Vom Straßensänger zum Weltstar
Vom Straßensänger zum Weltstar
Juan Diego Flórez macht Station zu einem Termin im Wiener Konzerthaus. Er lebt zwar mit seiner Familie im 4. Bezirk, ist aber weltweit unterwegs, hat Auftritte rund um den Globus. Er ist sicher einer der besten Belcanto-Sänger seiner Zeit, seine Stimme vibriert, leuchtet und belegt alle Nuancen einer lyrischen Diktion. Anfangs tingelte er als U-Bahn- und Straßensänger und verdiente so sein erstes Geld, sagte er unlängst in Ö1.
Juan Diego Flórez tritt im Rahmen von „Great Voices“ gemeinsam mit der südafrikanischen Sopranistin Pretty Yende auf. Als Einspringerin für Cecilia Bartoli in der Rolle der Comtesse Adèle in der Rossini-Oper „Le Comte Ory“ feierte sie vor ein paar Jahren einen großen Erfolg im Theater an der Wien.
Nun ist sie wieder da, im Wiener Konzerthaus. Mit Flórez singt sie ein hochwertiges italienisch-französisches Programm, nicht als Anhängsel der Startenors, sondern als eigene musikalische Persönlichkeit. Er, der Meister des hohen C, wird den Erwartungen des Publikums gerecht. Er schaut bei Bellini, Rossini, Donizetti, Gounod und Massenet vorbei – alles in besten Güte. In Lucrezia Borgia beweint er den Abschied von seiner Geliebten (Gott sei Dank, sonst wäre er vermutlich dem Gifttod zum Opfer gefallen). Und um unglückliche Liebe geht es auch in Lucia di Lammermoor. „Dies Herz, das heiß und treu geliebt. Bald wird es nicht mehr schlagen“, seufzt er dahin.
Sehr aufregend sind die Duette. Da darf natürlich Roméo et Juliette nicht fehlen, auch der Liebestrank ist eine Oper mit anfänglich unglücklicher Liebe.
Es ist unglaublich, welch kraftvolle Töne aus dem kleinen Brustkorb entschlüpfen. Transzendierende Substanzen zeichnen einen Spannungsbogen mit allen Facetten musikalischen Könnens. Pretty Yende ist die kongeniale Partnerin. Die im Jahr 1985 in Piet Retief Geborene hat ein breitgefächertes Stimmvolumen, das sie von zärtlich bis stürmisch einsetzt. In den Zugaben (Salut a la France, La Danza und La Bohème) wird nochmals deutlich, welch großartiger Abend hier zu Ende geht. Beglückt verlässt das Publikum das Haus am Heumarkt.
Er freue sich, mit dem Wiener Volksopern Orchester musizieren zu können, sagt Flórez - ist wohl eine zu euphemistische Darstellung. Tatsächlich sind die Damen und Herren bestenfalls gute Handwerker und der Dirigent ein Vorarbeiter.
Next „Great Voices“: Olga Peretyatko am 9. Jänner 2016. Sie ist die neue Rossini-Stimme der Opernwelt. Bei Great Voices widmet die junge Russin ihrem Lieblingskomponisten einen Gala-Abend voll feuriger Koloraturen.
Infos und Tickets: www.konzerthaus.at
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