Wolfsberger Kellner berichten

Beim Trinkgeld wird noch nicht gespart

Dass spürbar weniger Trinkgeld gegeben wird, können Lavanttaler Servicekräfte nicht bestätigen.

WOLFSBERG. Die Wolfsbergerin Christine Klingseis ist Kellnerin mit Leib und Seele und kann auf 16 Jahre Berufserfahrung zurückblicken. Seit rund vier Monaten verstärkt sie das Team im Café Maxys am Hohen Platz in Wolfsberg. Dass die Gäste weniger Trinkgeld geben als vor der Teuerung, kann sie nicht bestätigen. „Man bemerkt allerdings, dass in der Gastronomie insgesamt weniger los ist als noch vor ein paar Jahren, was sich natürlich auch auf das Trinkgeld auswirkt“, berichtet die Gastronomiefachfrau. „Es hat sich viel ins Private verlagert, sicher auch aufgrund von Corona.“

Nicht selbstverständlich

Trotz ihrer langjährigen Erfahrung ist Trinkgeld für Christine keine Selbstverständlichkeit: „Ob und wie viel Trinkgeld jemand gibt, hängt in erster Linie vom Service und der Freundlichkeit der Bedienung ab. Wenn ich einem Gast unfreundlich begegne, kann ich nicht erwarten, dass er mir Trinkgeld gibt.“ Vom amerikanischen Modell, das den Gästen fixes Trinkgeld vorschreibt, hält sie gar nichts: „Trinkgeld sollte immer freiwillig bleiben.“ Ganz ohne Trinkgeld geht es auch bei Christine nicht, doch es gibt für sie Wichtigeres: „Oft ist es ein Lächeln, oft ein nettes Wort. Das Trinkgeld ist ein schönes Taschengeld“, fasst sie zusammen.

Das Jännerloch

Dass das Trinkgeld geringer ausfällt, kann auch Bianca Wollauz, die im Embassy und in der Schirmbar auf der Koralpe kellnert, nicht bestätigen: „Ich würde sagen es ist eigentlich relativ gleich geblieben. Die Kunden, die etwas dazugeben wollen, machen das auch nach wie vor, allerdings ist der Jänner seit jeher ein schwächerer Monat.“

Zufriedenheit an erster Stelle

Bei der Trinkgeldgabe mit Kartenzahlung scheitere es zudem meist nicht an der Bereitschaft: „Bei uns fragen viele Gäste nach, ob man denn bei der Kartenzahlung auch Trinkgeld geben kann. Ich denke, den meisten ist einfach nicht bewusst, dass das funktioniert“, so die 20-Jährige. Eine gewisse Pflicht sieht Wollauz in der Gabe von Trinkgeld aber nicht. „Mir ist es nur wichtig, dass der Gast zufrieden ist, denn das ist ja auch mein Job. Alles andere bleibt den Kunden dann selbst überlassen.“ Im Großen und Ganzen seien die Trinkgeldbeträge in der Schirmbar aber höher als im Embassy: "Auf dem Berg sind häufiger Touristen, die in Urlaubsstimmung sind und gerne etwas mehr geben."

Kaum verändert

In der Café Konditorei Hecher in Wolfsberg sind 22 Mitarbeiter tätig, fünf davon im Trinkgeldbereich. Der langjährigste von ihnen ist Herbert Bachbauer, der seit 32 Jahren als Kellner im selben Lokal arbeitet. Er beschreibt das Trinkgeldverhalten der Gäste als größtenteils unverändert. „Ich könnte nicht behaupten, dass die Leute den Gürtel enger schnallen. Es ist gut möglich, dass die Leute um die Feiertage extra spendabel waren und die Kurve jetzt nach unten geht“, so Bachbauer.

Karte im Kommen

Im Kommen sei laut Bachbauer auf jeden Fall die Kartenzahlung am Tisch. „Etwa drei von zehn Gästen zahlen mittlerweile mit Bankomat- oder Kreditkarte“, berichtet das Kellner-Urgestein. „Da vergisst man natürlich leichter auf das Trinkgeld als bei Barzahlung.“