Ende der Nachdenkpause: Bauprojekt am Heumarkt wird niedriger
Gerüchte gab es schon länger, doch nun ist es fix: Die von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) verordnete "Nachdenkpause" ist vorbei. Das Projekt "Heumarkt Neu" wurde am Dienstag vorgstellt.
LANDSTRASSE. Die Details des adaptierten Bauvorhabens: Das Hotel Intercontinental wird abgerissen und neu errichtet. "Im Sinne des alten Gebäudes, nur moderner", so Eigentümer Michael Tojner von Wertinvest. Der geplante Wohnturm wird redimensioniert und sowohl etwas schlanker, als auch um drei Geschosse niedriger gebaut. Der Neubau mit der ursprünglich geplanten Höhe von 73 Metern, soll nun um zehn Meter niedriger ausgeführt werden. Die auf Wohnungen entfallende Fläche reduziert sich somit um 24 Prozent. Kostenpunkt des Großbaus: Rund 250-300 Millionen Euro, zu 100 Prozent von der Firma Wertinvest finanziert. Michael Tojner rechnet jedoch nicht mit einem Baubeginn vor 2019.
Die Projektbetreiber von Wertinvest verpflichten sich zum Erhalt des Wiener Eislaufvereins. Die Freifläche von 6.500 Quadratmetern bleibt bestehen. Zusätzlich wird eine Ganzjahres-Eishalle mit 1.000 Quadratmetern errichtet – alle Zusagen an den WEV sind vertraglich für die nächsten 99 Jahre gesichert. "Der Eislaufsport behält seinen Platz mitten in der Stadt und das ist gut so", sagte WEV-Präsident Walter Leschetizky.
In rot schematisch dargestellt: Die ursprünglichen Dimensionen des Projekts.
Attraktivierung des "vergessenen Ecks"
Weiteres Detail: Die Schaffung eines neuen, offenen öffentlichen Platzes mit konsumfreien Zonen (zumindest zwei Drittel der Fläche) während sieben Monaten im Jahr. Dieser öffentliche Platz entsteht auf privatem Grund. Eine "Stadtterrasse" mit 800 Quadratmetern soll ganzjährig zugänglich sein. Maria Vassilakou bezeichnet das Areal derzeit als "vergessenes Eck" der Stadt. "Dieses Eck verträgt einen ordentlichen Schuss Attraktivierung und die Bevölkerung gewinnt einen neuen, offenen Raum", so die Vizebürgermeisterin.
"Wien bekommt einen modernen Konferenzstandort und für die Wiener öffnen wir einen neuen Platz mitten in der Stadt”, erklärten Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Maria Vassilakou. „Die Nachdenkpause wurde in jeder Hinsicht bestens genutzt und das vorliegende Projekt wurde in allen wesentlichen Bereichen optimiert. Diese Neugestaltung wird von der Stadt Wien und von allen Beteiligten – Eislaufverein, Konzerthaus, Intercontinental und dem Eigentümer WertInvest getragen", so der Bürgermeister.
„Das Projekt war für uns immer schon weit mehr eine Leidenschaft als eine Frage der ökonomischen Vernunft. Die Geduld aller Beteiligten und unser finanzieller Atem wurden auf eine harte Probe gestellt. Leicht haben wir es uns nicht gemacht, und leicht hat man es uns nicht gemacht. Ich meine aber, das Ergebnis spricht für sich", sagte Michael Tojner von Wertinvest. Man hatte zwar finanzielle Einbußen, doch das passiere eben als Unternehmer, so Tojner. Insegsamt solle das Areal ein wesentlicher Meilenstein für den öffentlichen Nutzen werden.
WEV für Bezirk wichtig
Bezirksvorsteher Erich Hohenberger (SPÖ) sagte bereits im Juni voraus: "Ich bin Nachdenkpausen von Wien-Mitte gewohnt. Wir werden uns in Ruhe mit dem Projektbetreiber zusammensetzen. Er wird so wie bei Wien Mitte die Höhe reduzieren müssen und wir werden einen Flächenausgleich suchen." 25 Jahre wie beim Projekt Wien Mitte hat das allerdings nicht gedauert. "Man hat anscheinend aus Wien Mitte gelernt", so der Bezirksvorsteher. Sein wichtigstes Anliegen wurde erfüllt: "Der WEV muss erhalten bleiben. Mehr noch: Der WEV muss zufrieden sein", sagt Hohenberger. Die Firma Wertinvest wird 30 Millionen Euro in den Eislaufverein investieren. "Eine Summe, die der Stadt Wien fehlen würde", so Hohenberger.
Droht die Aberkennung des Weltkulturerbes?
Durch die Realisierung des Projekts drohe nun die Aberkennung des Weltkulturerbestatus der Stadt Wien, meinen Kritiker. Der Internationale Denkmalrat stellte dem Bauvorhaben anfang des Jahres ein verheerendes Zeugnis aus. Doch sowohl Vassilakou als auch Häupl zeigen sich zuversichtlich: "Verbesserungen in der Stadt müssen möglich sein. Wir werden unsere Standpunkte gegenüber der UNESCO entsprechend formulieren und argumentieren", sagte Maria Vassilakou. Auch der Bürgermeister sieht keine automatische Aberkennung des Weltkulturerbes. "Es gab wesentliche Veränderungen des ursprünglichen Plans. Das wird wohl auch seitens der UNESCO zur Kenntnis genommen werden", so Häupl. Insgesamt sei der Heumarkt ein wichtiges Entwicklungsprojekt für einen ganzen Stadtteil.
Hintergrund:
Bericht:Interconti: Gerüchte um Abriss
Bericht:Tojner fordert mutige Entscheidung
Bericht:WEV fürchtet wirtschaftlichen Schaden
Bericht:Maria Vassilakou: Kein Start für Flächenwidmung
Bericht:Pressekonferenz: Droht Aberkennung vom Weltkulturerbe?
Bericht:Internationaler Rat für Denkmalpflege gegen Hochaus-Bau
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