Leopoldstadt: Wer wird die Nummer zwei hinter Uschi Lichtenegger?
Tritt Karlheinz Hora nach der bitteren Niederlage für die SPÖ ab, oder wird er Stellvertreter der neuen grünen Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger? Morgen, Dienstag, tagt das Bezirkspräsidium der SPÖ und wird darüber entscheiden.
LEOPOLDSTADT. Nach dem überraschenden Sieg der Grünen bei der Wiederholung der Bezirksvertretungswahl ist noch offen, wer für die SPÖ den Stellvertreter der Bezirksvorsteherin stellen wird. Dass der bisherige Bezirksvorsteher Karlheinz Hora diesen Posten übernehmen wird, scheint unwahrscheinlich. Einerseits wird das schlechte Abschneiden am Sonntag durchaus mit seiner Person in Verbindung gebracht, andererseits würde sich kaum ein langgedienter Bezirksvorsteher vom Format Hora mit der Nummer zwei im Bezirk zufrieden geben.
Seine logische Nachfolgerin wäre Astrid Rompolt, sie war schon bisher Bezirksvorsteher-Stellvertreterin. Geklärt ist die Sache noch nicht, darüber werden die Parteigremien entscheiden müssen. Am Dienstag findet das Bezirkspräsidium statt, das derartige Personalentscheidungen trifft. Vonseiten der SPÖ Leopoldstadt gibt es dazu bisher keine Aussage, man wird die offiziellen Entscheidungen abwarten müssen.
Für das schlechte Abschneiden werden von Seiten der SPÖ stets die gleichen Faktoren genannt: in der Öffentlichkeit sei die Sicherheit, dass die SPÖ ohnehin den ersten Platz halten wird, zu stark gewesen. Dazu hätten auch Medien und Meinungsforscher ihr Übriges beigetragen. Aber auch die vielen Wahltermine bzw. Wahlverschiebungen hätten sich natürlich nicht gut ausgewirkt. Einerseits wären die Menschen schön langsam "wahlmüde", andererseits habe es tatsächlich Verwirrung unter den Wählern gegeben, wann jetzt was gewählt wird. Zu denken dürfte der SPÖ auch geben, dass in jenem Wahlsprengel, in dem der größte Gemeindebau der Leopoldstadt steht, die Wahlbeteiligung lediglich bei 22 Prozent liegt.
Hora spaltet SPÖ-Wählerschaft
Nicht zuletzt dürfe auch der Spitzenkandidat selbst für Irritationen – vor allem bei den jüngeren bzw. progressiveren Wählern – gesorgt haben. Auch wenn er zuletzt versucht hatte, ein Duell mit der FPÖ um den Bezirk zu inszenieren, fiel es schwer, ihm das abzunehmen. Gilt er doch als einer, der in der Wiener Sozialdemokratie eher rechts der Mitte zu finden ist - das haben nicht zuletzt seine gemeinsamen Auftritte mit dem FPÖ Spitzenkandidaten, Wolfgang Seidl, nahe gelegt.
Dort wurden Sätze mit "Du wirst verzeihen, wenn ich das jetzt sage (...)" eingeleitet. Die Medien machten sich über den "Kuschelkurs" der beiden lustig. Auch hat sich Hora dort den einen oder anderen "Herrenwitz" – also sexistischen Kommentar – zum Thema Prostitution im Stuwerviertel erlaubt. Das dürfte insbesondere bei den SPÖ-Wählerinnen nicht gut angekommen sein.
Dass das keine zeitgemäße Politik für die Wiener Sozialdemokratie ist, ist zwar offensichtlich, wird in der Wiener SPÖ aber nur hinter vorgehaltener Hand gesagt – man würde sich durchaus jüngere, weiblichere Protagonistinnen, vor allem auch in den Bezirken wünschen. Dort wäre es höchst an der Zeit, dass sich Politiker vom Typus Hora verabschieden und an die jüngere Generation übergeben. Möglicherweise macht die Leopoldstadt ja morgen den Anfang.
Grüne brauchen andere Parteien
Insgesamt dürfte die Arbeit auf Bezirksebene in der Leopoldstadt in den nächsten vier Jahren spannend bleiben. Noch sind nicht alle Stimmen ausgezählt, aber momentan sieht es danach aus, als hätten die Grünen zwar die Bezirksvorsteherin geholt, Mandate im Bezirksparlament haben sie aber kaum mehr als die SPÖ. Das heißt, die Grünen werden stets die anderen Parteien brauchen, um Mehrheiten für ihre Anliegen zu schaffen. Da hier die Schnittmenge mit den Blauen naturgmäß kleiner sein dürfte, wird die SPÖ nach wie vor ein gewichtiger Player im Bezirk bleiben. Bleibt abzuwarten, wer dort das Ruder übernimmt.
Hintergrund
Bericht:Machtwechsel in der Leopoldstadt
Meinung:Zwischen Van-der-Bellen-Effekt und Wahlverfälschung
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