Lilienfelder mit 19 Vorstrafen vor Gericht
Bezirk Lilienfeld: Nachbar mit Kaffeehäferln attackiert
BEZIRK. Einen Antrag auf Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher stellte die Staatsanwaltschaft St. Pölten für einen 56-Jährigen aus dem Bezirk Lilienfeld, der im vergangenen Mai versucht haben soll, seine Nachbarn zu verletzen.
Häferl auf Kopf geschlagen
Ruhig und gefasst wirkte der Betroffenen während des Prozesses. Man habe ihn mittlerweile medikamentös gut eingestellt, meinte Verteidiger Ludwig Redtensteiner. Er müsse noch das Gutachten von Gerichtspsychiater Dietmar Jünger hinsichtlich des derzeitigen Zustandes des Mannes und der entsprechenden Gefährlichkeitsprognose abwarten. Im Mai sei der 56-Jährige jedenfalls nicht zurechnungsfähig gewesen.
„Der Alex war nimmer der Alex“, erklärte ein Nachbar, der, von der Polizei vorgeführt, sich darüber wunderte, dass er nach seiner Zeugenaussage selbst für seinen Heimweg zu sorgen hat. Lebhaft schilderte er, wie der Betroffene mit einer Tasche voll Kaffeehäferln auf den Hausflur kam, wo er sich mit anderen Bewohnern unterhielt. „Da hat er mir die Tasche viermal auf den Kopf geschlagen, ich bin gleich zu Boden gegangen“, so der Zeuge. Wenn ihm ein Rumäne nicht zu Hilfe gekommen wäre, „dann sitz i heut net da“, ist er überzeugt.
Haie in der Traisen
Es sei mit dem Alex auch von Tag zu Tag schlimmer geworden. So wollte er etwa Haifische in der Traisen rausholen, oder er hat sich in der Wohnung des Nachbarn hingelegt, nachdem er sich in der Tür geirrt hatte. Schlimm sei auch der Vorfall mit einem Obdachlosen gewesen. Dem habe der Alex zuerst eine Ohrfeige verpasst und dann den Vollbart des Opfers mit einem Feuerzeug angezündet, sodass der Bart geglost und geraucht hat. „Dann hat er ihm einen Arschtritt – Verzeihung – einen Popschtritt gegeben und gesagt, er soll verschwinden.“ Zuletzt sei er auch in die Wohnung des Nachbarn gestürmt, der beim Laptop saß, habe ihm eine Ohrfeige verpasst und den Laptop zerstört, vollendete der Zeuge seine Aussage.
Prozess vertagt
Der Mann mit dem Vollbart war der Zeugenladung nicht nachgekommen, der Richter musste den Prozess daher vertagen. Wie die Sachwalterin des 56-Jährigen, der als Kleinkrimineller bereits 19 Vorstrafen aufweist, im Anschluss an den Prozess erklärte, sei der Betroffene einige Wochen vor den Vorfällen mit einer unbehandelten Psychose aus der Haft entlassen worden und war mit der Coronasituation, mit der er in Freiheit plötzlich konfrontiert war, nicht zurechtgekommen. Der Alkohol, so Redtensteiner, habe dann nicht nur bei ihm sein Übriges beigetragen.
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