat. Er soll für Sie aktiv werden.
8.) Lesen Sie nach, wie man auf Mobbing reagieren kann.
9.) Nützen Sie die kostenlose ÖGB-Mobbing-Beratung.
10.) Beantragen Sie finanzielle Unterstützung für eine psychotherapeutische Behandlung oder Supervision. Der ÖGB unterstützt seine Mitglieder im Rahmen des Berufsschutzes mit 200 Euro jährlich.

ÖGB-Mobbingberatung in Landeck

Die Beratung des ÖGB ist anonym und völlig kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. „Bei Mobbingbetroffenen ist die Hemmschwelle, sich beraten zu lassen sehr groß. Deshalb behandeln wir jede Anfrage diskret und setzen sofort erste Schritte zur Selbsthilfe und Bewusstseinsbildung über das Problem Mobbing. Das beginnt bei den Aussprachen, Informationen, Klärungshilfen, Tipps für Reaktionen bis hin zu Empfehlungen für Verhaltensweisen“, so Leist. Im weiteren Verlauf unterstützt der ÖGB die Betroffenen auch auf arbeitsrechtlicher Basis.

Wo: ÖGB-Regionalsekretariat, Malserstr. 11, 6500 Landeck auf Karte anzeigen
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