Bauprojekte in Liesing
"Immer mehr Grund und Boden wird versiegelt"
Besorgt und verärgert antworten die Leserinnen und Leser der BezirksZeitung auf die großen Bauprojekte in Liesing. Hier kannst du ihre Stimmen nachlesen.
WIEN/LIESING. Die BezirksZeitung berichtete im Mai über den Stand der Dinge beim Bauprojekt "In der Wiesen Ost-Süd". Ein von einer Leserin gesendetes Foto mit einem Transparent an der zu bebauenden Grünfläche ließ schon die Vermutung aufkommen, dass manche Anrainerinnen und Anrainer – und überhaupt viele Liesingerinnen und Liesinger – der "Verbauung" des Bezirks kritisch gegenüberstehen. Fest steht: Liesing erweitert ständig seinen Wohnraum, an mehreren Orten entstehen neue Quartiere.
Wir haben die Leserinnen und Leser gefragt, wie sie zum Wachstum und den vielen großen Bauprojekten im 23. Bezirk stehen. Sehen die Bewohnerinnen und Bewohner die Entwicklung allein negativ oder erkennen sie auch Chancen darin? Hier kannst du eine Auswahl der Kommentare lesen, die uns erreicht haben.
"Alles wird zubetoniert"
"Ich lebe seit 1976 in Siebenhirten und bin betroffen über die Veränderungen im ganzen Bezirk", schreibt Elisabeth E. und schildert: "Die Bautätigkeiten nehmen seit Jahren überhand, immer mehr Grund und Boden wird versiegelt, der Grätzlcharakter (insbesondere in Siebenhirten) verschwindet immer mehr – und somit auch der Charme vergangener Jahre, noch in der Stadt, aber doch im Grünen zu leben."
Das Projekt In der Wiesen Ost-Süd verdränge die Natur und deren Lebewesen. "Wie dringend ist es doch nötig, auch hier für die große Anzahl der Bewohner in der Umgebung eine umweltfreundliche Grünanlage zu gestalten, auch mit Freizeitmöglichkeiten für die vielen hier lebenden Kinder. So gut gelungen auch der neue Park in Atzgersdorf sein mag, so schmerzhaft fehlt im Gebiet Neu-Erlaa eine entsprechend nahe Anlage." Als Alternative schlägt E. die Sanierung bestehenden Häuser vor – "um Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig auch Grünraum zu bewahren."
Liesingerin Susanne Riedl schlägt noch kritischere Töne an und hält das Wachstum für "entsetzlich, größenwahnsinnig und grauenhaft". Alles werde zubetoniert, das Grün verschwinde. Darüber hinaus werde sehr eng gebaut, die vielfach versprochene Fassadenbegrünung sei nur "Augenauswischerei". Und weiter: "Der neue Park macht das auch nicht wett, das ist viel zu wenig!" Monika Schulz aus dem Gebiet In der Wiesen wendete sich sogar Hilfe suchend an uns: "Können Sie irgendwie darauf Einfluss nehmen, dass nicht auch noch unser letzter grüner Bereich zubetoniert wird?"
Besorgt über die Lebewesen
Evelyn H. beschwerte sich besonders über die fehlende Möglichkeit zur Mitbestimmung: "Diese Vorhaben kommen erst an die Öffentlichkeit, wenn es an höherer Stelle schon beschlossene Sache ist." Ein Liesinger zeigte sich besorgt über die vielen Lebewesen in der noch bestehenden großen Wiese an der Meischlgasse: "Gut und schön, dass die Erdkröten angesiedelt werden. Aber was passiert mit dem Fuchs, den Wildhamstern und der Falken-Familie, welche diese Grünfläche als Jagd und Futterwiese nutzen?"
Viel können wir dazu noch nicht sagen. Laut MA 22 – Umweltschutz werde der Fall gerade geprüft. Feldhamster sollen sich demnach aber keine auf dem Gelände befinden – sehr wohl aber die geschützten Erdkröten. Bei der Prüfung werde jedenfalls "sichergestellt, dass alle artenschutzrechtlichen Bestimmungen des Wiener Naturschutzgesetzes eingehalten werden", teilte eine Sprecherin mit. Und weiter: "Das Projekt wird auch schon seit Planungsbeginn von einer ökologischen Bauaufsicht begleitet."
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