Familie Eichwalder/Reichenfels

Kein einfaches Schicksal für Hündin Emmi

Wenn der Blindenführhund plötzlich selbst erblindet: Bei Familie Eichwalder wurde das zur Realität.

REICHENFELS. Bei Familie Eichwalder aus Reichenfels wird Zusammenhalt in schweren Zeiten großgeschrieben: Mit der Erblindung von Familienvater Patrick Eichwalder (45) und dem Down-Syndrom bei der erstgeborenen Tochter Laura (17) mussten schon viele Hürden bewältigt werden. Seit acht Jahren bereichert der ausgebildete Blindenführhund Emmi den Familienalltag, doch nun verliert auch die Labrador-Retriever-Hündin ihr Augenlicht und darf nicht mehr als Führhund eingesetzt werden.

Diagnose in der Jugend

Bereits im Jugendalter musste Patrick Eichwalder die Diagnose einer Netzhauterkrankung, die früher oder später zur totalen Erblindung führt, verkraften. "In der Lehrzeit wollte ich das natürlich nicht wahrhaben. Als ich meine Frau Daniela kennenlernte, war ich gerade in Salzburg auf Saison", blickt der gelernte Koch rund 25 Jahre zurück. Gemeinsam waren sie noch einige Male auf Saison, bis im Jahr 2003 Töchterchen Laura zur Welt kam: "Mit der Diagnose Down-Syndrom kam für uns der nächste Schock."

Zurück zum Ursprung

Anfangs lebte die kleine Familie in Mittersill, bis es sie im Jahr 2005 in Patrick Eichwalders Heimat verschlug und ein Jahr später Tochter Lea zur Welt kam. "Wir eröffneten das Landgasthaus Jäger im Zentrum von Reichenfels, doch das Glück war nicht von langer Dauer", erzählt Daniela Eichwalder weiter. Schon nach fünf Jahren mussten die Gastronomen den Traum vom Gasthaus aufgeben, da sich die Sehkraft des Familienvaters plötzlich rapide verschlechterte. Somit wurde vor mittlerweile zehn Jahren der heutige Catering- und Partyservice zum wirtschaftlichen Hauptstandbein.

Leben lernen ohne zu sehen

"Schon damals habe ich beinahe nichts mehr gesehen und verbrachte knapp zwei Jahre bis auf ein paar Unterbrechungen in Linz, wo ich für den Alltag ohne Augenlicht vorbereitet wurde", erzählt der 45-Jährige. Zusätzlich zum Erlernen der Blindenschrift und dem Umgang mit dem Blindenstock zog im Jänner 2013 Hündin Emmi bei der Familie ein. Patrick Eichwalder und sein ausgebildeter Blindenführhund im Wert von 31.000 Euro wuchsen zu einem unschlagbaren Team zusammen.

Blindenhund erblindet

Im Schnitt kann ein solcher Hund 12 bis 15 Jahre arbeiten, doch nun leidet Emmi an einem grauen Starr mit einer irreversiblen Netzhauterkrankung. "Sie ist auch erblindet und darf mich nicht mehr führen", erklärt der Familienvater. Vor allem die gemeinsamen Spaziergänge vermisst er sehr: "Es hat gut getan, mit dem Hund alleine rauszugehen. Es kann sich keiner vorstellen wie wertvoll es ist, wenn man manchmal nur auf einen Führhund und auf keinen anderen Menschen angewiesen ist."

"So wie ich meine Töchter das letzte Mal gesehen habe, habe ich sie heute im Kopf. Ich spüre und höre meine Kinder seitdem umso mehr beim Aufwachsen." Patrick Eichwalder

Ersatz geplant

Um diese Spaziergänge wieder möglich zu machen, ist eine Neuanschaffung eines Blindenführhunds geplant. "Emmi bleibt aber natürlich weiterhin bei uns, sie ist immerhin ein Familienmitglied", sind sich alle vier einig.

"Menschen blieben stehen"

Einzig und allein hell und dunkel zu unterscheiden ist für Patrick Eichwalder heute noch möglich: "Ich habe die Welt in Erinnerung vor Augen und alle bekannten Gesichter so, wie ich sie vor zehn Jahren zuletzt gesehen habe." Der Familienvater beschreibt es aber als großes Glück, dennoch zu wissen, wie die Erde und alle möglichen Dinge aussehen.