Nichts für Frauen? Von wegen!
Internationaler Frauentag: Rauchfangkehrerin Julia Ainedter und Bim-Fahrerin Elisabeth Urbanek über ihren Alltag.
Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März stellen wir zwei Frauen in männerdominierten Berufen vor: Bei Öffi-Fahrerin Elisabeth Urbanek hat sich das Arbeitsumfeld im Lauf der Jahre verändert. Als sie vor 24 Jahren angefangen hat, war sie als Frau noch die große Ausnahme, mittlerweile hat sie viele weibliche Kolleginnen. Mit Humor und Schlagfertigkeit hat sie sich früher stets durchgesetzt. Positive Erfahrungen hat auch Julia Ainedter gemacht, die seit neun Jahren als Rauchfangkehrerin tätig ist: „Grundsätzlich hatte ich immer das Glück, dass mir seitens männlicher Kollegen nie das Gefühl vermittelt wurde, nicht ernst genommen oder akzeptiert zu werden.“
Rauchfangkehrerin Julia Ainedter (35 Jahre)
Wie behauptet man sich in diesem männerdominierten Beruf?
Wichtig ist, dass Stärken und Schwächen im Team bekannt sind, man sich gegenseitig unterstützt und sich aufeinander verlassen kann. Es war mir aber sehr wohl immer ein Anliegen, meinen Kollegen zu zeigen, dass ich keine Sonderbehandlung, Erleichterungen und Extrawürste brauche.
Warum sind Sie Rauchfangkehrerin geworden?
Ich habe bemerkt, dass ich gerne Kontakt zu Menschen habe, im Team arbeite und auch etwas Handwerkliches machen möchte. Natürlich hat mich auch der Gedanke an die Selbständigkeit sehr gereizt. Mittlerweile führe ich den Familienbetrieb seit über zwei Jahren und habe es noch nie bereut.
Was war Ihr schönstes Erlebnis als Rauchfangkehrerin?
Für mich persönlich ist es immer ein schönes Erlebnis, wenn ich sehe, wie wichtig es ist, dass ich Kunden vor einer bedrohlichen Situation bewahrt habe. Sie sind sich dessen oft gar nicht bewusst.
Es ist einfach jeden Tag ein tolles Erlebnis, der Glücksbringer sein zu dürfen.
Straßenbahnfahrerin Elisabeth Urbanek (46 Jahre)
Wie behauptet man sich in diesem männerdominierten Beruf?
Man muss die Männer mit den eigenen „Waffen“ schlagen: keine Mimose sein, Humor beweisen, schlagfertig sein. Als ich angefangen habe, war ich schon die Ausnahme unter all den männlichen Kollegen. Wer einen Beruf mit Liebe und Engagement ausübt, wird sich auch durchsetzen.
Warum sind Sie Öffi-Fahrerin geworden?
Ich wollte nie einen typischen Frauenberuf ergreifen, sondern Tischlerin, Dachdeckerin oder Lkw-Fahrerin werden. Mein Vater hat mir dann vom Tramwaytag in der Remise Erdberg ein Bewerbungsschreiben als Straßenbahnfahrerin mitgebracht und ich habe es noch am selben Tag abgegeben.
Was war Ihr schönstes Erlebnis als Öffi-Fahrerin?
Es war Weihnachten und ich fuhr mit einem fast leeren Zug auf der Linie D. Eine alte Dame kam am Liechtenwerder Platz zu mir und schenkte mir ein Kerzerl. „Während alle Weihnachten feiern, müssen Sie arbeiten“, meinte sie so lieb und herzlich, dass ich bis heute oft daran denken muss.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.