Horrorzustände
Problemhaus am Landstraßer Gürtel unter Zwangsverwaltung
- Der Anrainer Philipp Maurer sorgte mit seinem Einsatz für dringend-nötige Zwangsverwaltung am Landstraßer Gürtel 17.
- Foto: Luca Arztmann/MeinBezirk
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Kürzlich wurde die Zwangsverwaltung für das Gebäude am Landstraßer Gürtel 17 erlassen. Denn das alte Haus wurde ebenso wie seine Mieterinnen und Miete sich selbst überlassen. In Sachen Zwangsverwaltung ist das Objekt jenem Problemhaus in der Löwengasse einen Schritt voraus. Die beiden Adressen teilen sich nicht nur die Zustände, sondern auch den Eigentümer.
WIEN/LANDSTRASSE. In der Landstraße gibt es zumindest zwei Adressen, die ohne Übertreibung als Problemhaus bezeichnet werden können. Während in der vergangenen Bezirksvertretungssitzung bekannt wurde, dass in der Löwengasse 40 die Zwangsverwaltung erst bevorsteht, ist eine weitere Adresse bereits einen Schritt weiter. Nämlich das Haus am Landstraßer Gürtel 17.
Dafür ist auch der Anrainer Philipp Maurer verantwortlich, denn er setzte sich gemeinsam mit der Mietervereinigung für ein Verfahren auf Zwangsverwaltung laut dem Mietrechtsgesetz, Paragraf 6, ein. Anfang Mai fällte das Bezirksgericht Innere Stadt dann das Urteil: Das Haus am Landstraßer Gürtel 17, jenes Haus, in dem Maurer seit seiner Kindheit lebt, braucht einen Zwangsverwalter. Denn von Ungeziefern bis abbruchreifen Stellen im Gebäude, in Maurers Heim ist einiges in Schieflage geraten.
Finanzierung durch Mietzins
Gemeinsam haben die beiden Häuser, also Löwengasse 40 und Landstraßer Gürtel 17, nicht nur ihre Probleme, sondern auch den Eigentümer. Die 2020 MEK Immobilienprojekt Holding GmbH dürfte nun aber immer mehr unter Druck geraten. Durch das Urteil des Bezirksgerichts kommen einige Kosten auf das Unternehmen zu.
So muss die Dachkonstruktion wieder instand gesetzt werden, neue Schlösser an der Eingangstür angebracht oder umfangreiche Arbeiten in den Geschäftslokalen im Erdgeschoss durchgeführt werden. Finanzieren soll der Zwangsverwalter die Arbeiten sowie die Erhaltung und Verwaltung mit den Mietzinseinnahmen von der MEK aus den letzten zehn Jahren, dem Aufnehmen eines Hypothekardarlehens und den Mieten der Bewohner, die an ihn wandern.
- Mit einem der Kinderräder fixierte Maurer die Tür zum Innenhof, um dem Lärm zu entgehen.
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Zurück zu Maurer: Er erhofft sich endlich Besserung durch die Zwangsverwaltung. Denn bisher musste er im Haus mit Ratten vor seiner Tür, Tauben im Stiegenhaus und seiner Wohnung sowie dem Gestank im gesamten Gebäude kämpfen. Schuld daran sind nicht nur die Fäkalien der ungebeten, tierischen Gäste, sondern auch der Müll, welcher direkt im Eingangsbereich stehen muss. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der MA48 kommen nämlich nicht mehr gefahrlos in den Innenhof, wo sich der eigentliche Müllplatz befindet.
Abfall findet man dort dennoch, wie etwa zwei Kinderfahrräder. Eines davon nutzte Maurer zuletzt, um die Türe zum Hof zu fixieren. "Ich bin mitten in der Nacht hochgeschreckt, weil der Sturm die Türe auf- und zugeschlagen hat", erzählt er beim Lokalaugenschein. Vom Innenhof geht es weiter in den Keller, wo sich auch immer wieder Obdachlose und "Giftler" Zugang verschaffen würden, wie der langjährige Anrainer weiter ausführt. Die Eingangstüre ist nämlich schon länger nicht mehr verschließbar, was jedem Tür und Tor öffnen würde.
Gerichtsbeschluss mit Händen und Füßen
Keine Ärgernisse gäbe es mit den neuen Bewohnerinnen und Bewohner, die etwa mit der Übernahme des Hauses durch die MEK einzogen. Viele von ihnen hätten einen Migrationshintergrund und würden die deutsche Sprache nur wenig beherrschen, aber: "Es gibt mit ihnen weniger Probleme als mit den Einheimischen", sagt Leonore Maurer, Philipps Frau. Das sei ihr wichtig zu betonen.
Auch Philipp Maurer beschäftigt die Situation der neuen Bewohnerinnen und Bewohner. Denn sie würden viele der Vorgänge im Haus nicht verstehen und hätten eine gewisse "Grundangst" vor Behörden und deren Beamtinnen und Beamten, wie er erklärt. Er versuche zwar ihnen zu helfen, doch "wie erkläre ich einen Gerichtsbeschluss mit Händen und Füßen?", fragt er.
- Der Müll im Eingangsbereich sorgt für Gestank und die nicht verschließbare Eingangstüre für ungebetene Gäste.
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Irgendwie klappe es aber. Auch mit anderen Mieterinnen und Mietern sei Maurer in Kontakt. "Hier hatte der Bewohner eineinhalb Jahre mit Wasserschäden zu kämpfen und wurde von der Hausverwaltung eigentlich im Stich gelassen", gibt er Preis, während er durch das Stiegenhaus wieder zu seiner Wohnung geht.
Für die Zukunft hoffe er, dass sich ein neuer Eigentümer dem Haus am Landstraßer Gürtel annimmt. Schließlich sei es eines der wenigen Gründerzeithäuser am Gürtel, wie der pensionierte Historiker weiß. Generell sehe er in seinem langjährigen Zuhause viel Potenzial, denn grundsätzlich würde es den renovierten Gebäuden wie etwa in der Fasangasse ähneln. "Das zeigt, man kann solche Häuser bewirtschaften", so Maurer abschließend.
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