Mündliche Matura wieder Pflicht
Das sagen Direktoren und Schüler im Tal
In den vergangenen beiden Schuljahren war das Antreten zur mündlichen Matura freiwillig – eine pandemiebedingte Erleichterung für die Schüler. Ab heuer soll die Teilnahme daran wieder verpflichtend sein. Diverse Schülerorganisationen riefen zu Streiks auf, Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) hält aber weiterhin an der verpflichtenden mündlichen Matura fest.
Es gibt Erleichterungen
Eine „ganz normale“ Matura wäre es aber auch bei der Wiedereinführung der mündlichen Reifeprüfung nicht, wie BORG-Wolfsberg-Direktor Peter Reischl bemerkt: „Obwohl unsere Schule heuer ständig offen war, sind wir noch nicht zurück in der Normalität. Dem wurde Rechnung getragen, denn obwohl die mündliche Matura verpflichtend sein wird, gibt es diverse Erleichterungen.“ So ist es möglich, den Themenpool für die mündliche Matura um ein Drittel zu reduzieren, wenn bestimmte Stoffbereiche aus pandemischen Gründen nicht ausreichend durchgenommen werden konnten. Auch wird die Jahresendnote bei der Notenvergabe nach der mündlichen Matura mitberücksichtigt. „Mit dieser Regelung können wir gut leben“, so Reischl.
Gute Stimmung
Vom Stimmungsbild der Schüler konnte sich der BORG-Direktor bei einem Gang durch alle vier Maturaklassen überzeugen: „Ich denke, die Stimmung ist nicht so schlecht und ich bin mir auch sicher, dass unsere Schüler das schaffen. Ich bin in der Vergangenheit immer gern Vorsitzender bei der mündlichen Matura gelesen, weil es einfach spannend ist, was die Schüler zu sagen haben.“
„Frustration spürbar“
BORG-Schulsprecher Nikolas Geiselbacher tritt in diesem Jahr selbst zur Matura an. Die Wiedereinführung der verpflichtenden mündlichen Reifeprüfung hat für ihn zwei Seiten: „Viele hätten sich gewünscht, dass die mündliche Matura freiwillig bleibt, schließlich haben wir in der sechsten und siebenten Klasse durch das Distance Learning viel Unterrichtsstoff nicht durchmachen können. Auch die psychische Belastung durch die Pandemie ist ein Thema. Da ist jetzt eine gewisse Frustration zu spüren“, meint der 18-Jährige. „Andererseits halte ich die mündliche Matura für eine gute Vorbereitung auf ein weiterführendes Studium. Wer beispielsweise Geschichte studieren will, kann in diesem Fach mündlich maturieren.“
"Fühlen sich benachteiligt"
Katharina Scharf, Schulsprecherin der HLW Wolfsberg, meint: "In den Maturaklassen fühlen sich viele benachteiligt, schließlich sind diese der Jahrgang, der bisher am längten im Distance Learning war. Es wäre schon eine große Erleichterung, wenn man zur mündlichen Matura nur in zwei anstatt von drei Fächern antreten müsste." Doch für die Rückkehr zur mündlichen Pflichtmatura gibt es auch Verständnis: "Schließlich muss irgendwann wieder eine gewisse Normalität einkehren." In der HLW erhofft man sich, dass vielleicht auf die Präsentation der sogenannten "vorwissenschaftlichen Arbeit" im März verzichtet werden könnte, doch aus heutiger Sicht sieht es kaum danach aus.
„Gehört einfach dazu“
An der HTL Wolfsberg werden heuer rund 90 Schüler zur Matura antreten. Direktor Jürgen Jantschgi hält die Rückkehr zur mündlichen Matura für sinnvoll: „Sie gehört als schöner und würdiger Abschluss einer höheren Schule einfach dazu.“ Doch Jantschgi bringt auch Verständnis für den Unmut auf, der sich mit der Rückkehr zur mündlichen Matura regt: „Man muss schon festhalten, dass die gesamte Coronaproblematik, die sich ja stark auf den Unterricht ausgewirkt, diejenigen am härtesten trifft, die heuer zur Matura antreten. Schließlich verbrachten sie zwei ihrer fünf Schuljahre in der Pandemie.“ Proteste gab es an der HTL Wolfsberg keine. „Das ist eher ein Großstadtthema“, meint der Direktor.
Kaum Freiwillige
Zur freiwilligen mündlichen Matura haben sich in den letzten beiden Jahren an der HTL Wolfsberg nur eine Handvoll Schüler gemeldet. Dass sie damit am Arbeitsmarkt schlechter gestellt sind, glaubt der HTL-Direktor nicht: „Dass die Absolventen ohne mündliche Matura schwerer an Jobs kommen, konnten wir nicht beobachten. Der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften ist groß.“
Kein großes Thema
Jakob Fellner, Schulsprecher der HTL Wolfsberg, meint zwar, dass durch das Distance Learning weniger Stoff durchgenommen werden konnte als sonst, für große Diskussionen unter den Schülern würde die mündliche Pflichtmatura aber nicht sorgen: "Das Thema scheint an den Schülern größtenteils vorbeizugehen."
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