Betriebsansiedlung
Wien Kanal kommt nach Liesing
Die neue Zentrale von Wien Kanal wird in Inzersdorf errichtet. 2022 soll dann übersiedelt werden.
LIESING. Österreichs größter Kanalnetzbetreiber hat seine Zentrale in der Landstraßer Modecenterstraße 14. Doch bald wird sich die Adresse von Wien Kanal ändern: Auf dem Gelände der ehemaligen Kläranlage Blumental in der Inzersdorfer Großmarktstraße 5 wird dazu ein klimafreundlicher Neubau mit einer Fotovoltaikanlage, Dachbegrünung, Energiegewinnung aus Abwasser und viel Grün errichtet.
Zum Bauauftakt kam nicht nur Wien-Kanal-Direktor Andreas Ilmer auf das großräumige Gelände. Auch Bezirksvorsteher Gerald Bischof (SPÖ) begrüßte das bald in den 23. Bezirk übersiedelnde Großunternehmen symbolisch, werden doch rund 240 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz in dem neuen Gebäude haben.
Klimaschonende Lösungen standen bei der Planung im Vordergrund. "Eine Fotovoltaikanlage liefert Strom aus Sonnenlicht. Auf dem Dach wachsen wasserspeichernde Pflanzen, Kräuter und Gräser und kühlen damit die Decke. Die Energie zum Heizen und Kühlen wird dem Abwasser entzogen", erklärte Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ).
Wärmetauscher mit 90 Metern
Für die Wärmegewinnung aus Abwasser wurde bereits 2006 in der Großmarktstraße der österreichweit erste Kanalwärmetauscher im öffentlichen Abwassernetz installiert. Vor dem Neubau wurde die Anlage nun erweitert: Ein 90 Meter langer Wärmetauscher entzieht dem Kanal im Winter Wärme und im Sommer Kälte, um damit das Gebäude zu heizen oder zu kühlen.
"Außerdem wird das Gebäudeumfeld bepflanzt, damit das Regenwasser versickern kann. So wird der natürliche Wasserkreislauf aufrechterhalten und das Mikroklima begünstigt", so Sima.
Der Neubau schließt die in den 1990er-Jahren begonnene Standortstrategie von Wien Kanal ab. Ziel ist es, Kosten durch Standorte auf Grundstücken der Stadt Wien zu reduzieren. Mit der Übersiedlung der Wien-Kanal-Zentrale wird es statt ursprünglich zwölf Standorten nur noch drei geben: im 19., im 22. und bald eben auch im 23. Bezirk. Durch die Zusammenlegung von Werkstätten und Betriebsgebäuden können Synergien genutzt werden. Das gefällt auch Bezirkschef Bischof: "Wenn Wien Kanal dadurch Kosten einspart, die Baufirmen Arbeit haben und am Ende das Klima geschont wird, ist das eine Win-Win-Win-Situation."
2.500 Kilometer Kanal
Mit einer Leitungslänge von mehr als 2.500 Kilometern ist Wien Kanal Österreichs größter Kanalnetzbetreiber. Täglich werde etwa eine halbe Milliarde Liter Wiener Abwasser zur Simmeringer Hauptkläranlage transportiert – auch aus der Großmarktstraße, wurden doch die Behälter der ehemaligen Kläranlage Blumental nach ihrer Stilllegung als Speicherbecken für Hochwasser genutzt. Sie fassten 20 Millionen Liter und konnten pro Sekunde mit 3.000 Litern Wasser befüllt werden, wodurch die Belastung der Hauptkläranlage deutlich verringert wurde. Aber auch der Inhalt der Hochwasserbecken aus der Großmarktstraße floss irgendwann nach Simmering, um dort geklärt zu werden.
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