Benediktinerstift St. Paul
Die natürliche Kraft der Kräuter nutzen

- Frater Cyprian absolviert derzeit eine Ausbildung im Bereich Naturkosmetik.
- Foto: Stift St. Paul
- hochgeladen von Simone Koller
Räuchermischungen sind erst der Anfang: Im Stift St. Paul will man künftig auch Seifen, Salben, Tinkturen und Co. herstellen.
ST. PAUL. Im vergangenen Winter, kurz nachdem Frater Cyprian (28) in das Benediktinerstift St. Paul eingezogen ist, begann er sich mit alten Bräuchen zu beschäftigen. „Einer davon ist das traditionelle Räuchern. Im Sommer sammelte ich dann einige Kräuter im Klostergarten, um sie zu bündeln und trocknen“, erzählt er. Dass seine mit mühevoller Handarbeit hergestellten Räuchermischungen auf so großen Anklang stoßen würden, dass er jetzt schon viele Sorten anbieten kann, ahnte er anfangs nicht.
Kräuter und ihre Wirkung
Durch die Arbeit mit den Räucherwerken hat Frater Cyprian die einstige Kräuterapotheke im Barockgarten des Stiftes wieder ihrer Bestimmung zugeführt: „Das Räuchern selbst ist nicht nur alt, sondern sogar uralt. Man fand heraus, dass jedes Kraut eine andere Wirkung hat, wenn es auf diesem Wege dem Körper zugeführt wird. Über Millionen Riechzellen gelangen die Stoffe über das limbische System in unser Gehirn, wo Emotionen verarbeitet werden.“ Oftmals verbreitet schon duftender Rauch eine angenehme Atmosphäre, die der gestressten Seele die nötige Entspannung schenken kann. „Unsere Räucherwerke sind aber nicht dafür konzipiert, bestimmte Wirkungen oder heilende Kräfte zu entfalten. Der Duft soll das Herz des Anwenders fröhlich stimmen“, fügt der Mönch hinzu.
Was brauche ich jetzt?
Frater Cyprian glaubt auch, dass Menschen, wenn sie aufmerksam sind, feststellen können, wann ihnen etwas gut tut: „So ist es eine Einladung an alle, auf die innere Stimme zu hören und sich zu fragen: ‚Was brauche ich jetzt?‘“ Regelmäßiges Räuchern kann dabei helfen, Ruhe einkehren zu lassen. Denn viele Menschen haben es satt, sich täglich von wissenschaftlichen Fakten leiten zu lassen: Mache 4.000 Schritte, iss 2.000 Kalorien, schlafe acht Stunden. „Es ist durchaus wichtig, einen natürlichen Lebensrhythmus zu pflegen. Naturheilkunde und moderne Medizin haben ihre Daseinsberechtigung, beides ist ein Geschenk Gottes“, fügt Frater Cyprian hinzu.
Naturkosmetik aus dem Stift
Vor Kurzem hat der Mönch auch seine Ausbildung im Bereich Naturkosmetik begonnen, die Abschlussprüfung steht Mitte nächsten Jahres an. Seifen, Salben, Tinkturen, Essenzen und Badezusätze sollen in einer neuen Wohlfühl-Ecke im Museumsshop Einzug halten: „Über den Winter werde ich einiges ausprobieren. Außerdem mussten wir uns im Zuge der Ausbildung bereits Produktkreationen überlegen.“ Mit über 100 verschiedenen Kräutern und Pflanzen bietet der Klostergarten eine große Auswahl.
Kreativität kennt keine Grenzen
Neben dem handwerklichen Herstellungsprozess wird auf regionale und qualitativ hochwertige Rohstoffe Wert gelegt: „Auch wenn es vielleicht schwierig wird, die gesetzlichen Richtlinien umzusetzen, bin ich guter Dinge, dass man in St. Paul bald Kosmetika mit regionaler und hervorragender Qualität erwerben kann.“ Mit ein wenig Übung und professioneller Lektüre kann man auf heimischen Wiesen selbst bald nutzbare Kräuter finden. „Schafgarbe gilt seit jeher als Wundheilkraut, Samen der Brennnessel enthalten 18-mal soviel Vitamin C wie Orangen und aus frischem Löwenzahn kann herrlicher Tee gekocht werden“, gibt Frater Cyprian Tipps für die Verarbeitung in den eigenen vier Wänden.






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