Neubau schlägt Gründerzeithaus
Drohender Totalabriss in der Radetzkystraße
Nach 173 Jahren wird das Gründerzeithaus in der Radetzkystraße 24–26 im 3. Bezirk offenbar komplett abgebrochen.
WIEN/LANDSTRASSE. Vom geschichtsträchtigen Haus in der Radetzkystraße 26, gleich bei der Franzensbrücke, ist nicht mehr viel übrig außer Bauschutt. Trotz eines jahrelangen Kampfes der Mieter für den Erhalt des Gebäudes wird es nun abgerissen.
Die Causa Radetzkystraße reicht zurück bis ins Jahr 2018: Das gesamte Wohnhaus wurde eingerüstet und mit Baustellennetzen versehen – dann kamen die Bauarbeiter und begannen, die Fassade und das Dach langsam abzureißen. Im Frühjahr 2018 kündigte dann die rot-grüne Rathauskoalition an, die Wiener Bauordnung zu ändern. Das Ziel: Mehr Schutz für historische Gebäude. Daraufhin kam es zum Abriss-Stopp.
Vergeblicher Kampf
Der Fall landete in weiterer Folge vor Gericht. In zweiter Instanz wurde der Eigentümer, die GT 14 GmbH, dazu verpflichtet, das Dach und die Fenster wiederherzustellen. 2016 hätte es übrigens die Chance gegeben, eine Schutzzone festzulegen. Damals ging es bei der Umwidmung um das Haus in der Hetzgasse 8, das mittels Schutzzone gerade noch vor dem Abbruch geschützt wurde.
Bei der Umwidmung hatte die Initiative Denkmalschutz eine größere Schutzzone gefordert – auch für das Haus in der Radetzkystraße. Die Parteien im 3. Bezirk folgten der Empfehlung – aber vergeblich. Der damalige Bezirksrat Alfred Strasser (FPÖ) erklärte gegenüber der BezirksZeitung: "Die MA 19 hat die vom Bauausschuss verlangte Eingliederung des Objektes in die Schutzzone abgelehnt."
Totalabriss: Eine Frage der Zeit
Nun wird das Haus Nummer 26 abgerissen. "Der Verwaltungsgerichtshof hat den Abriss für rechtens erklärt, obwohl er im Hinblick auf die heutige Judikatur mit Sicherheit nicht mehr möglich wäre. Allerdings wurde mit dem Abriss zum Zeitpunkt einer anderen Rechtslage begonnen", heißt es aus dem Büro der Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ). Der Abriss des Hauses Nummer 26 sei zulässig, da keine Bewohner mehr im Haus wohnen. In der Hausnummer 24 wohnen noch zwei Bewohner. Erst wenn sie ausziehen, ist also auch ein Abriss der zweiten Gebäudehälfte möglich.
Und was folgt nach dem Totalabriss? Wie ein Ansuchen an den Bezirk und ein Verhandlungsbericht von März 2021 schließen lässt, ist in der Radetzkystraße 24 die Errichtung einer Neubauliegenschaft vorgesehen. Geplant sind 49 Wohnungen und 23 gewerblichen Appartements samt Tiefgarage mit 23 Parkplätzen.
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