Boulez, schöne Stimmen, schöne Weisen
Das 38. Internationale Musikfest der Wiener Konzerthausgesellschaft stellt einen musikalischen Höhepunkt der Saison dar, erstmals ohne den „Wiener Festwochen“. Gram ist Intendant Matthias Naske deswegen aber nicht, obwohl die Absage ein gehörtes Loch in sein Budget reißt. Er wolle die gute Tradition fortsetzen, weil das Vorstellen einzigartiger Werke mit ausgewöhnlichen Künstlers schon seit der Direktion Egon Seefehlners eine gut einführte Konstanz ist. Es werde andere Möglichkeiten der Kooperation ergeben, meint Optimist Naske.
Im Rahmen des Festivals bringen Dirigenten wie Daniel Barenboim, Christian Thielemann, Daniel Harding, Franz Welser-Möst und Paavo Järvi ein ambitioniertes Programm höchsten Ranges zur Aufführung. Ebenso treten Solisten von Weltrang wie Anja Harteros, Joshua Bell, Frank Peter Zimmermann, Maxim Vengerov, Jordi Savall und Cameron Carpenter auf.
Den Fokus des diesjährigen Musikfests bildet das Werk des vor einem Jahr verstorbenen französischen Komponisten Pierre Boulez. Das Wiener Konzerthaus würdigt sein Ehrenmitglied in der Saison 2016/17 mit einer umfassenden Präsentation seiner Werke. Im Rahmen des Musikfests sind in insgesamt 14 Konzerten eine Vielzahl seiner wegweisenden Kompositionen zu hören – interpretiert von prominenten musikalischen Wegbegleitern.
Als Auftakt präsentiert das Boulez Ensemble am 7. Mai unter Daniel Barenboim die «Structures pour deux pianos» seines Namensgebers. Auf dem Programm des Eröffnungskonzerts am 14. Mai stehen Boulez‘ «Notations» I-IV und VII, die ebenfalls Daniel Barenboim am Pult der Wiener Philharmoniker dirigieren wird. Der enge Freund Boulez‘ leitete bereits die Uraufführungen der Werke und zeigt sich von dem Boulez-Schwerpunkt des Festivals begeistert: «Es ist besonders interessant, das Gesamtwerk eines großen Komponisten zu betrachten, weil man dann seine Entwicklung sieht. Ich kann dem Wiener Konzerthaus nur zu dieser tollen Initiative gratulieren: Eine Boulez-Integrale wurde noch nie unternommen. Ich fühle mich sehr geehrt, das Eröffnungskonzert des Internationalen Musikfests dirigieren zu dürfen“.
Das ausführliche Porträt Pierre Boulez‘ umfasst neben dessen Werken für Orchester auch Vokalwerke und Kammermusik – inklusive des kompletten Klavierwerks – , interpretiert von Solisten wie Pierre-Laurent Aimara, Tamara Stefanovic, Jörg und Carolin Widmann sowie Emmanuel Pahud.
Auch bei den Great Voices geht es um interessante Musik. Im Zyklus entfaltet sich ein Musikliteratur- Spektrum, das über fünf Jahrhunderte reicht, und von einer erlesenen Auswahl der international begehrtesten und beliebtesten Opernstars unserer Zeit bestritten wird.
Gleich im ersten Konzert lieferte Erwin Schrott eine grandiose Performance. Mit seinem lateinamerikanischen Abend Cuba Amiga heizte er gehörig dem Publikum ein, der Saal brodelte, orkanartige Jubelruhe begleitet ihn bis in die Künstlergarderobe.
Mit dem zweiten Konzertabend bleibt man im Bariton- und Bassfach, wenn zwei der renommiertesten Künstler ihrer Zunft – Thomas Hampson und Luca Pisaroni – in ihrem bewährten Programm No tenors allowed mit großen Opernszenen bewegen und aufheitern werden. ( 3.4.2017)
Mit zwei der führenden Sängerinnen von heute, der Südafrikanerin Pretty Yende und der Bulgarin Sonya Yoncheva, erwartet man sich in den anschließenden Konzerten in lichte Sopranhöhen gehoben zu werden.
Pretty Yende (23.4.2017), in Wien mit dem Mehrfachsieg beim Belvedere-Wettbewerb künstlerisch aus der Taufe gehoben und der Stadt daher besonders verbunden, entführt das Publikum in die Welt des koloraturseligen Belcantos und in das verführerische Paris der Belle Époque.
Sonya Yoncheva (15.5.2017) wiederum führt ihre beeindruckenden Primadonnen-Qualität für Heroinen des Barock ins Treffen. So endet der Streifzug durch das Universum Operngesang da, wo alles begonnen hat – im Italien der frühen Neuzeit.
Infos und Tickets: www.konzerthaus.at
Reinhard Hübl
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