Village im Dritten
Ein Wiener Pionierprojekt für die Klimawende
Das Village im Dritten soll das erste Klimaschutzquartier Europas und somit ein Meilenstein werden. Von der Energiegewinnung im Grätzel bis zum Konzept der Energiegemeinschaften – Die BezirksZeitung hat sich das Vorhaben von Wien Energie und der ARE näher angesehen.
WIEN/LANDSTRASSE. Auf insgesamt 22 Baufeldern entstehen auf den Aspanggründen Wohnungen, Büros, Gewerbeflächen, Nahversorgungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen sowie eine AHS. Aber das ist noch nicht alles: Gemeinsam mit der Immobilienfirma Austrian Real Estate (ARE) will Wien Energie hier Österreichs erstes Klimaschutzquartier umsetzen. Die BezirksZeitung hat sich angesehen, was das genau bedeutet.
Klar ist: Wien soll bis 2040 klimaneutral sein. "Daher ist es wichtig, lokale Lösungen zu finden, welche die Ressourcen vor Ort optimal nutzen. Besonders effizient und erfolgreich gelingt das, wenn wir nicht nur einzelne Gebäude, sondern ganze Grätzel und Quartiere betrachten", erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung. Wie mit einem Baukasten könne bei der Planung und Umsetzung die passenden Lösungen individuell zusammengesetzt werden.
Vorreiterrolle für weitere Projekte
Solch eine Quartierlösung soll beim Village im Dritten umgesetzt werden. Der bauplatzübergreifende Planungsansatz für einen ganzen neuen Stadtteil ist dabei europaweit einzigartig. "Wir nutzen in hohem Maß lokale, erneuerbare Ressourcen für ein optimales Produktions- und Verbrauchsverhältnis der Energie direkt vor Ort. Dazu kommt eine intelligente Vernetzung aller Komponenten", so Strebl. Das neue Klimaschutzquartier könnte also eine Vorreiterrolle für weitere Projekte übernehmen.
Konkret werden auf allen passenden Dächern der entstehenden Wohnhäuser und Gewerbegebäude Photovoltaikanlagen errichtet. Mit rund 500 Tiefensonden und einem 600 Meter langem Anergienetz kann im Sommer entstehende Abwärme gespeichert und im Winter über Wärmepumpen fürs Heizen genutzt werden: Die Tiefensonden bieten im Sommer die Möglichkeit zur Temperierung, also zur moderaten Abkühlung sämtlicher Wohnungen, und beugen städtischen Hitzeinseln vor.
Die Abwärme aus den Wohnungen und aus der Kühlung der Gewerbefläche wird über das Anergienetz im Untergrund gespeichert. Wenn die Temperaturen im Winter kühler werden, kann diese gespeicherte Energie mittels Wärmepumpen die Wohnflächen heizen.
Konzept der Energiegemeinschaften
Nach ersten Berechnungen geht Wien Energie davon aus, dass bis zu 70 Prozent des vor Ort erzeugten, erneuerbaren Stroms aus Photovoltaikanlagen, auch vor Ort verbraucht werden können. Bei der Wärme ist es sogar noch mehr: Etwa 80 Prozent der Energie für Heizung und Warmwasser sollen mit den Tiefensonden direkt vor Ort generiert werden.
Weiters soll im zukünftigen Village eine bauübergreifende Energiegemeinschaft realisiert werden. "Das ist ein vielversprechendes Konzept, wie wir erneuerbare Energie noch besser nutzen können", so Strebl. Dabei werden die Bewohner den Sonnenstrom vom eigenen Dach untereinander teilen können.
Wenn zum Beispiel eine Familie untertags außer Haus ist, weil die Kinder in der Schule sind und die Eltern arbeiten, können sie etwa dem Friseursalon oder dem Greißler nebenan ihren Sonnenstrom anbieten. Dadurch wird der Anteil des Sonnenstroms, der lokal genutzt werden kann, weiter gesteigert und auch die Gemeinschaft im Quartier gestärkt.
Ziel ist die Klimawende
Seitens Wien Energie ist man überzeugt, dass man hier im 3. Bezirk in Kooperation mit der ARE neue Impulse für die Stadtteilentwicklung setzt. "Mit dem ganzheitlichen Energiekonzept für das Village im Dritten zeigen wir, was gelingen kann, wenn Energie- und Immobilienbranche an einem Strang ziehen. So können wir die Klimawende schaffen. In Zukunft wird es sicher viele weitere solche Projekte geben", so Strebl.
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