Von 1.000 auf 5.000 Euro Stromkosten
Lavanttaler Wirte schlagen Alarm
Energie- und Rohstoffpreise steigen, Gästezahlen sinken. Heimische Gastronomen haben es immer schwerer.
LAVANTTAL. Die Teuerungen bei Energie- und Lebensmittelpreisen wirken sich auch massiv auf die heimische Gastronomie aus. Die Wirte klagen vor allem über hohe Stromkosten und Preisanstiege bei Milchprodukten und Fleisch, aber auch beim Bier. Die Preiserhöhungen werden wohl oder übel an den Gast weitergegeben müssen: „Der extreme Anstieg der Energiepreise betrifft ja alle Branchen, auch uns“, bestätigt Seppi Berglitsch vom Palais Cafe und Coopers. „Wir haben unsere Preise heuer teilweise um drei Prozent angepasst, liegen aber regional noch im Mittelfeld.“ Generell bemerkt Berglitsch, dass das Konsumverhalten der Menschen in der Gastro rückläufig ist. „Das ist meiner Meinung nach noch immer eine Folge der Lockdowns.“
Strompreis verfünffacht
Mit Sorge blickt Manuel Wutscher vom Embassy und der Schirmbar auf der Koralpe in die Zukunft: „Im Embassy bezahle ich derzeit noch 8 Cent pro Kilowattstunde, auf der Schirmbar bereits 43 Cent. Wenn der Jahresstromvertrag im November ausläuft und der neue Tarif dem auf der Schirmbar ähnelt, wird uns der Strom im Embassy rund 5.000 Euro pro Monat kosten. Das wäre eine Verfünffachung“, rechnet er vor. „Wir müssten eine Preiserhöhung von 40 Cent auf alle Getränke vornehmen, damit wir das stemmen.“ Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Gästezustrom gleich bleibt. Damit ist aber auch nicht zu rechnen: „Es ist ja die ganze Bevölkerung mit den Teuerungen konfrontiert. Das Erste, worauf man verzichten kann, ist das Ausgehen. Wir merken bereits jetzt, dass unter der Woche weniger los ist als früher.“
Bisher keine Preissteigerung
Bisher hat man im Embassy bewusst mit Preissteigerungen gewartet: „Vor eineinhalb Jahren gehörten wir zu den teuersten Lokalen in Wolfsberg. Heute sprechen uns schon die Gäste darauf an, warum wir so billig ist“, spricht Wutscher.
Im schlimmsten Fall: Schließung
Zwar hofft der Gastronom auf eine Entspannung der Lage, doch Wutscher geht vom Schlechtesten aus: „Wenn sich diese Abwärtsspirale weiter so rasant dreht, müssen wir uns überlegen, ob wir das Lokal in dieser Form weiterführen können. Wenn nicht, muss man vielleicht über reinen Wochenendbetrieb oder sogar Schließung nachdenken“ Angekündigte Förderungen wie den Energiekostenzuschuss hält Wutscher zwar generell für positiv, doch „es kann ja nicht das Ziel eines Gewerbebetriebes sein, von Förderungen abhängig zu sein“, so Wutscher, der versucht, sich eine positive Einstellung zu bewahren: „Es wird auch eine Zeit nach der Krise geben.“
Rohstoffe bis 20 Prozent teurer
Auch Speiserestaurants kämpfen mit den Energiepreisen: „Besonders die Strompreise sind für uns ein großer Brocken“, berichtet Marco Rabensteiner vom Gasthof Deutscher in St. Andrä. „Unsere komplette Küche läuft mit Induktion, die Kosten sind brutal.“ Daneben steigen auch die Preise für Rohstoffe unaufhörlich. „Es ist egal, was man bestellt, alles wird teurer. Butter und Milchprodukte sind um bis zu 20 Prozent gestiegen, das Bier wird voraussichtlich um 9 Prozent nach oben gehen“, so der Koch.
Anpassung steht bevor
Preissteigerungen gab es im Gasthof Deutscher bisher noch nicht, diese werden allerdings nicht mehr lange auf sich warten lassen. Rabensteiner: „Wir werden voraussichtlich im nächsten Monate die Preise anpassen müssen.“ Um wieviel, könne er heute noch nicht sagen. Nur soviel: „Eigentlich müsste ein 250-Gramm-Filetsteak mindestens 40 Euro kosten, damit es sich überhaupt noch auszahlt. Bei den derzeitigen Einkaufspreisen kann ich es verstehen, wenn viele Gastronomen wieder weg vom heimischen Fleisch gehen“, berichtet der Gastronom. "Wir können uns glücklich schätzen, mit Kärntner Fleisch zusammenzuarbeiten." Auch beim Deutscher bemerkt man einen leichtern Rückgang der Tagesgäste. „Diejenigen, die kommen, konsumieren aber glücklicherweise wie eh und je.“
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