Die Biber entern die Leopoldstadt
Derzeit sind rund 200 der seltenen Nagetiere entlang der Wiener Gewässer angesiedelt und bearbeiten Holz
(tk). Am Donaukanal erstreckt sich ein Paradies für Biber. Das Ufer ist dort so gestaltet, dass sich die Nager beim „Holzbau“ so richtig austoben können. Auch bei den Prater-Auen wurden zuletzt immer mehr Biber gesichtet.
In den Prater-Auen wird nicht nur fleißig gelaufen, sondern auch genüsslich genagt. Nur sind Biber im Gegensatz zu Wildschweinen, Raben und anderen tierischen Großstadtbewohnern nicht so oft zu sehen.
Jetzt im Herbst zeigen sich die putzigen Gesellen aber sogar am Donaukanal. Entlang des Ufers sind junge Männchen unterwegs, um eine geeignete Adresse für ihre architektonisch so bewundernswerten Holzbauten
zu finden.
Ufergestaltung
Zu diesem Zweck hat das Forstamt in Höhe Erdberger Lände eigens einen Bereich „biberfreundlich“ gestaltet – sprich ohne mächtige Steinklötze mit einem flachen Ufer. Für die von den Donau-Auen in den Großstadtdschungel ausgewanderten Meisterschwimmern eigentlich ein idealer Platz für sesshafte Gemüter. Nur spielen die Biber nicht ganz mit.
„Biber sind keine sogenannten Kulturfolger“, erklärt Forstdirektor Andreas Januskovecz. „Sie sind nicht unbedingt heiß auf unsere Gesellschaft.“ Dafür mehr auf die Rinden von Pappeln und Weiden. Jene entlang der Schüttelstraße dürften ein besonderes Aroma haben. Was für so manchen aufmerksamen Jogger und Spaziergänger zum seltenen Naturschauspiel wird. Als größtes Nagetier der nördlichen Hemisphäre wird der Biber seinem Ruf gerecht und verlegt schon so manchen Baum kurzerhand, aber umso beißkräftiger in die Horizontale.
Fast ausgerottet
Wiens oberster Wald- und Naturhüter: „Wenn ein Baum so angenagt ist, dass er umstürzen und eine Gefahr darstellen könnte, dann fällen wir ihn natürlich“. Bei Januskovecz und seinen Mitarbeiter von der MA49 überwiegt dennoch die Freude über die bereicherte Fauna in Wien. Denn die Biber waren im 19. Jahrhundert bereits ausgerottet. In den Donau-Auen ist die Population mittlerweile auf fast tausend Tiere angewachsen. „Donauinsel, Alte Donau und Donaukanal zusammengerechnet leben schätzungsweise 200 Biber im Stadtgebiet. Ein toller Erfolg für den Wiener Naturschutz“, so Januskovecz.
Reine Neugierde
Und so manches neugieriges Männchen schwimmt sogar den ganzen Donaukanal in Richtung Nußdorf. Die meisten, so glaubt der Forstdirektor, drehen aber spätestens vor der Urania um: „Dort ist es den Bibern schon zu zivilisiert. Ab der Roßauer Lände fühlen sie sich dann schon wieder um einiges wohler“. Übrigens: Angler brauchen keine zusätzliche Konkurrenz zu fürchten. Biber, die bis zu 15 Minuten tauchen können, machen sich
nichts aus Fisch.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.